Respekt statt Schadenfreude 03.09.09 Was mussten wir in letzter Zeit nicht alles über Frau Schickedanz, die Großaktionärin der Arcandor AG lesen. Mit der Insolvenz des Warenhauskonzerns verlor sie einen Großteil ihres Vermögens. Zu besten Zeiten war ihr Aktienengagement mehr als 3 Mrd. Euro wert. Geblieben sind jetzt noch ca. 20 Mio. Euro. Sogar eine Spendenbox wurde von Mitarbeitern des Konzerns aufgebaut.
Da schwang viel Häme und Schadenfreude mit. Einigen Gruppen schien es geradezu Freude zu bereiten, dass einer der Vermögenden dieses Landes ins Straucheln kommt und abstürzt. Wenngleich Frau Schickedanz mit Sicherheit nicht in den Abgrund fallen, sondern sanft aufgefangen wird.
Und dennoch muss man ihr zu Gute halten, dass sie unbeirrbar bis zum Schluss an dem Arcandor-Engagement fest gehalten hat. Während andere wie Sal. Oppenheim sich noch anderweitig bedienet haben. Das mag rein wirtschaftlich gesehen nicht klug gewesen sein. Aber es spricht für Überzeugung und Beharrlichkeit. Und so hat sie die Schlagzeilen, die ihr in vielen Gazetten, beinahe hasserfüllt entgegenschlagen, nicht verdient.
Man sollte die Mitarbeiter und diese Schreiber darauf hinweisen, dass Frau Schickedanz schon viel früher aus dem Engagement hätte aussteigen und damit weite Teile des Vermögens retten können. Das hat sie nicht getan. Und das kam den Mitarbeitern am Ende auch zu Gute. Auch, wenn die Insolvenz wohl unausweichlich war.
Und die Tatsache, dass sie mit z.B. Herrn Middelhoff u.a. auf die falschen Personen gesetzt hat, geht auch in die Leere. Ich möchte den sehen, der sich noch nie auf einen Ast gestützt hat, der nicht gebrochen wäre. Und sich in Menschen geirrt hätte. Der Vorteil von jenen ist nur, dass sie zu unwichtig sind, als dass der Strahl der Medien auf sie gerichtet wird.
Und so frage ich mich schon manchmal, warum in unserem Land einerseits eine so große Freude am persönlichen Misserfolg zu verspüren ist. Und andererseits erfolgreiche Menschen der Neid missbilligend auf dem Fuß folgt. Woran liegt’s? Andere Länder machen es uns doch vor, dass es auch anders, nämlich genau umgekehrt geht.
Und so stelle ich fest, dass es im Scheitern auch Größe gibt. Und zwar immer dann, wenn jemand für seine Verhältnisse sein Bestes gegeben hat. Es aber nicht ausgereicht hat. Das ist tragisch.
Diejenigen aber, die ihrer Schadenfreude freien Lauf lassen, sollten sich fragen, ob sie selbst bereit gewesen wären, bis zum Schluss an einem Vermächtnis und seiner Überzeugung festhält. Aus anderen als rein finanziellen Gründen.
Wer unternehmerisch tätig wird, kann Erfolg haben aber auch Misserfolg. Schön aber und gut für uns alle, dass es Leute gibt, die sich dennoch diesem existenziellen Risiko aussetzen. Von dem wir übrigens alle über den daraus resultierenden Wohlstand etwas haben. Denn mit Gewerkschaftsforderungen allein, ist es nicht getan. Und so gilt mein Respekt auch Frau Schickedanz.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hohe Renditen.
Ihr Norbert Lohrke |