Übernahmeangebot für Freenet gestoppt von Volker Müller (Hamburg) Das geplante Übernahmeangebot von Drillisch und United Internet für den Mobilfunk- und Internetanbieter Freenet ist vom Tisch. Nach Angaben aus Bankkreisen hat die Finanzkraft der beiden Freenet-Wettbewerber dazu nicht ausgereicht. ANZEIGE Die Firmen, die über ihre gemeinsame Tochter MSP knapp 30 Prozent der Freenet-Anteile halten, suchen nun eine zweite Chance, einzelne Geschäftsfelder von Freenet zu erwerben. Ihr neuer Plan: Freenet gliedert das Mobilfunkgeschäft aus und verkauft dieses in einem ersten Schritt an Drillisch, während United Internet im zweiten Schritt das verbleibende DSL-Geschäft von Freenet übernimmt.
Drillisch-Chef Paschalis Choulidis arbeitet seit eineinhalb Jahren an dem Zusammenschluss mit MobilcomZuvor solle jedoch die Freenet-Tochter Strato mit dem Geschäftsfeld Webhosting veräußert werden. Ein knappes Dreivierteljahr nach der Fusion des Mobilfunkproviders Mobilcom mit seiner Internettochter Freenet wäre das norddeutsche Unternehmen damit wieder zerschlagen.
Ursprünglich hatten der Mobilfunkprovider Drillisch und der DSL-Anbieter United Internet geplant, Freenet vollständig zu übernehmen und erst anschließend aufzuspalten. Ende September hatten die MSP-Eigner in einer Börsenmitteilung noch verkündet, ihren Freenet-Anteil erhöhen zu wollen, das Unternehmen "gegebenenfalls auch vollständig zu übernehmen".
MSP lief zuletzt jedoch Gefahr, bei einem Übernahmeangebot zu viele Aktien angedient zu bekommen, rechneten Börsenprofis vor. Insidern zufolge war ein Angebot von etwa 22 Euro geplant - 20 Prozent über dem Kurs vor Bekanntwerden der Pläne. Dieses hätte Freenet mit insgesamt 2,1 Mrd. Euro bewertet und damit mindestens 300 Mio. Euro höher, als die Geschäftsfelder nach Expertenmeinung einzeln wert sind. Selbst ein Verlustvortrag von Freenet, der dem Käufer zugefallen wäre, hätte die Finanzierung nicht mehr retten können.
Verkauf an Telefónica hinfällig
Auch der frühere Plan von Freenet-Vorstand Eckhard Spoerr, sein Unternehmen an den spanischen Telekomriesen Telefónica zu verkaufen, ist hinfällig. Eine Delegation aus Madrid hatte sich dazu erst kürzlich mit dem Freenet-Vorstand in Hamburg getroffen. Zwar hätte Telefónica mit einem Kauf das äußerst schwache DSL-Geschäft seiner Tochter O2 gestärkt, die Spanier wären aber mit United Internet als Großaktionär unkalkulierbare Risiken eingegangen.
Drillisch und United Internet agieren nach FTD-Informationen zwar noch abgestimmt, aber wieder unter eigenem Namen. "Ein Gebot von MSP für die gesamte Freenet wird es nicht mehr geben", sagte ein Firmeninsider. Das Joint Venture MSP mit seiner Sperrminorität diene nur noch dazu, Einfluss auf den Freenet-Verkauf zu nehmen und unliebsame Wettbewerber abzuschrecken.
Die Strategie scheint zu fruchten. Für das DSL-Geschäft kommt als Käufer praktisch nur noch United Internet in Frage. Erst vergangene Woche hatten die BayernLB und die WestLB dem United-Chef Ralph Dommermuth grünes Licht für einen Kredit von bis zu 500 Mio. Euro gegeben. Drillisch-Chef Paschalis Choulidis hingegen kämpfte am Montag noch um frisches Geld bei den Banken.
Diesen Artikel jetzt anhören Gelänge Drillisch wie vorgesehen der Kauf des Mobilfunkgeschäfts von Freenet, dessen Wert auf bis zu 600 Mio. Euro geschätzt wird, wäre das Joint Venture MSP hinfällig. "United Internet würde dann Drillischs Anteile übernehmen und direkt 30 Prozent an der schlankeren Freenet", sagte ein Banker. Anschließend das DSL-Geschäft zu schlucken sei reine Formsache. Der Gesamtaufwand dieser Variante wäre geringer, sofern Freenet zuvor den Webhoster Strato abstößt. Ihn taxieren Banker mit 350 Mio. Euro.
Für den gesamten Plan ist allerdings Eile geboten. Steuerliche Verlustvorträge von Freenet lassen sich von einem Käufer nur noch nutzen, wenn die Übernahme noch im laufenden Jahr rechtskräftig wird. Der Verlustvortrag in Höhe von etwa 3 Mrd. Euro war durch den gescheiterten Versuch entstanden, den Freenet-Vorgänger Mobilcom zu einem Mobilfunknetzbetreiber auszubauen. Das Unternehmen stand danach finanziell am Abgrund.
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