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METRO übernimmt deutsche Wal-Mart
Seite 1 von 1
neuester Beitrag: 10.01.08 12:49
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eröffnet am: | 28.07.06 09:12 von: | taos | Anzahl Beiträge: | 14 |
neuester Beitrag: | 10.01.08 12:49 von: | Skydust | Leser gesamt: | 21159 |
davon Heute: | 7 | |||
bewertet mit 11 Sternen |
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28.07.2006 08:53 MEZ
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Von Brigitte Koch und Ulrich Friese
05. September 2005
Im deutschen Einzelhandel herrscht seit zehn Jahren Wachstumspause. Mit 365 Milliarden Euro setzte die Branche im vergangenen Jahr so viel um wie Anfang der neunziger Jahre. Damals zehrten die Einzelhändler noch vom Elan der Wiedervereinigung. Heute weisen sie gegenüber dem europäischen Wettbewerb die mit Abstand schwächste Umsatzentwicklung auf.
Für gedrückte Konsumlaune in Deutschland sorgen die hohe Arbeitslosigkeit, Angst vor Arbeitsplatzverlust und die schrumpfende Zahl kaufkräftiger Erwerbstätiger, die heute um rund 2 Millionen unter der Zahl des Jahres 1994 liegen. Gestiegene Aufwendungen für Wohnen und Energie, Gesundheit sowie Altersvorsorge drücken ebenfalls auf die Kaufkraft. Der Anteil der privaten Konsumausgaben, der dem Einzelhandel zugute kommt, ist kontinuierlich geschrumpft. Er macht weniger als 30 Prozent aus, vor zehn Jahren lag er noch bei einem Drittel.
Auf Schnäppchenjagd dressiert
Doch es ist nicht nur der unlustige, vom Handel selbst auf Schnäppchenjagd dressierte Kunde, der die deutsche Handelslandschaft in trübem Licht erscheinen läßt. Der Einzelhandel hat Strukturprobleme. Vor allem die Überkapazitäten wiegen schwer. In Deutschland kommen auf eine Million Einwohner fast 250 Lebensmittel-Einzelhandelsfilialen mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern. In Großbritannien sind es nur 110 Geschäfte, in Frankreich 120. Jedem deutschen Einwohner stehen doppelt so viele Quadratmeter Einkaufsfläche zur Verfügung als in Großbritannien.
Entsprechend hart wird der Kampf um Kunden und Marktanteile geführt. „Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über die wohl größte Zahl an preisbewußten Verbrauchern“, sagt Martin Sorrell, Chef der britischen WPP Group, des zweitgrößten Werbeagentur-Konzerns der Welt. Aus diesem Umstand ergibt sich, daß es um die Ertragssituation des heimischen Einzelhandels schlechter bestellt ist als anderswo: Müssen sich deutsche Lebensmittelhändler heute mit Umsatz-Renditen zwischen 0,5 und 2 Prozent begnügen, weisen Konkurrenten in Großbritannien 5 bis 7 Prozent vor.
Wal-Mart macht in Deutschland Verluste
Der profitabelste Vertreter ist der britische Supermarkt-Betreiber Tesco, der eine operative Rendite von mehr als 10 Prozent erwirtschaftet und den Lebensmittelhandel in Großbritannien mit mehr als 30 Prozent Marktanteil dominiert. Erst mit deutlichem Abstand folgen die zum amerikanischen Einzelhändler Wal-Mart gehörende Asda-Gruppe (Anteil: 16,5 Prozent) und Sainsbury (15,9 Prozent). Im Gegensatz zu Deutschland, wo Wal-Mart mit seinen 93 Selbstbedienungswarenhäusern seit Jahren in der Verlustzone operiert, erwirtschaften die 279 Filialen von Asda zwar Gewinne.
