Fehlinvestitionen vermeiden Es müssen nicht immer Daimler-Aktien sein Vermögensexperten schätzen, dass nur jedes zwanzigste deutsche Depot dem Risikoprofil und den Renditeerwartungen des Inhabers entspricht. Größter Fehler: Zuviel Emotion. Von Daniel Eckert
"Ich bin eine Gefahr für mich selbst", heißt es in einem aktuellen Hit der Pop-Charts. In abgeschwächter Form machen diese unangenehme Erfahrung immer wieder Anleger, die sich im Nachhinein über die unbefriedigende Wertentwicklung ihres Portfolios ärgern. Denn nicht in jedem Fall sind überteuerte oder schlecht konstruierte Bank-Produkte die Performance-Killer im Portfolio. Gar nicht mal selten steht auch die Psyche des Investors dem eigenen Anlageerfolg im Weg. "Depots, die wir neu übernehmen, weisen oft eine große Einseitigkeit auf und decken sich gar nicht mit den selbst formulierten Geldanlagezielen der Mandanten", stellt Joachim Paul Schäfer von der Münchner Vermögensverwaltung PSM fest. Vermögensexperten schätzen, dass nur jedes zwanzigste deutsche Depot dem Risikoprofil und den Renditeerwartungen des Inhabers entspricht.
Fehler Nummer 1: Mangelnde Streuung
Ein Übermaß an Risiko fangen sich Anleger zum Beispiel durch mangelnde Streuung ihrer Investments ein. So sind in bundesrepublikanischen Depots zum Beispiel überproportional viele Aktien von Automobilkonzernen vertreten. Nach einer Untersuchung des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) finden sich in durchschnittlich vier Prozent aller Privatanlegerdepots Autowerte wie DaimlerChrysler oder VW. Im Weltindex MSCI Word - der Messlatte für sämtliche professionelle Investoren - haben die Titel der Kraftfahrzeughersteller jedoch gerade einmal eine Gewichtung von 0,3 Prozent. "Die relativ hohe Zahl von Beschäftigten in der Autobranche führt zu einer intensiven öffentlichen Berichterstattung. Das wiederum verleitet viele Privatanleger dazu, die Bedeutung dieses Sektors zu überschätzen", formuliert Gabriel Layes vom IVA. Diese Einseitigkeit kann spätestens dann nach hinten losgehen, wenn Autowerte - wie bei diesem zyklischen Sektor nicht unüblich - eine längere Durststrecke durchleiden und der Anleger gerade dann Kasse machen muss.
Fehler Nummer 2: Ausgeprägte Heimatverbundenheit
Insgesamt bringt die Bevorzugung vertrauter Werte aus dem eigenen Land - Experten nennen diesen Effekt auch "Home Bias" - häufig Probleme mit sich. Schließlich betrachten Profis die regionale Streuung als eines der wesentlichen Prinzipien zur Risikoreduzierung, getreu dem Motto: Lege nie alle Eier in einen Korb ist.
Wie ausgeprägt die Bevorzugung des Heimatmarkts ist, offenbart ein Blick in deutsche Privatdepots: Nach einer Untersuchung des Instituts Tetralog ist in 35,2 Prozent aller Portfolios die T-Aktie enthalten, Daimler-Chrysler findet sich in 28,4 Prozent und Allianz in 21,9 Prozent der Fälle. Zwar muss es nicht generell verkehrt sein, sich auf solche Anlagen zu konzentrieren, über die man am besten informiert ist. Allerdings geht die Wette auf das Bekannte oft eben nicht auf. So hätten viele der Anleger mit hohem T-Aktien Anteil selbst nach den Verlusten der Jahre 2000 bis 2003 noch gut daran getan, ihre Telekom-Papiere in einen Dax-Indexfonds zu tauschen. Wer hingegen unbeirrt an seinen rosaroten Papieren festhielt, verschenkte seither beachtliche 93,1 Prozentpunkte Rendite (die hohe Dividende des Rosa Riesen eingerechnet). In konkreten Zahlen heißt das: Von 10 000 Euro, die Anfang 2003 in T-Aktien angelegt waren, sind heute noch 9900 Euro übrig, aus der gleichen Summe wurden, in ein schnödes Dax-Zertifikat investiert, rund 19 200 Euro. Auch mit den nächstpopulärsten Aktien haben Anleger zum Teil beträchtlich schlechter abgeschnitten als mit dem Index (siehe Grafik). Erschwerend kommt hinzu, dass sich Anleger aus Anhänglichkeit schwer tun, ewige Renditekiller aus dem Depot zu werfen. So ist es wohl zu erklären, dass ein gutes Fünftel der hiesigen Privatinvestoren noch Nokia-Titel hält, obwohl der Stern dieser einstigen High-Tech-Ikone längst gesunken ist.
Fehler Nummer 3: Zuviel Emotion
Ähnliche Phänomene wie bei Aktien lassen sich auch Festverzinslichen, Renten- und Immobilienfonds sowie anderen Asset-Klassen beobachten, allerdings ist die Performance-Erosion hier oft schleichender als bei Aktien und fällt deshalb weniger ins Auge. "Viele Depots sind vollkommen unsystematisch zusammengestellt", resümiert Vermögensprofi Max Schott aus Stuttgart. Dabei fielen Anleger die Fehler oft wie Schuppen von den Augen, wenn man sie auf die Gefahren aufmerksam mache. Tatsächlich zeigen Studien, dass professionelle Asset Manager eine höhere Rendite erzielen als Private, eben weil sie das Thema Geldanlage strategisch und weniger emotional anpacken.
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