Der Nischenanbieter für „schöne Frankfurter Wohnungen“ will in jedem Jahr ein Immobilienportfolio an die Börse bringen und dabei den Schritt in andere Regionen wagen. Mit etwas Geschick und gutem Gespür für kurzfristige Kursbewegungen ließ sich in den vergangenen Wochen mit Immobilienaktien gutes Geld verdienen. Vor dem Hintergrund einer drastischen Korrektur waren und sind Tagesschwankungen im zweistelligen Prozentbereich keine Seltenheit. Besonders stark hatte es allerdings die Franconofurt AG getroffen, deren Aktie noch im Mai bei Höchstkursen von nahezu 20 Euro gehandelt wurde. Bereits vier Wochen später wollten die Anleger für die entsprechend volatilen Anteile der Frankfurter Immobiliengesellschaft nicht einmal mehr die Hälfte zahlen. Jetzt scheint sich das Blatt jedoch gewendet zu haben. Unbeeindruckt von der anhaltend nervösen Marktlage treibt Franconofurt den Börsengang ihrer 100%igen Tochtergesellschaft FranconoRheinMain AG voran. Noch in diesem Jahr soll das Portfolio aus Wohnimmobilien aus dem Rhein-Main-Gebiet an die Börse kommen. Geschehen soll dies im Zuge einer Privatplatzierung, für die bereits verbindliche Interessenbekundungen von „renommierten Adressen“ als Lead Investoren vorhanden seien, so Franconofurt. Näher Angaben, um wen es sich hier handeln könnte, machte das Management nicht.
Eigene Kapitalerhöhung liegt auf Eis Der Weg einer Privatplatzierung ist gerade in einem volatilen Umfeld sicherer als ein öffentliches Angebot, da sich die Nachfrage im Vorfeld leichter ermitteln lässt und das Risiko, dass das Projekt floppt dadurch niedriger ist. Zumal sich die Privatplatzierung als deutlich schnellere und günstigere Variante darstellt.
Während der Börsengang der Tochter also allem Anschein nach in den nächsten Monaten realisiert werden kann, bleibt Franconofurt selbst vom Marktumfeld nicht verschont. Die avisierte Erhöhung des Grundkapitals von 6,6 Mio. Aktien auf 9,9 Mio. Euro wurde zwar auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 3. Juli mit einer Frist von bis zu sechs Monaten beschlossen. Allerdings will das Management den Schritt nur bei einem besseren Börsenumfeld gehen. Gegenüber REITs in Deutschland bestätigt der Vorstandssprecher Metehan Sen, dass die geplante Kapitalerhöhung zunächst auf Eis gelegt und für „dieses Jahr eher unwahrscheinlich“ sei. Lediglich für den Fall einer deutlichen Markterholung könne er wiederum auf die Vorstandsagenda kommen.
Gewinn je Aktie soll auf 2 Euro steigen Vor dem Hintergrund der erst im Mai erfolgten Kapitalerhöhung sei man derzeit nicht auf weitere Maßnahmen angewiesen, betont der Vorstandssprecher. Die vor zwei Monaten zugeflossenen Mittel in Höhe von 22 Mio. Euro seien zum weitaus größten Teil für den Aufbau des Portfolios von FranconoRheinMain verwendet worden. Angesichts der überraschend hohen Geschwindigkeit, mit der dies derzeit geschehe, zeigt sich Metehan Sen zuversichtlich, dass „wir unser Ziel, jedes Jahr ein qualitativ gutes Produkt an die Börse zu bringen“, auch erreichen können. Allerdings stehe auch diese Vorgabe unter dem Vorbehalt des jeweils vorherrschenden Börsenklimas. Neben dem traditionellen Kerngeschäft der Aufteilung von Immobilienbesitz in guten Wohnlagen und der Weiterveräußerung als Eigentumswohnungen wolle man sich mit einem „handverlesenen Portfolio als Emissionsplattform“ positionieren.
Falls also die Pläne gelingen und die FranconoRheinMain AG einen erfolgreichen Börsengang hinlegen kann, dürfte auch die Anfang Juli abgegebene Prognose von mindestens 2 Euro Gewinn je Aktie für das Gesamtjahr – ohne Börsengang wurde ein Gewinn von 0,60 Euro je Aktie anvisiert – eingehalten werden können. Es sei zwar richtig, dass es sich dabei um einen einmaligen Effekt handele, sagt Metehan Sen, „aber diesen wollen wir ja im nächsten Jahr bei entsprechenden Marktbedingungen mit einem weiteren Börsengang bestätigen.“ Während das Portfolio der FranconoRheinMain AG nach dem Börsengang von geplanten 105 Mio. Euro zum Jahresende 2006 auf bis zu 250 Mio. Euro bis Ende 2007 aufgestockt werden soll, wird ein Teil der zu erwartenden zusätzlichen Eigenkapitalmittel nach Angaben des Unternehmens für das neue Projekt verwendet. Geplant ist ein Mietzinshaus-Asset Pool außerhalb des Rhein-Main Gebietes. Aktiv sei man gegenwärtig dort aber noch nicht, unterstreicht der Vorstandssprecher.
Aktienkurs steigt Die Aktionäre dürfen unterdessen wieder ein wenig durchatmen. Nach dem kräftigen Anstieg in der vergangenen Woche stabilisiert sich der Kurs derzeit bei der 12-Euro-Marke. Ob es sich dabei allerdings lediglich um einen Einmaleffekt oder um den Beginn einer nachhaltigen Entwicklung nach oben handelt, wird angesichts des neuen Geschäftsfeldes künftig mehr als je zuvor auch vom Geschick und guten Gespür der Vorstände für die Börse abhängen. |