Doch den britischen Statthaltern von Wal-Mart gehen Kunden und Marktanteile verloren, weil sich Tesco und Sainsbury zunehmend erfolgreich als Preisbrecher profilieren. Um die Erosion zu stoppen, hält Asda jetzt mit einer landesweiten „Dauer-Tiefpreis“-Kampagne gegen. Das Geld für die teure Marktoffensive soll durch Schnitte bei den Fixkosten und Stellenabbau zufließen. Auch deutsche Konkurrenten wie Metro, Rewe, Douglas, Aldi oder Lidl forcieren ihre internationale Expansion, um das schwache Inlandsgeschäft auszugleichen.
Deutsche Preisbrecher erfolgreich kopiert
Der Erfolg deutscher Handelsketten im Ausland erklärt sich aus dem harten Wettbewerb im Heimatmarkt, nach dem Leitspruch: Wer es hier schafft, schafft es überall. Die Konzepte, mit denen sie ins Ausland gehen, sind krisenerprobt. Aldi und Lidl sind in Großbritannien mit jeweils rund 300 Filialen zwar seit Jahren präsent. Doch im Vergleich zu den fünf führenden Supermarkt-Ketten, die gut zwei Drittel des britischen Lebensmittelhandels bestreiten, nimmt sich deren Marktanteil mit zusammen 5 Prozent bescheiden aus.
Der Grund ist zum einen in wettbewerbsrechtlichen Barrieren für neue Anbieter zu suchen. Gleichzeitig haben britische Einzelhändler die Konzepte der deutschen Preisbrecher genau studiert und erfolgreich kopiert: „Marktführer Tesco erkannte die potentielle Bedrohung durch Aldi und Lidl frühzeitig und konterte geschickt mit einer Kombination aus Tiefpreisen, größerer Auswahl und mehr Personal“, sagt Andreas Bauer, Leiter „Consumer Goods & Retail“ bei Roland Berger Strategy Consultants in München.
Das Logo der grünen Spar-Tanne verschwindet
Der Blick auf die verschiedenen Handelsformate und -konzepte zeigt, daß es Gewinner und Verlierer gibt. Im Lebensmittelhandel haben Supermärkte und kleinere Läden in den vergangenen Jahren sukzessive Marktanteile an die Discounter verloren, wenngleich Aldi in jüngster Zeit langsamer gewachsen ist als noch in den Jahren zuvor. Laut A.C. Nielsen liegt der Anteil der Discounter am Lebensmittelhandel bei fast 38 Prozent und damit erheblich über den Vergleichswerten im europäischen Ausland.
Nicht nur die Discounter, auch die großflächigen Verbrauchermärkte haben ihren Anteil am Umsatzkuchen erhöht, und zwar zu Lasten der kleineren Supermärkte. Vor diesem Hintergrund ist auch die in dieser Woche vom Kartellamt genehmigte Übernahme der Handelsgruppe Spar durch Edeka zu sehen. Damit wird ein Traditionsname und das von vielen Konsumenten verinnerlichte Logo der grünen Spar-Tanne verschwinden. Spar wird vollständig in Edeka aufgehen.
Deutsche Einkaufsstraßen gleichen sich immer mehr
Mit Blick auf den Textil-Einzelhandel fällt vor allem in den Innenstädten der Schwund mittelständischer, individuell geführter Fachgeschäfte auf. Hingegen sind internationale Filialisten wie die spanische Zara-Gruppe, der skandinavische Händler Hennes & Mauritz oder die in Hongkong beheimatete Marke Esprit weiter auf dem Vormarsch. So ähneln sich die Warenangebote in deutschen Einkaufsstraßen immer mehr.
Das Erfolgsrezept dieser sogenannten vertikalen Vertriebsformen liegt darin, daß sie über die gesamte Wertschöpfungskette die Regie führen, also von der Kollektion über die Produktion bis hin zur Ladentheke. Das versetzt sie in die Lage, den Kunden rasch mit neuer Ware zu versorgen. Dem Trend folgen mittlerweile auch deutsche Bekleidungshersteller wie Gerry Weber. Das ostwestfälische Unternehmen ist inzwischen mit einem eigenen Filialnetz aktiv. Ausgangspunkt dafür waren die schon vor Jahren sichtbaren Probleme des klassischen Einzelhandels und damit das Wegbrechen der eigenen Kundenbasis.
