Fit wie die Profis
 Federn lassen beim Badminton
 Von Michaela Rose
 Badminton hat den Nimbus des sanft schwebenden Federballs, der gemütlich hin- und hergespielt wird. Völlig falsch! Denn Federball ist eine rasante Sportart mit knallhartem Training inklusive Vorbildcharakter - selbst für die DFB-Kicker. sport.ARD.de hat das Damen-Nationalteam beim Training in Mülheim beobachtet.
|

Techniktraining am Fließband

Mit einem satten "Pffft!" sausen die Bälle über's Netz. Boris Reichel steht auf einem kleinen Kasten, neben sich eine Batterie von Federbällen. Fast im Sekundentakt schlägt der Co-Bundestrainer des Damen-Nationalteams die gänsebefederten Geschosse zur Spielerin in der anderen Spielfeldhälfte. Pffft! Pffft! Pffft!
Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Mindestens 500 Federbälle liegen in der Mülheimer Turnhalle verstreut. Die bringen es im Aufschlag immerhin auf eine Spitzengeschwindigkeit von rund 380 Stundenkilometer. Ist "Federball" für solch ein Tempo nicht ein wenig despektierlich? "Manche haben ein Problem damit, aber ich sage oft: Ich geh' mal ein bisschen Federball spielen", lacht Michaela Pfeiffer, frisch gekürte EM-Bronze-Medaillengewinnerin mit der Damen-Mannschaft, während sie die flotten Spielbälle aufsammelt.
Federn lassen beim Badminton


Der Badminton-Zirkel

Schnell bauen die acht Spielerinnen die Netze ab und klauben die Spielbälle auf, eine fegt die überall rumliegenden Federfetzen zusammen. Großreinemachen für den folgenden Krafttrainingszirkel. Nicht gerade das beliebteste Workout bei den 21- bis 26-jährigen Damen. Ob Gewichtsball, Theraband oder Therapiekreisel - jedes Gerät, das der Trainer aus dem Turnhallenfundus hervorkramt, wird mit einem missliebigen Kommentar bedacht, der den jeweiligen Anstrengungsgrad erahnen lässt. Nicht schnödes Gewichte stemmen ist gefragt, sondern ein auf aktuellen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhendes Trainingskonzept: koordinatives Krafttraining.

Bloß nicht schlapp machen

"Klassisches Krafttraining wird unserer Sportart nicht gerecht, weil wir im Spiel immer springen und laufen", erläutert Trainer Boris Reichel. "Beim Balancetraining haben wir den Gleichgewichtsfaktor immer dabei. Das Resultat: Wir trainieren nicht nur effektiver, sondern erreichen zudem ein höheres Kraftpotenzial und verringern extrem die Verletzungsrate." Eine Erkenntnis, die Jürgen Klinsmann beim DFB hart umkämpfen musste, als er im vergangenen Jahr das Training der Kicker umkrempelte. Boris Reichel schmunzelt: "Wir setzen diese Methode schon seit zweieinhalb Jahren erfolgreich ein."