Aktien-Indizes
Angesichts der kräftig gestiegenen Kurse in den letzten Wochen und Monaten und mit Blick auf die bereits zum Teil erreichten neuen Mehrjahreshochs auf der Aktien-Seite, verwundert es nicht, wenn Marktteilnehmer auf der einen Seite Argumente für Gewinnmitnahmen suchen, angesichts der intakten Trends andere wiederum Kursrückschläge zum Einstieg nutzen. So auch gestern, nachdem bereits der Vormittag in Europa verhalten leichter verlief und schließlich die Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise zu Abgabedruck führte. Diese gingen im September stärker zurück als erwartet, allerdings verzeichnete die Kernrate einen deutlichen Anstieg. „Die Kern-PPI-Zahl, die schlechter als erwartet ausfiel, war eine frühe Entschuldigung für einige, schnell Gewinne zu machen“, sagte ein Händler von Heritage Capital gestern Abend. Weiter unterstrich er jedoch, dass im Anschluss daran einige „unterinvestierte Bullen“ kamen und die Verkäufe zum Einstieg nutzten. Fundamentales Argument hier: Hinweise auf eine Erholung des Immobilienmarktes. Nach einer Erhebung des Immobilienfachverbandes NAHB und Wells Fargo hat sich die Stimmung unter den Immobilienbauern stabilisiert. Der gemeinsam erstellte Index stieg im Oktober erstmals wieder an, nachdem der zuvor acht Monate lang ununterbrochen nachgegeben hatte.
Am Ende prägte das gestrige Kursverlaufsbild der europäischen und US-amerikanischen Indizes zunächst Kursverluste per Schlusskurs im Vergleich zum Montagsschluss, weiterhin schwarze Tageskörper (Eröffnung oberhalb des Schlusskurses), sowie ausgeprägte Lunten auf der Unterseite der Tageskörper.
Die Kernfrage bleibt dennoch: sahen wir nun gestern den Beginn einer Reaktion, auf die wir seit Tagen warten? Oder war dies wieder nur ein Eintagesgeplänkel auf dem Weg nach oben? Technisch gesehen, sind weder in den von uns analysierten US-Indizes, noch in Europas Börsenbarometern die jüngsten intakten Aufwärtstrends in ihrem Bestand gefährdet.
Renten-Futures
Die Kursentwicklung der Renten-Futures (hier am Beispiel des FGBL, sowie der Futures auf den US-T-Bond 10 und 30 Jahre), ist dagegen bisher eher eine Enttäuschung. Enttäuschung zumindest, wenn man auf eine nachhaltige Erholung setzt. Sehen wir uns alle drei Kursverläufe an, müssen wir festhalten, dass die Erholungsansätze derzeit zwar ganz klar den Sachverhalt der „Konsolidierung“ erfüllen – mit allen chart- wie markttechnischen Konsequenzen – über das jeweils errechnete minimale Korrekturpotential bisher jedoch nicht hinausgekommen sind. Sehen wir uns die Kursverläufe beider, von uns analysierter US-T-Bond-Futures an, müssen wir sogar festhalten, dass im Grunde mit Ausbildung des gestrigen Tageskörpers sogar schon fast ein Tagesmuster vorliegt, was man als „Ende“ der Konsolidierung bezeichnen könnte, mit Potential der Wiederaufnahme des Abschwungs.
Im FGBL wollen wir in der Interpretation nicht ganz so weit gehen, aber auch hier fällt auf, dass Erholungen des Kurses immer wieder auf Abgabedruck treffen und bisher den Widerstand im Bereich um 117.50 nicht überwinden konnten.
Bezogen auf den Bund-Future heißt das für uns:
(1) bisher bestätigt die laufende Kursentwicklung des Bund-Futures, dass die nun schon fünf Tage anhaltende Konsolidierung noch immer nicht beendet ist und der Bereich um 117.50 tatsächlich massiven Widerstandscharakter trägt, was in der praktischen Konsequenz für uns bedeutet, dass ….
(2) … wir die Zone zwischen 116.95 und 117.50 als „neutralen Trading-Bereich“ interpretieren. Dies bedeutet, dass wir entweder nur kleine Positionierungen eingehen, bzw. uns ganz fernhalten. Größere strategische Positionsaufbauten stellen wir zurück, solange ein Ausbruch aus der Konsolidierung heraus noch nicht erfolgt ist.