Klassische Warenhäuser stecken in der Krise
Ebenso wie in Deutschland verwandeln sich auch in Großbritannien die klassischen Warenhäuser zu „Auslaufmodellen“, deren Bedeutung am Gesamtumsatz des Einzelhandels beständig schrumpft. So steckt der Handelskonzern Karstadt-Quelle tief in der Krise. Gleichzeitig kämpfen auch die zum Metro-Konzern gehörenden Kaufhof-Warenhäuser mit Umsatzschwund und feilen wieder einmal an neuen Konzepten, um die Kunden in die Geschäfte zu locken.
Im britischen Einzelhandel ist indessen Marks & Spencer der Lieferant von Hiobsbotschaften. Kaum scheiterte der Traditionskonzern vor fünf Jahren mit seiner Expansion auf dem europäischen Kontinent, spitzte sich die Misere im Inlandsgeschäft zu. Das Management verschlief regelmäßig aktuelle Konsumtrends und ignorierte gleichzeitig das steigende Markenbewußtsein britischer Verbraucher. „In der heutigen Konsumwelt haben hochwertige Warenhaus-Anbieter wie Gallerie Lafayette in Paris oder Selfridges in London die besten Chancen zum Überleben“, lautet der Befund von Roland-Berger-Berater Bauer.
Auch in der Versandbranche ist die Entwicklung gespalten. Über die dicken Hauptkataloge, die nur zweimal im Jahr aufgelegt werden, ist die Zeit hinweg gegangen. Sie können den hohen Anforderungen an Angebots- und Preisflexibilität nicht mehr gerecht werden.
Quelle: http://www.faz.net/s/...5D8A3AEED49B08AE63~ATpl~Ecommon~Scontent.html
__________________________________________________VIVA ARIVA!
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Röckefäller
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so wird es Aldi und Lidl früher oder
später auch in der Schweiz gehen.
Sie haben gegen Migros und Coop
keine Chancen.
MfG
quantas
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3
In einem Land mit einer solchen zur Ersatzbefriedigung gediehenen Spar-Macke (ganz anders als USA, wo "Klotzen" geil ist) können nur Super-Discounter wie Lidl und Aldi - beide mit eher bescheidener Auswahl - bestehen. Wal-Mart hat versucht, hier zu Lande das US-Erfolgsmodell des "breiten Sortiment" zu reproduzieren: von Lebenmitteln inkl. frischem Fisch über Fernseher bis zu Gartenmöbeln und Mikrowellen. Doch mit diesem Modell sind bereits hiesige traditionelle Supermärkte wie Edeka und Spar gescheitert (auch Warenhäuser wie Karstadt), denn ein großes Sortiment anzubieten ist schlicht zu teuer. Das klappt nur, wenn jemand außer Sonderangeboten auch mal teure reguläre Ware kauft. Das Spiel machen Deutschland und seine Geiz-Rentner aber nicht mit. Genau deshalb ist Wal-Mart hier - und weltweit nur in Deutschland! - gescheitert.
Wir sind also schon ein ganz besonderes Völkchen. Das gilt auch für die Lieblings-Freizeitbeschäftigung deutscher Rentner auf Teneriffa, mit ihren Grundstücks-Nachbarn über Jägerzaun-Verläufe zu prozessieren.
Dass die Metro jetzt die Wal-Mart-Trümmer aufkauft, ist vermutlich ein Fehler. Sie selbst verfolgt ein ähnliches Angebots-Konzept mit breitem Sortiment, wendet sich aber an die geschlossene Benutzergruppe von Selbstständigen (potenzielle Vielkäufer). Wie es jetzt ausgerechnet die Metro schaffen will, in Geiz-Geil-Land mit dem Wal-Mart/Edeka/Spar-Konzept Geld zu verdienen, bleibt wohl ihr Geheimnis - auch wenn dies mit der "Saturn"-Kette ja offenbar klappt. Da gelten aber andere Kriterien. Denn Deutschland ist auch die Hochburg der Tüftler, Bastler und Tech-Narren, die nur in einem Punkt keinen Geiz kennen: bei ihrer elektrischen Eisenbahn (an deren Stelle heute immer stärker der PC tritt). Es steht also buchstäblich in den Sternen, ob das Saturn-Erfolgsmodell auf das schwarze Wal-Mart-Loch übertragbar ist.
