Ich bin das beste Beispiel und mache gerade einen Lernprozess durch. Am Freitag hatte ich die Chance mit einem EUR 700,00 Gewinn auszusteigen. Das Problem der meisten "Kleinanleger" ist ja, dass sie auf schnelle und höhere Gewinne hoffen. Was aber in den meisten Fällen nicht funktioniert. Es gibt immer nur den klaren Blick zurück ("Hätte ich doch mal...") und keinen klaren Blick nach vorne.
Wir haben nun eine kleine Fraktion der glücklichen Früheinsteiger, die den aktuellen Verlauf entspannt sehen können, aber die meisten sind ja an Positionen eingestiegen, wo es schwierig wird, einen vernünftigen Ausstieg zu planen. Ich z.B. bin bei ca. EUR 11,50 rein. Die bisherige Entwicklung ab diesem Zeitpunkt hatte mir keine Möglichkeit gegeben, einen realistischen SL zu setzen, der mir trotzdem einen akzeptablen Gewinn ermöglicht. Dazu kommt noch das Problem, dass ich das Geld nicht sofort wieder für einen tieferen Einstieg zur Verfügung habe. Nun ticke ich genauso, wie viele Aktienzocker: ich hoffe auf einen deutlichen Anstieg mit einer Möglichkeit SL nachzuziehen und im ungünstigen Fall rauszufliegen, aber eben mit Gewinn. Die richtige Taktik wäre aber im "Worst Case" den Verlust einzuplanen, bevor man die Hälfte verliert und dann dazu verdammt ist, die Aktie auszusitzen. In der Hoffnung, alles wird doch gut.
Die Frage ist aber dann: wofür der Stress der letzten Wochen, um am Ende mit Verlust auszusteigen? Also setze ich wieder auf Risiko und hoffe auf den nächsten Anstieg. Ich muß mir nun das Ziel setzen, dass die kleinen Gewinne zählen und nicht der erhoffte große Gewinn. 12% in einem Monat ist doch super. Aber nein: Gier frisst Hirn. Diese Regel ist aus gutem Grund entstanden. Jetzt wird es aber eng. Denn der Freitag war ja mal wieder ein Klassiker. Der nächste Event und selbst wenn es gute Nachrichten gibt, sollte man vorsichtshalber Gewinne mitnehmen, wenn man es an diesem Tag kann. Aber nein. Ignorieren und dann kotzen, wenn es wieder runter geht. Nun bleiben noch 2 Tage bis zu den Zahlen und wenn bis dahin mein Depot nicht im Gewinn oder bei +/- Null ist, werde ich es wieder mal aussitzen.
Die Ironie der Story ist, dass ich durch Apple EUR 3.500,00 verloren habe und dort extrem enttäuscht raus bin, um bei BB mein Glück zu versuchen. Eine Menge Freunde von mir haben mit Apple verdammt viel Geld gemacht und ich bin natürlich letztes Jahr zum falschen Zeitpunkt eingestiegen, nachdem ich jahrelang die Aktie im Fokus hatte, aber kein Investkapital zum besseren Zeitpunkt. Nun bin ich an einem Punkt, wo ich mit der Apple-Aktie nicht schlechter stehen würde, wenn ich einfach das Geld dort gelassen hätte.
Die Moral der Geschichte? Ich wechsel die Aktie, schaue täglich auf den Kursverlauf, verpasse einen guten und schon fast logischen Ausstieg und habe am Ende nicht wirklich was gewonnen. Wäre ich bei Apple geblieben, gäbe es auch diese 10 Minuten Posting nicht und auch keinen BB-Achterbahnfahrt, die mir wieder mal ein paar graue Haare mehr beschert haben.
So long, ihr Glücksritter :-) |