(3) interessant ist, dass auch der FGBL das errechnete minimale Reaktionspotential, im Bezug auf die Wegstrecke des bisherigen Abwärtsimpulses auf Basis des Tagescharts nicht ausgeschöpft hat, was auch hier streng genommen eine hohe statistische Wahrscheinlichkeit offen hält, dass nach Abschluss der Reaktion sich der Abschlag fortsetzt.
Somit ist für uns wichtig: die 116.95 ist unser derzeitiger Trigger für eine weiterführende Short-Spekulation. Sollte dieses Niveau im Dezember-Kontrakt unterschritten werden, gehen wir short, den Stop-Kurs platzieren wir mittig der Konsolidierungszone.
Sehen wir uns den Kursverlauf des FGBL an, fällt auf, dass der nächst tiefere, potentielle Unterstützungsbereich um 116.81 / 116.69 liegt (wobei der 116.81 die analytisch höhere Bedeutung zukommt). Kommt es demnach zu einem Bruch der 116.95, ist es im Grunde nicht weit bis zur nächst tieferen Auffanglinie, doch unterstellen wir im Falle des Falles eine gesteigerte, erneut anspringende Schwungkraft auf der Unterseite. Argumentieren wir mit Maßstäben aus der klassischen Formationslehre, müssten wir sogar ein Kurs-Ziel unter 115.50 definieren, wenn es denn zum Bruch der 116.95 käme. Statistisch lässt sich die Trefferquote dieser Aussage jedoch nicht belegen bzw. überprüfen.
Im gestrigen Handelsverlauf (Zertifikatshandel) partizipierten wir zum Teil am intraday-Kursanstieg des FGBL. Hier half uns eine bestehende Trading-Long-Position vom Montag, die wir nach oben hin auflösten und deren Restbestand mit Gewinn um 14:30 Uhr ausgestoppt wurde, nachdem der FGBL kurzzeitig in Verbindung mit der Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise absackte. Wir sind für den heutigen Handelsstart im Bund-Future nicht positioniert.
DAX
Widerstände: 6189 (u); Unterstützungen: 5962 / 5944 (u), 5869 / 5857 (ü), 5755 (u), 5729 (u), 5608 / 5593 / 5580 (u);
War der gestrige Abschlag alles, was wir im Bezug auf eine Reaktion im DAX erwarten können, oder geht da noch etwas? Die ausgeprägte Lunte im FDAX hält diese Frage vorerst offen, ebenso die Tatsache, dass der DAX im Zuge des gestrigen Abschwungs, gemessen über unseren Kombinationsindikator aus RSI und Bollingerband, von ursprünglich „überkauft“ in den „überverkauften“ Bereich gerutscht ist.
Wiegt man alles „Für“ und „Wieder“ miteinander ab, ist wahrscheinlich die wirklichkeitsnächste Antwort auf die Frage, dass wir hierzu den heutigen Tag abwarten müssen. Eine Zwischenerholung des DAX, was im Zusammenhang mit dem überverkauften Zustand zu erwarten wäre, hat der FDAX in den letzten Handelsstunden des gestrigen Tages vollzogen. Setzt sich heute jedoch erneut Abgabedruck durch, steigen die Chancen auf weitere Kursverluste deutlich an.
Da die Frage des „Für“ und „Wieder“ demnach aktuell kaum seriös beantwortet werden kann, sollten wir vielmehr überlegen, wie wir dieser Frage unter praktischen Gesichtspunkten begegnen.