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BEKANNTLICH verdienen die Erfolgreichen der Lebensmittelbranche im wesentlichen ihr Geld im Ausland, damit sie sich ihre deutschen Filialen überhaupt noch leisten können. Oder sie haben eine ganz spezielle Herangehensweise entdeckt und verteidigen diese ihre Nische mit Zähnen und Klauen.
Aldi und Lidl die Billigsparte, Edeka und Rewe schaffen es, in der etwas stärker sortimentsorientierten Umgebung ihr Geschäft zu machen, und die Bioläden schöpfen ab, was Aldi und Co. den Verbrauchern gelassen haben von ihrer Barschaft. Inmitten dieser Gemengelage versuchte fröhlich-optimistisch der größte Einzelhandelskonzern der Welt eine Scheibe abzubekommen.
1997 übernahm er die Filialen der Wertkauf- Kette und baute sie nach amerikanischem Muster um. Das sehen die Marktkenner als ersten Fehler der Walmart-Strategen: Was rund um den Globus im wesentlichen funktioniert, muß in Deutschland keineswegs das richtige Konzept sein. So amerikanisiert der Alltag hier auch ist – beim Einkaufen läuft wenig außerhalb der angestammten Gewohnheiten. Die letzte wirkliche Revolution war der Übergang zur Selbstbedienung in den fünfziger Jahren. Seitdem sind die Veränderungen marginal. Und schon immer lief der Wettbewerb hierzulande fast ausschließlich über den Preis: nach jüngsten Erhebungen jagen auch Besserverdienende stets den Sonderangeboten hinterher und gehen mit dem Eingesparten dann zum Feinkosthändler. In dieser Umgebung versuchte Walmart, mit einem üppigen Angebot auf großen Marktflächen die Discounter anzugreifen – teils sogar mit Preisen unter Einkaufspreis, bis dies gerichtlich untersagt wurde. Das Versprechen, stets den günstigsten Preis zu bieten, war ein Sargnagel für die Kette: Bei den unvergleichlich höheren Kosten der großen Supermärkte von Walmart gegenüber den kleineren schlanken Aldigeschäften mußte das Experiment schiefgehen.
Zwischendurch versuchten die Amerikaner noch, durch allerlei merkwürdiges Gebaren zum Geschäftserfolg zu kommen, darunter erzwungen fröhliche Gesänge der Belegschaft vor Arbeitsbeginn und am Ende sogar einen Ethik-Kodex, der sogar Liebesbeziehungen unter Kollegen verhindern wollte – alles seltsam, ungewohnt und auch nicht gerichtsfest. Nun ist also Schluß, nach mindestens zwei Milliarden Verlusten trollt sich Walmart von hinnen. Allein die Abschreibungen für die 85 deutschen Filialen sollen sich auf eine Milliarde Dollar belaufen, hinzu kommen die aufgelaufenen Verluste aus neun Jahren Abenteuer Deutschland.
