https://go.guidants.com/ Egmond Haidt (heute 17:18) Nasdaq verbucht im April stärksten Einbruch seit Oktober 2008, ist damit im Bärenmarkt – S&P500 fällt in Nähe des 52-Wochen-Tiefs – Warten auf Fed-Sitzung Die US-Aktienmärkte stehen seit Anfang April unter kräftigem Verkaufsdruck. Einerseits bekommen S&P 500 (4.132,532 Pkt -3,63 %) und Nasdaq Composite (12.334,64 Pkt -4,17 %) von den stark steigenden US-Zinsen Gegenwind. Andererseits läuft die Quartalssaison gerade bei den Technologiewerten enttäuschend, so sind die Papiere von Apple Inc. (157,71 $ -3,62 %) nach der Zahlenvorlage eingeknickt, jene von Amazon.com Inc. (2.485,63 $ -14,05 %) sind geradezu kollabiert. Umso nervöser warten Investoren auf die Fed-Sitzung am kommenden Mittwochabend.
Einen herben Kurseinbruch hat der US-Aktienmarkt am Freitag, 29. April verbucht: So ist der S&P500 um 3,6 Prozent nach unten gerauscht und liegt damit um 13 Prozent unter dem Rekordhoch von Anfang Januar und nur noch knapp über dem 52-Wochen-Tief. Der Nasdaq Composite ist um 4,2 Prozent eingeknickt und liegt damit um 23,2 Prozent unter dem Spitzenwert vom November 2021. Damit ist der Index in einem Bärenmarkt. Er liegt vor bei einem Kursrückgang um mindestens 20 Prozent gegenüber dem vorherigen Hoch.
Für den Ausverkauf haben einerseits die schwachen Zahlen und gerade der Ausblick von Amazon gesorgt, woraufhin die Aktie um 14,1 Prozent kollabiert ist – das ist der größte Einbruch seit Juli 2006. Damit liegt das Papier auf dem niedrigsten Niveau seit Juni 2020.
Gleichzeitig ist Apple nach der Zahlenvorlage um 3,7 Prozent eingeknickt, vor allem weil der iPhone-Hersteller gewarnt hat, dass die Lieferschwierigkeiten im laufenden Quartal den Umsatz um 4 bis 8 Mrd. Dollar belasten könnten. Die Nachrichten von Amazon und Apple haben viele andere Technologiewerte mit nach unten gerissen, wie Microsoft Corp. (277,52 $ -4,18 %), Meta Platforms Inc (200,47 $ -2,56 %), NVIDIA Corp. (185,47 $ -6,24 %), Alphabet Inc. (Class C) (2.299,33 $ -3,72 %) und Intel Corp. (43,59 $ -6,94 %).
Wie die Aussichten für die Technologiewerte, sowie S&P500 und Nasdaq sind, werde ich in der nächsten Sendung von „Euer Egmond“ am Dienstag, 3. Mai, präsentiert von BNP Paribas Zertifikate analysieren. Die bislang letzte Sendung vom 26. April finden Sie hier.
Stark steigende US-Zinsen belasten Technologiewerte überproportional
Andererseits haben die deutlich steigenden US-Zinsen die US-Aktienmärkte am Freitag einmal mehr belastet. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um 4 Basispunkte (0,04 Prozentpunkte) auf 2,89 Prozent gestiegen und liegen damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit Dezember 2018. Je stärker die US-Zinsen steigen, umso stärker werden die hochbewerteten Technologieaktien nach unten gedrückt, weil die erwartet stark steigenden Gewinne umso stärker abdiskontiert werden. Daher ist der Nasdaq Composite im April mit 13,3 Prozent - das ist der größte Einbruch seit Oktober 2008 - deutlich stärker nach unten gerauscht als der S&P500, der um „nur“ 8,8 Prozent nachgegeben hat.