Beginnen wir zunächst mit einer kurz gehaltenen Marktdiagnose:
- Aufwärtstrend auf Tages- und Wochenbasis unverändert intakt; - markttechnisch wird der Aufwärtstrend noch immer bestätigt (long-set-up) - kurzfristig überverkauft (!); - Kurs ist noch „weit“ von der Trendlinie entfernt;
Sehen wir uns in einem zweiten Schritt das gestrige Tagesmuster im FDAX an: das, was übrig blieb, gibt vorerst nichts mehr her. Im gestrigen Handelstagebuch wiesen wir auf eine mögliche over-night Long-Positionierung hin, die heute Morgen zur Markteröffnung wieder geschlossen werden sollte (over night gap). Tatsächlich kam diese Position nicht mehr zum Tragen, nachdem der FDAX so stark aufgeholt hatte. Das Regelwerk besagt: schließt der FDAX unterhalb der durchschnittlichen True Range der letzten drei Handelstage, gehen wir long und stellen am Folgetag zur Markteröffnung wieder glatt. Seit 1991 ist dieser Fall im FDAX 320 mal aufgetreten, die Trefferquote für einen Gewinnabschluss des Trades liegt aktuell bei 62,19%, Profit-Faktor 1,71. Hätte man diesen Ansatz kontinuierlich genutzt, wären seit 1991 zwei Verlustjahre aufgetreten (1992 mit minus 1,02 Prozent und 1994 mit 0,84 Prozent). Bestes Jahr war 1998 mit 12,22 Prozent Gewinn. Leider zog der FDAX bereits in der gestrigen letzten Stunde kräftig an, so dass per Schlusskurs der Trigger bereits knapp überschritten wurde und kein Kauf mehr möglich war.
Zudem wurde unsere kleine, verbliebene Tagesshort-Position, welche wir noch mit 6186 im Buch hatten, im Zuge der Erholung bei 6170 (Stop-Kurs) geschlossen.
Jetzt sind wir im FDAX neutral.
Für heute achten wir zunächst wieder auf die Eck-Trades, obwohl es aktuell eher so aussieht, als würde kein Eck-Trade greifen. Dennoch, der Vollständigkeit halber können Sie diese in unserer Systemhandelstabelle unter www.wagner-wertpapier.de einsehen.
Inwieweit sich intraday ein spekulativer Positionsaufbau ergibt, besprechen wir gegebenenfalls im Handelstagebuch.
Unterstellen wir, der DAX korrigiert tatsächlich weiter, d.h., er verliert auch heute an Boden. Dann stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit des Abschwungs und die Frage nach einer (Aufwärts-) Trendgefährdung. Beachten Sie bitte, die derzeit gültige Trendbegrenzungslinie verläuft heute im Bereich um 5993.
Hierzu wenden wir wieder unsere Beurteilung über errechnete Korrekturpotentiale an. Das Anlegen der Korrekturpotentiale an die gesamte Wegstrecke des Aufwärtstrends seit Juli 2006, macht für unsere kurzfristige Marktbeurteilung keinen Sinn. Vielmehr berechnen wir diese auf die bisher letzte Phase des Aufschwungs, in der die Schwungkraft, die es ja zu messen gilt, „frischer“ ist. Wir unterstellen, dass das Anlegen der grundlegenden Wegstrecke ab der Zwischenkonsolidierung (knapp oberhalb der 5870) Ende September Sinn macht. Man könnte auch auf die Zwischenkorrektur bis etwa 5737 Anfang September zurückgreifen, doch schätzen wir ein, dass der eigentliche Anstieg an Schwungkraft erst nach der Zwischenkonsolidierung einsetzte.
Ungeachtet dessen, berechnen wir beide Korrekturpotentiale, betrachten aktuell aber das erste „Dreiergespann“ als das analytisch wichtigere und setzen das zweite „Dreiergespann“ alternativ daneben (Orientierungscharakter).
Unterstellen wir die Wegstrecke ab dem 22. September mit Tagestief bei 5857 bis zum Hoch vom Montag, berechnen sich die Reaktionspotentiale wie folgt:
6079 / 6063 Minimumkorrektur 6023 Normalkorrektur 5984 / 5968 Maximumkorrektur
Alternativ, mit Wegstrecke ab dem 11. September bei 5737 bis Montag dieser Woche, berechnen sich die (Orientierungs-) Reaktionspotentiale wiederum wie folgt:
6034 / 6012 Minimumkorrektur 5958 Normalkorrektur 5904 / 5882 Maximumkorrektur
In beiden Fällen wurde mit dem gestrigen Abschwung das errechnete minimale Reaktionspotential nicht erreicht, somit ist bisher der Grundtenor positiv. Schafft der DAX tatsächlich nicht mehr auf der Unterseite, unterstellen wir mit über 70 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass sich der Aufwärtstrend nach Abschluss der Reaktion fortsetzt.
Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!
Uwe Wagner Gruß Moya |