Die Flucht läßt sich Walmart einiges kosten – der Erwerber Metro bekommt das Geschäft geschenkt und die Immobilien noch dazu –das ist in der Metro-Bilanz erst einmal ein dicker Ertragsposten, ehe auch nur eine Milchflasche über den Verkaufstisch gegangen ist. Die Börse feierte den Deal erstaunlicherweise uneingeschränkt, die Metro-Aktie hielt zeitweise den ganzen Dax hoch. Begründet wird das mit der steigenden Markt- und Einkaufsmacht der Real- Kette, der die Walmart-Häuser zugeschlagen werden. Auch wenn es das für Real leichter machen sollte, bei den Lieferanten auf den Preis zu drücken: Eine Menge der Probleme, die Walmart in die Flucht geschlagen haben, bleiben erst einmal die gleichen. Die vergleichsweise teueren Verkaufsflächen, das große Angebot, die beinharte Konkurrenz. Da Real bisher ja schon nicht zu den Ertragsbringern im Metrokonzern gehört, ist die Zukunft wohl eher ungewiß. Die Börse aber traut den Profis des Metrokonzerns eine Wende zu. Es dürfte dennoch kein Fehler sein, das Geschäft mit der gebotenen Vorsicht zu betrachten. Explodierende Aktienkurse nur aufgrund von Vorschußlorbeeren scheinen da wohl doch etwas zu optimistisch
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Agenda
Wal-Marts Flopping Tour
von Christiane Ronke, Horst von Buttlar (Hamburg) und Heike Buchter (New York)
Acht Jahre hat Wal-Mart im deutschen Einzelhandel vergeblich um Marktanteile gekämpft. Der US-Handelsriese hat dabei nicht nur alles falsch gemacht und Milliarden verloren. Der Abzug ist ein schwerer Rückschlag für die Expansionspläne in Europa
Immer wieder haben sie diesen einen Satz gesagt. Was heißt Satz, eine Fanfare war es, ein strategischer Superlativ, so schön wie das Wal-Mart-Lächeln, das Tausende Mitarbeiter jeden Tag rund um den Globus im Gesicht tragen: "Wir wollen die Besten sein!" Ron Tiarks, der erste Deutschlandchef der Supermarktkette, trug diesen Satz vor sich her. Wal-Mart solle einmal "die bekannteste und beliebteste Einzelhandelskette in Deutschland" sein.
Auch sein Nachfolger, Allan Leighton, der mit dem Personal Champagnerwetten über den Fischabsatz im Weihnachtsgeschäft abschloss und gerne über seine Rückenverletzungen vom Sandsackboxen plauderte, war nicht weniger bescheiden. "Wir wollen in Europa eine starke Position einnehmen, wollen der beste Einzelhändler werden."
Groß waren die Pläne, die Wal-Mart, dieser 312-Mrd.-$-Umsatz-Gigant, für den deutschen Markt hatte. Mit einem Lächeln wollten er seit Ende 1997 den deutschen Markt erobern, mit Dauerniedrigpreisen und besserem Service, mit breiteren Gängen und Schnellkassen, mit Öffnungszeiten ab 7 Uhr und Verkäufern, die nicht Verkäufer sind, sondern "Associates", Verbündete des Kunden.
Kleinlauter Rückzug
So groß die Pläne waren, so kleinlaut ist nun der Rückzug. Es sei zunehmend deutlich geworden, "dass es unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland schwierig ist, die von uns angestrebte Größe und angestrebten Ergebnisse zu erzielen", teilte am Wochenende das Management in der US-Zentrale in Bentonville mit.
Hinter dem Satzungetüm verbirgt sich ein unternehmerisches Fiasko. Nach Südkorea zieht sich Wal-Mart innerhalb von wenigen Monaten zum zweiten Mal komplett aus einem Markt zurück. Doch diesmal gibt der Handelsriese einen wichtigen Markt in Europa auf. Der Düsseldorfer Metro-Konzern übernimmt das bisherige Geschäft.
Dabei dürfte Wal-Mart weniger der Umsatz schmerzen, der mit 2 Mrd. Euro ohnehin unter ferner liefen dümpelte. Auch die versenkten Milliarden wird man verkraften. Für den US-Konzern geht es um die Wachstumsstrategie für Europa. Deutschland, so lautete vor acht Jahren der Plan, sollte der Brückenkopf sein, das Sprungbrett für die Eroberung der europäischen Märkte. Nach dem Rückzug ist Wal-Mart nur noch in Großbritannien vertreten.
Die weitere Expansion in Europa wird nun extrem erschwert: "Ohne Basis in Deutschland rückt der Gedanke an eine Expansion nach Ost- und Südeuropa sowie Skandinavien in weite Ferne", urteilt das Marktforschungsinstitut Planet Retail. "Wenn sich Wal-Mart aus der größten Volkswirtschaft zurückziehen muss, ist das kein gutes Zeichen", sagt auch David Dietze, Präsident des Investmentberaters Point View Financial.
