Die Commerzbank hat nach Informationen des Handelsblatts eine interne Bad Bank für toxische Wertpapiere gegründet. Das Modell orientiert sich dabei an der Dresdner Bank, die eine derartige Abwicklungseinheit 2002 gegründet hatte. Commerzbank-Chef Martin Blessing sagte, er halte nichts von einer zentralen Bad Bank. Lösungen müssten eher institutsspezifisch sein. Die Commerzbank hat nach Informationen des Handelsblatts eine interne Bad Bank für toxische Wertpapiere gegründet. Quelle: apLupe
Die Commerzbank hat nach Informationen des Handelsblatts eine interne Bad Bank für toxische Wertpapiere gegründet. Quelle: ap
FRANKFURT. Eine Commerzbank-Sprecherin sagte, bei dieser Einheit handle es sich um einen Bereich, den es schon früher gegeben habe. Die Gruppe manage Wertpapiere und Kredite und reduziere nichtstrategische Portfolios. Um eine Bad Bank handele es sich dabei nicht, sagte sie.
Zum Bereichsleiter der "Devisional Restructuring Unit" wurde nach Handelsblatt-Informationen der 41-jährige Restrukturierungsexperte Vijay Radhakishun berufen, ein Spezialist für forderungsbesicherte Anleihen (Asset Backed Securities, ABS), der bisher bei Dresdner Kleinwort beschäftigt war. Die Restrukturierungseinheit ist dem Investment-Banking der Commerzbank zugeordnet.
Die Berufung Radhakishuns deutet darauf hin, dass es zunächst um die Verwertung komplexer Positionen geht, nicht um die Staatsfinanzierungssparte der Commerzbank-Tochter Eurohypo. Radhakishun war Leiter der New Yorker ABS-Gruppe der Deutschen Bank. Nach seinem Wechsel zu Goldman Sachs beriet er von 2002 bis 2004 die Dresdner Bank bei ihrer Abwicklungssparte IRU. Die Dresdner war damals die erste deutsche Bank, die so eine Sparte einrichtete. Eine interne Abwicklung entlastet die Commerzbank nicht von Risiken und bürdet in dieser Form dem Steuerzahler nichts auf. Der Schritt hat aber den Vorteil, dass die Abteilungen, die nichtstrategische Positionen auslagern können, den Kopf freibekommen für das Tagesgeschäft.
Blessing sprach sich zudem grundsätzlich dafür aus, eine Lösung für die von Abwertungen geplagten Staatsanleihen zu suchen. Davon betroffen ist das Staatsfinanzierungsgeschäft der Eurohypo. Finanzkreisen zufolge erwägt Blessing eine Kombination der Einheit mit Teilen der Hypo Real Estate.
Die Commerzbank-Tocher Eurohypo hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Finanzkreisen zufolge tiefrote Zahlen geschrieben. "Alleine in der Staatsfinanzierung wird voraussichtlich die Marke von einer Milliarde genommen", sagte ein Insider dem Handelsblatt. Hinzu kämen noch die Verluste aus dem Bereich Immobilienfinanzierung. "Ein Verlust von über einer Mrd. Euro klingt durchaus plausibel", sagte auch ein Analyst.
Damit hätte sich der negative Trend der ersten neun Monate 2008 fortgeschrieben. Zwar veröffentlichte die Eurohypo zuletzt zur Jahresmitte Geschäftszahlen. Laut Commerzbank lag das operative Minus alleine in der Staatsfinanzierung per Ende September aber bereits bei 819 Mio. Euro. Hinzu kamen zum damaligen Zeitpunkt 221 Mio. Euro Verlust in der gewerblichen Immobilienfinanzierung.
Zahlen für das Geschäftsjahr 2008 präsentiert die Commerzbank am 18. Februar. Das Institut wollte sich ebenso wie die Eurohypo nicht zu den Informationen äußern. "Das wesentliche Problem bei Staatsfinanzierern ist derzeit der starke Anstieg der Risikoaufschläge selbst bei Staatsanleihen einzelner westlicher Länder", sagt Fitch-Bankenanalyst Michael Steinbarth. "Das führt zu Bewertungsabschlägen und belastet letztlich das Eigenkapital." Im Schlussquartal habe die Branche vermutlich weitere erhebliche Belastungen zu verkraften gehabt.
Nimmt man das Volumen des Staatsfinanzierungsportfolios, das zur Jahresmitte bei rund 160 Mrd. Euro lag, wird deutlich, dass selbst prozentual geringe Wertberichtigungen massive Auswirkungen haben. Zumal zuletzt etwa selbst sichere geglaubte Staatsanleihen aus Ländern wie Italien, Griechenland oder Spanien deutliche Abschläge hinnehmen mussten.
Hinzu kommt, dass die 2007 übernommene Essen Hyp nicht nur auf Staatsanleihen setzte, sondern auch in größerem Umfang in Bankbonds investierte. Diese haben im Zuge der Finanzkrise noch weitaus stärker an Wert und Kreditwürdigkeit eingebüßt.
Die massiven Verluste im Bereich der Staatsfinanzierung dürften den Ausschlag für die angedachte Kombination der Eurohypo-Sparte mit der im gleichen Segment tätigen Hypo-Real-Estate-Tochter Depfa sein. Letztere gilt seit langem ohne staatliche Garantien nicht überlebensfähig, weil der Markt kein Vertrauen mehr in das Institut hat. Die Kombination beider Häuser sei aber nur eine Option, hieß es in Branchenkreisen. Es gebe noch keine Entscheidungen.
Nach Informationen aus Regierungskreisen laufen seit Wochen entsprechende Gespräche mit der Commerzbank-Spitze um Martin Blessing. Die Verhandlungen für den Bund führen vor allem die beiden Staatssekretäre im Bundesfinanzministerium, Axel Nawrath und Jörg Asmussen. Eingeweiht in die Überlegungen sei neben dem Kanzleramt auch Axel Wieandt, Chef der Hypo Real Estate (HRE).
"Eurohypo und HRE können auf Dauer nur überleben, wenn die Refinanzierungskosten für die langfristig laufenden Geschäfte mit den Staatsanleihen deutlich reduziert werden", sagte ein Insider. Es gehe dabei nicht um die Schaffung einer so genannten Bad Bank. Der Wert der Staatsanleihen sei zwar ebenfalls von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen, es handele sich aber keineswegs um toxische Wertpapiere. Ihre Refinanzierung zu den erstklassigen Konditionen des Bundes sei aber nur dann möglich, wenn die entsprechenden Produkte in eine Bank ausgelagert würden, die vollständig in Staatsbesitz sei, hieß es weiter.
Ziel der Bundesregierung ist mittelfristig offenbar eine Marktbereinigung im Bereich der Staatsfinanzierer. Gleichzeitig könnten die Bilanzen von HRE und Commerzbank nachhaltig entlastet werden. Denkbar ist auch, dass sich auch andere Banken unter den Schutzschirm eines staatlichen Staatsfinanzierers retten. ----------- Keine Kauf Empfehlung!! In der Vielfalt der Möglichkeiten und Antworten liegt der Schlüssel und die Weisheit der Massen. |