Grund für den kräftigen Zinsanstieg war der sogenannte „Employment Cost Index“ (ECI). Er ist ein Barometer für die Lohn- und Gehaltsentwicklung in den USA, inklusive Sonderzahlungen. Im ersten Quartal ist der ECI um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen – das war der stärkste Anstieg seit Anfang der 2000er-Jahre und hat die Inflationssorgen der Investoren geschürt, worauf die Fed umso aggressiver reagieren müsste. Volkswirte hatte hingegen ein Plus von „nur“ 1,1 Prozent vorhergesagt.
Mit den steigenden US-Zinsen nehmen zudem die Konjunktursorgen der Investoren rapide zu. Ich habe wiederholt gewarnt, dass die hochverschuldete und damit stark zinssensitive US-Wirtschaft innerhalb weniger Monate in eine Rezession abgleiten dürfte. Am Freitag ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen um 3 Bp auf 0,19 Prozent gesunken. Je geringer der Zinsaufschlag wird, umso mehr trüben sich die Aussichten für die US-Wirtschaft ein. Je mehr sich der Aufschlag der Nulllinie nähern sollte, umso mehr werden bei Investoren die Warnlampen für die US-Konjunktur angehen.
Wenn der Zinsaufschlag negativ werden sollte, die Zinsstrukturkurve also erneut invers werden sollte, wäre das, wie wenn Investoren Brief und Siegel bekommen, dass eine Rezession mit großen Schritten heraufzieht. Daher gilt es diesen Indikator weiter genau im Auge zu behalten.
Rückschlaggefahr für DAX steigt
Der Kurseinbruch bei S&P500 und Nasdaq hat am Freitag auch den L&S DAX (13.910,00 Pkt -0,50 %) mit nach unten gerissen. Nachdem er den Handelstag um 17.30 Uhr mit einem Anstieg um 0,8 Prozent bei knapp unter 14.100 Punkten abgeschlossen hatte, ging es nachbörslich bis auf leicht über 13.900 Punkte abwärts, womit der Index am Tagestief schloss. Bei anhaltendem Abwärtsdruck bei S&P500 und Nasdaq – wovon ich ausgehe - sollte der DAX zügig in Richtung des März-Tiefs bei rund 12.500 Punkten tendieren.
Denn im DAX sind die Zykliker deutlich höher gewichtet als in vielen anderen Indizes. Wenn sich die Aussichten für die US- und die Weltwirtschaft weiter rapide eintrüben – laut der monatlichen Fondsmanagerumfrage der Bank of America ist eine mögliche weltweite Rezession der größte Risikofaktor für die Märkte – dürften Investoren, gerade ausländische, bei Zyklikern aus dem DAX schnell den Verkaufen-Knopf drücken.
Umso nervöser warten Investoren auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend. Einen Ausblick darauf und die möglichen Auswirkungen auf S&P500, Nasdaq, DAX und Gold werde ich in der nächsten Sendung von „Euer Egmond“ machen.
Einkaufsmanagerindex für US-Industrie oben auf der Agenda
Am kommenden Montag, 2. Mai steht erst einmal um 16 Uhr der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, den das Institute for Supply Management (ISM) veröffentlicht, stark im Fokus der Investoren. Sollte die ohnehin sehr hohe Preiskomponente weiter steigen, würde das die Inflationssorgen der Investoren weiter schüren und die US-Zinsen weiter nach oben treiben.
Ich werde vor allem auf die Komponente mit den Auftragseingängen aus dem Ausland achten. Sie ist üblicherweise ein hervorragender Frühindikator für den Einkaufsmanagerindex insgesamt und war im März von 57,1 Punkte auf 53,2 Punkte eingebrochen. Mich würde ein weiterer Rückgang für April nicht überraschen, was signalisieren würde, dass sich die Weltwirtschaft weiter abschwächt. Das sollte meiner Meinung nach für neuen Gegenwind bei S&P500, Nasdaq und DAX sorgen.
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