Erst Ende Juni hatte Wal-Mart-Chef Lee Scott angekündigt, das größte Einzelhandelsunternehmen der Welt prüfe den Einstieg in zehn mittel- und osteuropäischen Staaten, unter anderem in Polen, Ungarn und Russland. "Es ist uns egal, welches dieser zehn Länder das erste sein wird. Irgendwann wollen wir in alle zehn", tönte Scott. Mit einem weißen Fleck im Herzen Europas dürfte das schwierig werden.
Dabei hatte alles recht vielversprechend angefangen. Als Wal-Mart Ende 1997 zunächst 21 Wertkauf-Warenhäuser und im Jahr drauf 74 Interspar-Filialen übernahm, zitterte der deutsche Einzelhandel. "Supermarkt-Krieg! US-Riese kommt! Täglich neue Niedrig-Preise", jubelte die "Bild"-Zeitung. Dem Handel drohe "ein verheerender Preiskrieg", warnte das Fachblatt "Lebensmittel Zeitung". Der bayerische Einzelhandelsverband organisierte sogar Symposien, die sich mit Abwehrstrategien befassten. Auch der damalige Rewe-Chef Hans Reischl sah Wal-Mart als "große Bedrohung", prophezeite aber bald: "Die werden sich schon ihre blutige Nase holen."
Die Ernüchterung kam bereits ein Jahr später. Die Serviceoffensive stockte, weil das Personal nicht mitzog. Die Logistik, für die Wal-Mart berüchtigt ist, funktionierte nicht und verschlang Geld. Und der Umbau der heruntergewirtschafteten Filialen ließ auf sich warten. Auch mit den deutschen Wettbewerbshütern musste sich Wal-Mart bald herumschlagen: Der Preisnachlass für Kunden, die einen billigeren Artikel bei der Konkurrenz sehen, sei unzulässig.
Schlagzeilen und Prozesse
Bei Lieferanten versuchte Wal-Mart vergeblich US-Standards durchzudrücken, "in völliger Fehleinschätzung seiner tatsächlichen Marktmacht", wie die "Lebensmittel Zeitung" schrieb. Die Amerikaner verstanden den hart umkämpften und margenschwachen deutschen Markt nicht - womit sie nicht die Ersten waren. Zuvor hatten sich bereits der französische Intermarché und die britische Warenhauskette Marks & Spencer erfolglos aus Deutschland zurückgezogen.
Konkurrenten wie Lidl und Aldi, die Immobilien und Einkaufsmacht auf sich vereinen, zogen beim Preiskrieg einfach mit. "Wal-Mart hat es nicht geschafft, die richtige Note zu treffen, um den Markt zu knacken", sagt der US-Einzelhandelsexperte Mike Duff, "die Mittelklasse schämt sich nicht mehr, beim Discounter gesehen zu werden. Es ist sogar in."
Ob beim Kunde oder beim Personal: Der Mensch, der bei Wal-Mart im Mittelpunkt steht, durfte offenbar nicht Deutscher sein. Mit Mitarbeitern gab es Streit, als Marktleiter eine züchtigere Kleiderordnung vorschreiben wollten, weil manche Röcke zu kurz und Dekolletés zu tief waren. Das morgendliche Motivationsritual, an dem die Angestellten die Buchstaben ihres Arbeitgebers brüllen, behagte den Deutschen überhaupt nicht. Bald gab es Gerüchte, dass sich Mitarbeiter lieber auf der Toilette verkrochen. Und der Streit um eine "Ethik-Richtlinie", die Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz verbot, sorgte für Schlagzeilen und langwierige Gerichtsprozesse.
Ähnlich der "Clash of Cultures" bei den Kunden: Die amerikanischen Tütenpacker an der Kasse etwa wussten sie nicht zu schätzen. "Die lächelnden Angestellten weckten eher Misstrauen", sagt Experte Dietze. Die Kunden kauften lieber von der Palette bei Aldi, Hauptsache es war billig.
