Volksbank Karlsruhe - Merck Depotaufnahme
09:38 19.06.07
Karlsruhe (aktiencheck.de AG) - Die Analysten der Volksbank Karlsruhe haben die Aktie von Merck (ISIN DE0006599905/ WKN 659990) am 11.06.2007 bei einem Kurs von 102,35 EUR in ihr Musterdepot aufgenommen.
Mit einer über dreihundert jährigen Firmentradition sei Merck das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Die Wurzeln der Merck-Gruppe würden sich bis in das Jahr 1668 zurückverfolgen lassen. 1995 seien die Umwandlung der bis dahin reinen Familiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien und die Börseneinführung erfolgt.
Nach der Übernahme der Serono SA für 10,2 Mrd. EUR zum 5. Januar sei das Geschäft in die Unternehmensbereiche Pharma (75 Prozent der Konzernerlöse, 52 Prozent des operativen Konzernergebnisses) mit den Sparten Merck Serono (rezeptpflichtige Arzneimittel), Generies und Consumer Health Care sowie Chemie (25 Prozent/ 48 Prozent) mit den Sparten Flüssigkristalle (hier sei Merck mit einem großen Abstand Weltmarktführer) und Performance & Life Science Chemicals (Spezialchemie) aufgeteilt. Zur Finanzierung der Akquisition sei im ersten Quartal eine Kapitalerhöhung durchgeführt worden, durch die dem Unternehmen gut 2 Mrd. EUR zugeflossen seien.
Die Auflegung einer Anleihe im Volumen von mehr als 1 Mrd. EUR sei für das zweite Halbjahr 2007 angekündigt worden. Um die Verschuldung schnell zu reduzieren und Mittel für höhere F&E-Aufwendungen zu erhalten, werde der Verkauf der Sparte Generies ernsthaft geprüft. Eine Entscheidung über die Veräußerung, die einen Erlös von 4 Mrd. EUR oder mehr bringen könnte, solle noch in der ersten Jahreshälfte fallen.
Die Übernahme von Serono, die mit bisher gezahlten 10,2 Mrd. EUR etwas günstiger gewesen sei als die ursprünglich veranschlagten 10,6 Mrd. EUR, habe tiefe Spuren in den Zahlen für das erste Quartal 2007 hinterlassen. Der Umsatz sei um 37 Prozent (ohne Serono +7 Prozent) auf 2,168 Mrd. EUR gestiegen. Eine Neubewertung der Vorräte und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte bei Serono hätten das Ergebnis mit insgesamt 317 Mio. EUR belastet.
Während das operative Ergebnis dennoch um 11 Prozent auf 321 Mio. EUR habe gesteigert werden können, sei das EBIT um 53 Prozent auf 126 Mio. EUR gesunken, und nach Steuern und Fremdanteilen habe sogar ein Verlust von 8,3 Mio. EUR nach 180,8 Mio. EUR Gewinn im Vorjahr ausgewiesen werden müssen.
Die Pharmaerlöse hätten sich, hauptsächlich akquisitionsbedingt, um 61 Prozent auf 1,631 Mrd. EUR erhöht. Dazu habe das Krebsmittel "Erbitux" mit einem Umsatzanstieg um 48 Prozent auf 110 Mio. beigetragen. Auf "Rebif", das wichtigste Serono-Medikament, seien Erlöse von 283 Mio. EUR (+3,5 Prozent) entfallen. Die Chemieumsätze seien um 6 Prozent auf 529 Mio. EUR zurückgegangen, insbesondere weil die Erlöse mit Flüssigkristallen aufgrund negativer Währungseffekte und des starken Vergleichwertes aus dem Vorjahr (Fußball-WM) um 12 Prozent auf 206 Mio. EUR rückläufig gewesen seien.
Die Umsatzrendite habe in diesem Bereich sogar von 52,2 Prozent auf 54,8 Prozent gesteigert werden können. Das Generika-Geschäft sei um 3,7 Prozent auf 437 Mio. EUR gewachsen und habe ein operatives Ergebnis von 80 Mio. EUR (+29 Prozent) erzielt.
Im Ausblick würden für 2007 ohne die Generika-Sparte ein organisches Umsatzwachstum im oberen einstelligen Prozentbereich und eine Zunahme des operativen Ergebnisses im deutlich zweistelligen Prozentbereich erwartet. Als Folge weiterer Belastungen im Zusammenhang mit der Integration von Serono werde aber voraussichtlich der Gewinn vor Steuern im Vorjahresvergleich deutlich sinken und der Jahresüberschuss nur knapp positiv ausfallen.
Lebhaftes Interesse bei potenziellen Käufern habe die Ankündigung geweckt, den Verkauf der Generika-Sparte zu prüfen. Angeblich bestehe die Bereitschaft, mehr als 4 Mrd. EUR für Generics (2006: Umsatz 1,819 Mrd. EUR, operatives Ergebnis 307 Mio. EUR) zu zahlen. Durch die Veräußerung könnte die Verschuldung, die sich per 31. März auf 5,5 Mrd. EUR belaufen habe, spürbar reduziert werden. Für die noch ausstehenden Serono-Aktien habe Merck ein Squeeze-Out-Verfahren eingeleitet. Die Notierung der Papiere in den USA und in der Schweiz werde eingestellt.
Mit den Zahlen für das erste Quartal habe der Konzern leicht über den Erwartungen gelegen. Der eigentlich positive Ausblick auf 2007 werde eingeschränkt durch weitere hohe Sonderbelastungen aus dem Serono-Kauf und die Unklarheit über den Verbleib der Generika-Sparte im Konzern. Eine mögliche Entscheidung für den Verkauf von Generics, zu dem es im Rahmen der Quartalsberichterstattung keine Neuigkeiten gegeben habe, könnte dem Kurs aber noch einmal Auftrieb verleihen. Weiterhin dürfte Merck zukünftig von der gestern vollzogenen Aufnahme in den DAX profitieren, da sie dadurch verstärkt in den Fokus sowohl der nationalen als auch der internationalen Investoren gerückt werde.
Die Analysten der Volksbank Karlsruhe haben die Aktie von Merck in ihr Musterdepot integriert. (Analyse vom 18.06.2007) (19.06.2007/ac/a/d)
Quelle: aktiencheck.de |