Passt alles nicht zusammen.
Leute, ich bin ein unverbesserlicher Optimist und habe im Rahmen meines WDI-Investments eine Riesensumme verloren.
Es liegt mir fern mich öffentlich auszuheulen. Jeder Anleger ist anders drauf, unterscheidet sich bezüglich Erfahrung und Temperament und muss sein Risiko selbst managen. Wir sind alle erwachsen.
In allen persönlichen Auswertungen von zugänglichen Informationen (Presse, Foren, IR-WDI u.ä.) und den daraus folgenden Abwägungen hatte ich für mich die Wahrscheinlichkeiten eines positiven Ausgangs / Gewinns um einiges höher eingeschätzt als einen nachhaltigen Verlust. Einen Crash, wie er sich aktuell darstellt, hätte ich nicht für möglich erachtet.
Natürlich weiß ich, dass es schwarze Schwäne geben kann, Corona, Betrug u.ä. und es ist mir klar, dass man sich, bei aller Risikobereitschaft zumindest soweit absichern muss, dass man den schwarzen Schwan überlebt.
Ich hatte in den vergangenen 1,5 Jahren mehr Angst, dass mir die Kurse nach oben weglaufen, als vor einem Crash. Aus diesem Grunde bin ich überwiegend mit OS-Calls unterwegs gewesen um zu erwartenden Cash-Zufluss für günstige Kaufkurse abzusichern. Wenn ich den doppelten Preis für etwas zahlen muss, was ich eventuell auch zur Hälfte bekomme, dann ist das für mich auch Verlust. Glück für mich im Fall WDI war, dass ich das Geld gar nicht so schnell beschaffen konnte, wie ich es investieren wollte.
Wirtschaftlicher Erfolg bemisst sich bei mir nicht nur im Vergleich meines Einsatzes zum jeweiligen eventuell positiven Ergebnis eines Zeitpunkt X sondern immer auch am eventuell Möglichen. 200% entgangener Gewinn ärgern mich mehr als 50% Verlust, beides fliest durch persönliche Wahrscheinlichkeitsszenarien in die Anlageentscheidung mit ein.
Trotz meines unwahrscheinlich hohen Verlustes mit WDI, kann ich im gesamten Rückblick meiner bisherigen Investitionen glücklicherweise immer noch feststellen, dass eine überzogene Ängstlichkeit bei Investitionen an der Seitenlinie mir insgesamt weniger wirtschaftlichen Erfolg gebracht hätte, als ab und zu auch mal seinen eigenen risikobehafteten Abwägungen zu wahrscheinlichen Erfolgen zu folgen. Wobei ich mir ein WDI-Desaster auch nicht öfters leisten kann und möchte.
Nun, letztendlich müssen wir all die eigenen und fremden Fehler im Fall WDI analysieren und in künftige Anlageentscheidungen mit einfließen lassen.
Was mich im Fall WDI weiterhin stört und unbedingt aufgeklärt gehört sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) nachstehende Aspekte:
-§ist es schlüssig, dass über einen Zeitraum von 5 Jahren in allgemein zugänglichen Medien massive Betrugsvorwürfe erscheinen und diese nur durch Kleinanleger (Basher und Pusher) in Anlegerforen kontrovers diskutiert werden?
-§WDI verfügt über eine große Belegschaft, Führungskräfte und natürlich einen Vorstand, welcher zu diesen Vorwürfen informiert war und diese sicherlich aktiv hinterfragt hat. Wenn nicht, wäre der Schluss, dass alle Beteiligten und der gesamte WDI-Vorstand unendlich dumm oder kriminell sind.
-§WDI verfügt über einen Aufsichtsrat, welcher zu diesen Vorwürfen informiert war und diese sicherlich aktiv hinterfragt hat. Insbesondere der neue AR, Thomas Eichelmann sollte eigentlich nicht einem eventuell verschworenen Vorstand hörig gewesen sein. Wenn nicht, wäre der Schluss, dass alle Beteiligten des AR, incl. Eichelmann unendlich dumm oder kriminell sind.
-§Deutschland verfügt über eine Bafin, Staatsanwaltschaften, Finanzämter und sonstige Behörden, welche zu diesen Vorwürfen informiert waren und diese sicherlich aktiv hinterfragt hat bzw. dies bei der Brisanz hätte tun müssen. Wenn nicht, wäre der Schluss, dass alle Beteiligten, unendlich dumm oder kriminell sind.
-§WDI hatte Gläubiger und Großinvestoren, welche zu diesen Vorwürfen informiert waren und diese sicherlich aktiv hinterfragt haben bzw. dies bei der Brisanz der Vorwürfe und dem eingesetzten Kapital hätten tun müssen. Wenn nicht, wäre der Schluss, dass alle Beteiligten, Gläubiger, Investoren, unendlich dumm oder kriminell sind.
