Ich melde mich mal kurz zu Wort - da ich ganz gerne nach Anregungen suche, bin ich über die Rohstoff-Abteilung hierher gekommen. Interessant!
Ebenfalls kurz zu Trump: Da sage ich nur "Venire contra factum proprium" oder "Verhalten gegen den eigenen Anschein", eigentlich ein juristischer Begriff, passt aber hier.
Es ist schon ein Unding, dass Trump Opfer der Medien sein soll. Umgekehrt - Trump hat die Medien perfekt instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dabei hat er permanent ausgetestet, wie weit er gehen kann, der institutionalisierte Tabubruch sozusagen gegen Konventionen. Natürlich immer nur im Sinne der Zu-kurz-Gekommenen der US-Gesellschaft, von denen es mehr als reichlich gibt. Ich meine das ehrlich: Geniale PR-Strategie. Es handelt sich bei diesem Vorgehen nicht nur um den Verstoß gegen die "political correctness" (was auch immer das sein soll), sondern schlicht und einfach um schlechtes Benehmen gegen die Regeln des Anstands und der Höflichkeit, also ureigene konservative Werte. Damit hat er Vorwürfe des Rassismus, der Frauenfeindlichkeit und der Verachtung von Minderheiten gegen sich hervorgerufen, jetzt einmal abseits der Ethik eine absolut erwartbare Reaktion eines Teils der Öffentlichkeit (und damit natürlich nicht nur der Medien, er hat sie ja nur benutzt).
Dieser Mann steht im Prinzip für gar nichts außer sich selbst. Er will den Staat massiv zu Investitionen anhalten, Steuern senken, die Staatsverschuldung senken, er will die Zinsen erhöht sehen. Wie er das machen will, sagt er nicht. Wenn ich eine Minute Zeit in einer "Wünsch-Dir-was-Welt" hätte ohne die Pflicht, dafür ein Konzept aufzustellen, wäre ich auch darauf gekommen. Kann man ja mal so sagen. Und dann den Rest der Zeit nur auf die Fehler "der anderen" einschlagen, auf das Establishment, auf das System und dann noch ankündigen, dass man im Fall der Niederlage diese nicht anerkennen werde - das ist nicht nur Demagogie, das ist Erpressung. Oder vielleicht nur ne Show, die gut funktioniert (das ist fast schon zu hoffen!).
Jetzt nach der Wahl wollte er ja eigentlich die Korruption beseitigen und die Interessensgruppen in Washington DC ausschalten. Was macht er? Ins Transition Team wird erstmal die Familie geholt, die auch noch seine Geschäfte weiter führen soll. Proteste gegen ihn sind erst unfair, dann zeugen diese aus seiner Sicht von einer tollen Gesinnung der Demonstranten für das Land. Das erste politische Gespräch hat er ja übrigens gerade mit Nigel Farage geführt (dabei will ihn alle Welt sehen, um zu erfahren, was er vor hat, siehe oben), einem Demagogen, der mit nachweisbar falschen Fakten in UK polarisiert hat. Das Beste: nach dem Volksentscheid, als UK für kurze Zeit so etwas wie ein politisches Vakuum entstanden ist, hat sich Farage einfach aus dem Staub gemacht hat, um auf Kosten des Steuerzahlers seine Zeit in Brüssel als EU-Parlamentarier zu verbringen. Klasse. Das ist eine Leistung, die muss man erstmal hinkriegen.
Zu "DEN Medien": Alle Medien sind doof, lügen, sind korrupt. Klar doch. Ganz im Sinne von Trump - einfacher Slogan, zieht gut. Und alle haben Beweise, haben alles schon erlebt.
Erstens: Es gibt nicht DIE Medien, ich weiß bis heute auch nicht, was "Mainstream-Medien" sein sollen. Aber da gibt es bestimmt handfeste Kriterien (die mir bis heute noch niemand verraten hat). Pauschales Einschlagen auf einen wichtigen Pfeiler unserer Demokratie nenne ich das. Typisch bei diesem Vorgehen: Aus einer Handvoll Einzelbeispielen (mit Beweisen natürlich) wird systematisch auf einen Missstand geschlossen. Schöne einfache Welt.
Zweitens: Kein Medium hat ja von sich behauptet, fehlerfrei zu sein (leider werden "die Medien" da sehr stark mit den Umfragen vor der Wahl einfach gleichgesetzt). Ich habe mich übrigens zum Thema der Berichterstattung aus dem Ausland öfters mit Korrespondenten unterhalten. Wir können froh sein, dass es in den USA und in Europa diese einmalige Struktur an öffentlich-rechtlichen und privaten Medien gibt (die öffentlich-rechtlichen Medien haben auch eine sehr wichtige Funktion für die privaten, aber das würde hier zu weit führen). Leider sind unabhängige Medien auf dieser Welt stark auf dem Rückzug, die Berichte von Organisationen wie "Reporter ohne Grenzen" und anderen sind wirklich alarmierend. Das gilt auch für Medien in Russland, Polen, Ungarn und sehr stark aktuell in der Türkei. Trump hat übrigens US-Medien mehrfach unverhohlen gedroht. Auch eine neue Form, in einer Demokratie einen Diskurs für das eigene Programm aufzubauen.
Eins noch zu "venire contra factum proprium": Auch ich mache mir um die Entwicklung des Klimas ernsthaft Sorgen (Trump nennt das ja "Wetter", weil "es mal heiß, mal kalt ist", den Unterschied kennt er also noch nicht). Habe mir zum Klimawandel einige wissenschaftliche Berichte durchgelesen und mich dazu auch selbst weiter gebildet (war sehr schwer, da ich kein Mathematiker bin). Deswegen fahre ich z.B. aktuell einen Gebrauchtwagen mit einem Drittel-Mix-Verbrauch von 5,8 Litern auf 100 km (immer noch zuviel). Da ich auf dem Land wohne, kann ich auf das Ding nicht verzichten. Wenn die Börse es hergibt, werde ich in spätestens 3 Jahren auf einen Stromer umsteigen. Verfügbare LCA-Berechnungen zeigen, dass trotz der Emissionen zur Herstellung der Batterie netto immer noch weniger Emissionen anfallen.
So Long. Uns allen viel Glück.
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