Die Firma bleibt ihrer nun schon traditionellen Methode treu, den Investoren kurz vor den Zahlen die bitteren Pillen in relativ kleinen Dosen zu verabreichen, auf dass diese besser verdaulich wirken. Das Ganze hat sich leider schon wieder vorangekündigt und überrascht mich keineswegs - man ist ja mit dieser Horror-Aktie schon einiges gewohnt. Überraschend ist allerdings diesmal das doch recht kreative Wording in der Aussendung: Das "volatile" "Bestellverhalten' eines wichtigen Kunden wird hier angeprangert. Bereitet man damit schon die Anleger schonend auf den möglichen oder wahrscheinlichen vollkommenen Absprung dieses Kunden vor?
Wie auch immer, das Problem der Firma sind weiterhin nicht mangelnde Produktionskapazitäten, sondern schlichtweg weiterhin fehlende Kunden und Endabnehmer - simple as that. Damit steigt die Gefahr, dass man letztlich auf neuen Industrieruinen sitzen bleibt, umso mehr, wenn man - wie befürchtet - doch nicht mit den modernsten Produktionsverfahren Schritt halten kann. Ich habe jedenfalls ein ganz übles Gefühl mit dieser Aktie und mit dieser Firma. Und da ändert jetzt auch der Umstand nix daran, dass man sich jetzt mal durch das recht erfolgreiche Verscherbeln des Familiensilbers in punkto Liquidität und Eigenkapitalquote kurzfristig die notwendige Luft zum Atmen verschafft hat. Langfristig wird die Luft aber wieder dünner, wenn man es jetzt nicht bald schafft, die anstehenden strukturellen Probleme zu bewältigen - und das alles vor der heraufdräuenden Verschärfung des Wirtschaftskrieges des Westens mit China - insbesondere dann, wenn Trump die US-Wahlen gewinnt. Da wird es dann nämlich nicht so sein, wie Dividendius meint, dass ATS beide Märkte gleichzeitig bedienen wird können (mit den großen Wachstumschancen im chinesischen Raum), sondern man sich wohl entscheiden wird müssen, mit wem von beiden man schlussendlich Geschäfte macht. Und da ist es kein Vorteil, wenn ATS quasi als chinesische Firma wahrgenommen wird - wenn es hart auf hart geht, bleibt die Firma in den Augen der Chinesen westlich und in den Augen des Westens leider zumindest "halb" chinesisch. Und da rede ich wie gesagt noch gar nicht mal von den Herausforderungen der Glassubstrate und der Frage, ob die Firma diesbezüglich mithalten kann. |