-§Es standen Vorwürfe von Geldwäsche im Raum, welche man über die TPA und einem Netzwerk von Scheinfirmen betreiben kann. In der Dimension, wie das für WDI möglich gewesen wäre und auch für jeden Zahlungsabwickler möglich ist, müssten neben den v.g. Prüfern und Beteiligten auch geheimdienstliche Behörden Ermittlungen aufgenommen haben um eben Kriminalität, Waffenhandel und Terrorismusfinanzierung präventiv zu bekämpfen. Wenn nicht, wäre der Schluss, dass auch die Geheimdienste unendlich dumm oder kriminell sind.
-§Es standen Vorwürfe von Roundtripping und nicht nachweisbarem Cash im Raum, welches man über die TPA und einem Netzwerk von Scheinfirmen betreiben und ausweisen kann. Keiner der v.g. und natürlich die Wirtschaftsprüfer, wären jemals auf die Idee gekommen, mit einem der WDI-Verantwortlichen gemeinsam einen Treuhänder oder eine Bank aufzusuchen um sich Verträge und Bankbestätigungen im Beisein von RA, Notaren oder diplomatischen Vertretern zweifelsfrei nachweisen zu lassen.
§Wenn nicht, wäre der Schluss, dass die ganze Welt unendlich dumm oder kriminell ist und Moral nur etwas für die Kleinen ist.
-§Ich selbst habe am 17.06. in Erwartung eines positiven JA 2019 eine weitere größere Tranche in WDI in gesteckt.
§Bis auf die Aussage des LilaLauneBärs vom 10.06.2020 gab es keine Adhoc oder glaubhafte Aussage, dass der das Testat verweigert werden könnte.
§Der JA 2019 war definitiv am 17.06. fertig, die Verweigerungsgründe allen offiziellen Beteiligten bekannt.
-§Ich habe mich tagtäglich mit den Kursen von WDI beschäftigt, die Ausschläge der voran gegangenen Shortattacken beobachtet und registriert. Die zeitgleichen oder nachgeschobenen Presseberichte habe ich als max. als Begleitmusik der Shortattacken gesehen, jedoch nie als Auslöser.
§Das die Hedgefonds / größeren Leerverkäufer nicht nur auf Annahmen und Presseberichte agiert haben und dabei entsprechende Risiken eingegangen sind steht für mich fest. Sie haben es gewusst, wie all die v.g. Beteiligten, die hätten handeln müssen auch.
Seriöse Anleger, die meisten Kleinanleger sind dies, können nicht nach nicht verifizierbaren Presseberichten handeln. Das wäre unverantwortliche Spekulation. Man kann solche Presseberichte bis zu einem gewissen Grad in sein Risikomanagement einfließen lassen, handeln tut man nach Zahlen und fundamentalen Aussichten unter Berücksichtigung des allgemeinen Marktes, der Peergroup und verifizierbaren Angaben.
Wenn nun ein so massives Wegschauen aller v.g. Beteiligten, Vorenthalten von Informationen, AdHoc-Meldungen usw. auftritt, das Geld der zumeist deutschen Kleinanleger risikofrei an die Hedgefonds umverteilt wird und die einzige deutsche Firma, die eventuell das Potenzial und die Vision zu einem marktrelevanten Finanzinstitut und Daten verarbeitender weltumspannender Plattform gehabt hätte, mit einem Tritt in den Boden gestampft wird, sei mir die Frage die nachstehende Frage erlaubt:
Sind wir und die v.g. wirklich alles Kleinkriminelle auf der Suche nach der schnellen Mark. Haben wir wirklich alle keinen Bock mehr unsere mindestens notwendigen Angelegenheiten ordnungsgemäß zu regeln, zu prüfen und zu überwachen?
Wer regiert die Welt und wem nutzt das ganze Desaster hier wirklich ??????
Der Verweis auf gierige Kleinanleger, die zu blöd sind ein angemessenes Risikomanagement zu betreiben ist mir zu einfach und reicht mir definitiv nicht.
Wie von hgschr und Orpheus27 bereits richtig vorgeschlagen, sollte dringend darauf geachtet werden, dass sich ein Teil der Politik dieser Angelegenheit annimmt. Dabei geht es mir persönlich weniger um finanzielle Entschädigung (ich stehe auch zu meinen falschen Entscheidungen), sondern vordringlich um lückenlose Aufklärung.
Entscheidungen durch Behörden, Juristen, Großinvestoren oder auch dem WDI-Konzern selbst, die zu einer Zerschlagung oder für Enteignung und Vertuschung geeigneten Struktur geeignet sind, müssen wirksam boykottiert werden. Das ist auf dem Rechtsweg nicht möglich. Derartiges kann, wenn überhaupt, nur durch politischen Druck entstehen.
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