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Vorstandschef Schöttler: Intershop "hat es geschafft"
Als "Mann der alten Ökonomie" wurde Jürgen Schöttler auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland vorgestellt. Im Pressegespräch mit Thomas Bille von der MDR-Kulturwelle "Figaro" und dem Wirtschaftsjournalisten Holger Schmidt von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" musste der Vorstandschef der Intershop Communications AG zunächst aber wieder einmal über den "Neuen Markt" sprechen, über die Ende des Jahres 2000 geplatzte Internet-Börsenblase und den damaligen Hype um Intershop.
"Intershop hat es geschafft, das ist klar. Wir fühlen uns stark genug, für 2006 ein positives Ergebnis vorherzusagen.", sagte Schöttler, der seit April 2002 damit beschäftigt ist, das Software-Unternehmen aus Jena in trockene Tücher zu bringen.
Zur Wende bei Intershop werde auch ein neues Geschäftsfeld beitragen, gab sich Schöttler überzeugt. So werden mittlerweile komplette Internet-Shops für den Mittelstand angeboten, nicht allein die nötige Software, sondern - in Kooperation mit anderen Unternehmen - auch alle weiteren Versandhandels-Prozesse. Hier werde kurzfristig über neue Kunden berichtet, kündigte Schöttler an. Auf Dauer werde das Fullfillment auch kein Nischengeschäft bleiben, sondern einen deutlichen Anteil an Umsatz und Gewinn haben.
Die Vision und das mittlerweile weiter entwickelte Produkt der Gründer um Stephan Schambach seien damals richtig gewesen, doch etwas zu früh gekommen, sagte der heutige Unternehmenschef . Natürlich seien viele Fehler gemacht worden. Um den Verkauf habe sich kaum jemand gekümmert, die Kunden hätten sich das Produkt quasi selbst abgeholt. Auch habe es bei Intershop nicht die richtigen Berater und zu wenig kritische Leute gegeben.
Heute gebe es noch immer viel Frust, weil viele Menschen viel Geld mit Intershop verloren hätten, räumte Schöttler ein. Auch die aus jugendlicher Leichtfertigkeit zu hoch getragene Nase der Intershopper habe viel Frust erzeugt. Noch heute spüre man das, und andere Unternehmen zögerten deswegen, mit Intershop nun Geschäfte zu machen.
Auch Medien hätten an dem Hype mitgewirkt, sagte Schöttler. Sie hätten nicht darauf geachtet, dass Gewinne ausbleiben und statt dessen als Qualitätsmerkmal angepriesen, wie viel Geld eine Firma verbrenne. Schöttler beobachtet ähnliche Entwicklungen auch heute. Der mit viel Werbung und Kauf-Empfehlungen von Prominenten betriebene Börsengang der Fluggesellschaft Air Berlin etwa habe ihn durchaus erstaunt.
Angesprochen auf die Börse sagte Schöttler, diese habe Vor- und Nachteile. Eine Reprivatisierung von Intershop wäre allerdings zu teuer gewesen. Wenigstens habe man als bisher einziges deutsches Unternehmen ein Delisting von der US-Börse Nasdaq geschafft und eine Deregistrierung durch der US-Börsenaufsicht SEC. Allerdings bleibt die Börse für Intershop wichtig. Nur mit der Börse sei es möglich gewesen, durch Kapitalmaßnahmen und eine Wandelanleihe Anfang des Jahres 2005 das bis dahin ständig klamme Unternehmen zu sichern. Andernfalls würde es Intershop heute wohl nicht mehr geben. MTM (Kristian Schulze)
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