Fredl Fesls Humor-Therapie gegen Parkinson
Der bayerische Liedermacher feiert am Samstag in seiner Wahlheimat im Landkreis Altötting seinen 60. Geburtstag | | | Im angebauten Bastelzimmer begrüßt Fredl Fesl seine weit hergereisten Gäste mit einem Willkommensständchen auf dem großen Baritonhorn − kommt man von weniger weit her, gibt es zur Begrüßung ein Liedchen auf der kleinen Taschentrompete. (Foto: Willmerdinger)
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von Lisa Czapko Pleiskirchen. „Ihr kommts aus Altötting? Da habts ja nicht so weit gehabt zu mir, da gibt’s das Begrüßungslied auf einem kleinen Instrument.“ Fredl Fesl holt aus einer schwarzen Box eine etwa 30 Zentimeter kleine, blau schimmernde Taschentrompete, „und für diejenigen, die von weiter weg kommen, spiel ich das Willkommensständchen auf einem großen Instrument, dem Baritonhorn.“ Kurzer Anreiseweg - kleines Instrument, langer Anreiseweg - großes Instrument: Das ist Feslsche Logik. Am kommenden Samstag feiert der „bayerische humoristische Liedermacher“ seinen 60. Geburtstag.
„Ich habe nicht geraucht, nicht gesoffen“ „Eigentlich ist es ein Geburtstag wie jeder andere auch“, meint Fredl Fesl fast schon gleichgültig. „Aber gerade die runden Geburtstage müssen zum Feiern herhalten. Eigentlich wär ich lieber weggefahren, aber es haben sich schon so viele gemeldet, dass sie gerne was machen möchten. Jetzt wird halt gefeiert.“ Am 07.07.07 ab 07.07 Uhr beim Huberwirt in Pleiskirchen - mit vielen Überraschungsgästen. Die 60 hat keine große Bedeutung für Fesl: Seit der Diagnose der Parkinson-Krankheit vor zehn Jahren lebt er im Hier und Jetzt. Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, die zu Muskelstarre, Muskelzittern bis hin zur Bewegungslosigkeit führen kann. „Ich weiß nicht, was auf mich zukommt, ich weiß nur, was ich schon hinter mir habe. Daher zählt für mich die Gegenwart“, erklärt er seine Philosophie. Anfangs habe er sich oft die Frage gestellt: „Warum ausgerechnet ich? Ich habe nicht geraucht, nicht gesoffen und immer gesund gelebt.“ Fredl Fesl hat sich mit seiner Krankheit arrangiert, „das lässt sich nicht verdrängen. Und wenn es schlechter wird, dann hoffe ich, dass es langsam schlechter wird, damit ich mich daran gewöhnen kann.“ Dafür, dass die Krankheit schon vor zehn Jahren diagnostiziert wurde, sei es bisher relativ glimpflich verlaufen, sagt Fesls Ehefrau Monika. „Sehr dazu beigetragen hat der Humor. Wenn man oft miteinander lachen kann, ist das schon sehr hilfreich, gerade in einer Beziehung.“ Für die Zukunft wünscht sich Fredl Fesl, dass er möglichst lange auf seinem Einödhof in Häuslaign in der Nähe von Pleiskirchen (Lkr. Altötting) bleiben kann. Hier hat er sein endgültiges Zuhause gefunden - ein einsam gelegener Bauernhof ohne direkte Nachbarn, mit viel Platz und einem großen Bastelzimmer, fünf Hektar Grund mit selbst ausgebaggerten Weihern und vielen Obstbäumen. „Aus den eigenen Äpfeln machen wir Saft“, so die Fesls. „Und Schnaps“, fügt Fredl Fesl mit einem Augenzwinkern hinzu. „Aus freilaufenden Pflaumen, teils aus Boden- und teils aus Baumhaltung.“ Darüber muss er selber lachen: „Ich glaube, ich habe als Kind nicht genügend gespielt, das muss ich jetzt ausgleichen.“ Seine Kindheit hat Fredl Fesl in Grafenau in Niederbayern verbracht, mit neun Jahren zog seine Familie nach Greding in Mittelfranken, wo sein Vater die örtliche Blaskapelle leitete und seinem Sohn die erste musikalische Ausbildung angedeihen ließ. „Da ich immer spielen musste, hab ich es gehasst“, erklärt Fesl seine frühe Aversion gegen die Musik. Umso erstaunlicher ist es, dass er nach einigen Abstechern in andere Berufszweige letztendlich doch bei der Musik geblieben ist. Nach einem eher zufälligen Auftritt in der Münchner Kleinkunstszene 1971 ließ sich der gelernte Kunstschmied überreden, seinen Auftritt am nächsten Abend zu wiederholen. „Spaß hat es mir damals schon gemacht, aber ich hab da immer noch nicht daran gedacht, damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen“, beschreibt der Entertainer seinen Karrierebeginn. „Und von da an hab ich tagsüber in meiner Schmiedewerkstatt in Freising gearbeitet und nachts Blödsinn gemacht.“ Was dann folgte, könnte man eine Bilderbuchkarriere nennen. Fredl Fesl wurde bekannt und erfolgreich, seine aus Verlegenheit entstandenen weitschweifenden Ankündigungen der Lieder bescherten ihm unzählige Auftritte in allen Teilen Deutschlands. „Ich glaube, es gibt fast keinen Ort, an dem ich nicht gespielt habe.“ Dazu kamen Auftritte in Funk und Fernsehen, Schallplatten und etliche Werbe-Engagements.
Lichte Momente werden immer seltener Der Terminkalender für 2007 ist allerdings leer - Fesls Krankheit macht es mittlerweile unmöglich, längerfristig zu planen. „Manchmal wache ich nachts auf, da fühle ich mich so gut, dass ich zu spielen anfange“, erzählt er. „Doch das kann eine halbe Stunde später schon wieder vorbei sein, dann kann ich nicht mal mehr ,Hänschen klein‘.“ Diese lichten Momente, in denen er in gewohnter Virtuosität auf seinen Instrumenten spielt, würden leider immer seltener. Solange die Pharmaindustrie nichts erfindet, womit sich die heimtückische Krankheit besser steuern lässt, kann sich Fesl nicht vorstellen, nochmal auf Tournee zu gehen. Doch auch hier erhält er sich seinen Humor: „Zum Glück habe ich die letzten Jahre jeweils schon eine Frühjahrs- und eine Herbstabschiedstournee gemacht.“ Dennoch sei sein 60. Geburtstag kein Anlass, Bilanz zu ziehen: „Das mache ich jetzt auch nicht mehr als sonst, ich lebe bewusst in der Gegenwart, wahrscheinlich mehr als andere.“ Er steht auf, holt seine Gitarre und spielt „Mein Weib will mich verlassen“. Seine Frau Monika meint lachend, dass Fredl sie nur geheiratet habe, damit er dieses Lied singen kann. Nein, widerspricht Fesl mit blitzenden Augen: „Der Kunst wegen.“ Quelle: http://www.pnp.de/nachrichten/...Ausgabe=a&RessLang=bay&BNR=0
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