Freitag, 8. September 2006 Immobilienboom Manhattan nur für Reiche - noch
Wie eine Stadt in der Stadt erheben sich an der Ostseite Manhattans 110 düstere Hochhäuser. Der Komplex, der in den 40er Jahren für Weltkriegsveteranen gebaut wurde, wirkt anonym und abweisend, und doch ist er überaus gefragt. Denn auf Grund einer Mietpreisbindung ist dies einer der letzten Orte, an dem Lehrer, Beamte und andere Mittelständler im Zentrum New Yorks wohnen können. Doch nun soll die Anlage für fast fünf Milliarden Dollar (3,9 Mrd. Euro) verkauft werden, und die 25 000 Bewohner befürchten, dass der neue Eigentümer die Mieten dann anheben wird. Die Preise für eine Eigentumswohnung in Manhattan haben sich in den vergangenen zehn Jahren fast vervierfacht. Eigentumswohnungen unter einer Million Dollar sind praktisch nicht mehr zu haben. Und dabei darf man sich dann keineswegs eines der legendären Apartmenthäuser am Central Park vorstellen -eher eine Einzimmer-Wohnung mit kleinem Fenster zum Hof. Am oberen Ende der Skala werden Preise von über 40 Millionen Dollar gezahlt.
Dadurch ist Manhattan zu einer Insel der Reichen geworden. Man muss nur an einem beliebigen Werktag eine der zahllosen After-Work-Partys auf einer Hochhausterasse besuchen: Alle Gäste sind gestylt, als wären sie gerade für eine neue Folge von "Sex and the City" hergerichtet worden. Die Frage, die alle bewegt, ist natürlich: Können die Immobilienpreise immer weiter steigen oder ist dies -wie der "Economist" meint -"die größte Spekulationsblase der Geschichte"? Die Meinungen gehen weit auseinander. Zurzeit diskutieren die Experten den "Herengracht-Index". Der niederländische Professor Piet Eichholtz hat dafür die Entwicklung der Hauspreise am teuersten Kanal von Amsterdam über 400 Jahre zurückverfolgt. Das Ergebnis: Es kommt immer wieder vor, dass sich Hauspreise binnen einiger Jahre verdoppeln oder gar verdreifachen. Aber genauso geschieht es, dass sie stark sinken. Bei Abzug der Inflation ist der Wert der Häuser an der Herengracht von 1628 bis 1973 gerade einmal um 0,2 Prozent gestiegen. Für Mieter natürlich kaum ein Trost. Der Zusammenbruch des Immobilienmarktes wird schon seit Jahren vorhergesagt, aber bisher ging es immer weiter nach oben. Und wer in letzter Zeit eine Wohnung gekauft hat, kann natürlich nur beten, dass die Katastrophe ausbleibt. Würden die Hauspreise landesweit einbrechen, hätte dies eine schwere Rezession zur Folge -daran zweifelt niemand. All die Hausbesitzer, die sich zurzeit für Multimillionäre halten, würden sich dann auf einen Schlag arm fühlen und ihre bisherige Konsumfreude auf Pump drastisch zügeln. Immerhin gibt es einige Anzeichen dafür, dass der Markt den Höhepunkt erreicht haben könnte: Zwar steigen die Preise noch immer, aber langsamer -und es dauert länger, bis die Wohnungen verkauft werden. Wäre dies nicht der angemessene Moment, das Eigenheim zu Geld zu machen und etwas zu mieten? Die meisten New Yorker denken nicht so, sie wollen ihr eigenes Stück Manhattan oder Brooklyn nicht hergeben. Als ein wohlhabender Arzt kürzlich von einem Scheidungsrichter dazu verurteilt wurde, sein prachtvolles Stadthaus in Manhattan zu verkaufen und seine Frau auszuzahlen, sprengte er sich lieber mitsamt der Immobilie in die Luft. Christoph Driess/ DPA
p.s.: *träum* geile Stadt!!!!!!! __________________________________________________ VIVA ARIVA! |