"Das Management von Wal-Mart fuhr in Deutschland eine komplett falsche Strategie", sagt Jürgen Elfers, Analyst bei der Commerzbank. Es habe nichts anderes gemacht, als die Märkte nach dem Wal-Mart-Konzept auszurichten - das nach Deutschland nicht passte.
Überhaupt, das Management: Nach dem glücklosen Ron Tiarks, der kein Deutsch sprach, und Europachef Allan Leighton kamen die Amerikaner erst 2001 auf die Idee, mit Kay Hafner einen Deutschen mit dem Geschäft zu betrauen. Hafner war allerdings ein Spezialist für Kioske und Tankstellen. Insgesamt fünf Chefs hat Wal-Mart verschlissen.
Gewinne wurden nie gemacht. Nach dem teuren Einstieg in den deutschen Markt lagen die geschätzten Verluste in den ersten Jahren im dreistelligen Millionenbereich. Die Zentrale in den USA musste das deutsche Sorgenkind ständig päppeln. Der Ausstieg kostet eine weitere Milliarde.
Für Wal-Mart - das auch in der Heimat mit einem schlechten Image und einer Flut von Beschwerden und Prozessen zu kämpfen hat - stellt sich nun die Frage, wie es in Europa wachsen kann. "Sie werden sich künftig sehr genau überlegen, ob ihr Geschäftsmodell sich in dem jeweiligen Land umsetzen lässt", prophezeit Patricia Edwards, Fondsmanagerin bei Wentworth, Hauser & Violich. Der Mythos jedenfalls ist angekratzt: "Der Rückzug zeigt, dass sie nicht unbesiegbar sind", sagt Insider Mike Duff.
In Deutschland war die Expansion schon lange zum Erliegen gekommen. 500 Märkte, so hatte Wal-Mart einst großspurig verkündet, wolle man haben. Zuletzt wurden vor allem Filialen geschlossen, von den einst 95 Standorten blieben 85. Nach der Übernahme von Wertkauf und Interspar wollte niemand mehr an die Amerikaner verkaufen.
Masse nie erreicht
Wal-Mart habe es in Deutschland versäumt, "die besten Straßen im Monopoly-Spiel zu besetzen", sagt Analyst Elfers. Das renditeschwache deutsche Geschäft läuft nämlich über die Masse - die Wal-Mart nie erreichte. Geschätzte 10 Mrd. Euro Umsatz wären nötig gewesen.
Experten vermuten, dass sich der Konzern nun vor allem auf die Wachstumsmärkte Indien und China konzentrieren wird. "In China hat Wal-Mart bessere Karten", sagt Analystin Edwards. In Ländern wie Brasilien und Mexico ist man bereits erfolgreich.
In Europa bleibt vielleicht Frankreich. Laut Informationen von Planet Retail hat Wal-Mart den Eigentümern des Handelskonzerns Auchan ein Angebot gemacht. Auch gibt es Gerüchte, dass der Konkurrent Casino einen Käufer sucht. Als sich Casino allerdings vor ein paar Wochen aus Polen zurückzog, schlugen Metro und der britische Marktführer Tesco zu - Wal-Mart blieb außen vor.
Die deutsche Konkurrenz, denen die "Wir machen den Unterschied"-Parolen der Amerikaner arg auf die Nerven gingen, verbirgt derweil jede Genugtuung. "Ich bin frei von Emotionen", sagt Metro-Chef Hans-Joachim Körber. "Der Deal ergibt für uns Sinn."
Apropos Emotionen: Mit dem Abgang der Amerikaner ist auch die strenge Ethik-Richtlinie, die zuletzt beim Bundesarbeitsgericht lag, endgültig passé. Und wenn das Wal-Mart-Lächeln nun aus den Filialen verschwindet. Alles andere ist wieder erlaubt.
Mitarbeit: Claus Gorgs, Nicola de Paoli, André Tauber
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http://www.metrogroup.de/servlet/PB/menu/1149880_l1/index.htm
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