Spoerr/freenet: Rechne mit Einstellung der Insideruntersuchung
HAMBURG (Dow Jones-VWD)--Der Vorstand der freenet.de AG, Hamburg, glaubt nicht an einen Insiderhandel mit Aktien des Telekommunikationsunternehmens. "Uns sind keine Insidergeschäfte bekannt, und ich gehe davon aus, dass die Bundesanstalt ihre Untersuchungen einstellen wird", sagte Vorstandsvorsitzender Eckhard Spoerr am Dienstag Dow Jones Newswires. Der Vorstand sehe keine Basis für Insiderverstöße, da sich die Unternehmenszahlen im Rahmen der im Mai 2004 abgegebenen und später nochmals bestätigten Prognose bewegt hätten.
Da habe schon jemand Kenntnisse haben müssen, die nicht im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten und dies sei nicht möglich, sagte der Vorstandsvorsitzende. "Lediglich der Start des Aktienrückkaufprogramms war eine Neuigkeit", sagte Spoerr. Wie am Vortag bekannt wurde, unterzieht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) den Handel mit freenet.de-Aktien nun einer förmlicher Insideruntersuchung.
Die zuvor erstellte Analyse der Wertpapiertransaktionen im Zeitraum vor dem 9. August 2004 hätte Auffälligkeiten im Kursverlauf gezeigt, die auf Insiderhandel schließen ließen, begründete eine BaFin-Sprecherin am Dienstag die Ausdehnung des Verfahrens. Dabei werde aber nicht gegen das Unternehmen oder bestimmte Personen ermittelt. Vielmehr würden alle Aktienkäufe und -verkäufe untersucht, die in dem betreffenden Zeitraum erfolgt seien. Der Kurs der freenet.de-Aktie war einige Zeit vor Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 9. August unter Druck geraten und hatte deswegen die Behörde veranlasst, eine Analyse durchzuführen.
Der freenet.de-Vorstand wurde nach eigenen Angaben von diesen Untersuchungen überrascht. Er habe keine Kenntnis darüber gehabt, sagte Spoerr. Es sei durchaus üblich, dass das Unternehmen nicht informiert werde, erklärte die BaFin-Sprecherin. Schließlich werde nicht gegen das Unternehmen ermittelt. Für die Kursverluste der Aktie hat das Management einige Erklärungen. Zum einen sei die Aktie unter Druck gekommen, da der Vorstand am 8. Juli die Prognose für 2004 nur bekräftigt und nicht erhöht und zudem einen Umsatzkorridor bekannt gegeben habe, sagte Spoerr.
Zum anderen habe das Unternehmen etwas später auf Gerüchte über eine geplante Kapitalerhöhung mit einem klaren Dementi reagiert. Dies könnte Hedge-Fonds auf den Plan gerufen haben, sagte der Vorstandsvorsitzende. Ende Juli habe der Markt dann mit Verunsicherung auf Prognosen über die Entwicklung des DSL-Marktes in Deutschland reagiert. Dieses Gefühl sei Anfang August durch die Preiskampagne von T-Online für den Breitbandbereich noch verschärft worden. "Vielleicht ist die Aktie aber auch gesunken, weil bekannt wurde, dass die Vorstände im Rahmen des Optionsprogramms Anteilsscheine verkauft haben", sagte Spoerr.
In der jüngsten Vergangenheit habe sich immer wieder gezeigt, dass der Kapitalmarkt nicht mehr rational reagiere. Die Kursausschläge, die auf Tagesbasis verzeichnet würden, seien ungewöhnlich und nicht mit der Faktenlage zu begründen, sagte der Vorstandsvorsitzende. Der Kapitalmarkt in Deutschland sei sich derzeit einfach nicht sicher, wie ein Telekommunikationsunternehmen zu bewerten sei und habe eine unklare Einschätzung bezüglich der Entwicklung des DSL-Marktes. Dies kann der freenet.de-Vorstand nicht nachvollziehen. "Die aktuelle Geschäftsentwicklung verläuft erwartungsgemäß", sagte Spoerr. -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires; +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com (ENDE) Dow Jones Newswires/21.9.2004/kib/bb |