Pharmazie
Ende des Abwärtstrends der Aktie von Plasmaselect derzeit nicht in Sicht
Alte Zeiten: Aus dem Geschäft mit Blutreinigern hat sich Plasmaselect schon lange zurückgezogen 12. Juni 2007 Die vergangenen Jahre sind beim Gesundheitsspezialisten Plasmaselect recht ereignisreich verlaufen. Ursprünglich einmal als Hersteller von Adsorbern gestartet, erwarb man 2001 den Geschäftsbereich, baute man den Geschäftsbereich Hospitaltechnologie in den Folgejahren aus.
Von der verlustbringenden Adsorbertechnologie trennte man sich im Jahr 2002, so das man 2003 89 Prozent des Umsatzes mit Infusions- und Spüllösungen bestritt. Im selben Jahr wandte man sich der Dialysetechnik und dem Generikageschäft zu, das das Lösungsgeschäft insoweit ergänzt, als es sich dabei um injektabile Generika handelt, die mit diesen produktverwandt sind.
Ende mit Schrecken bei Dialyse-Tochter
Ähnlich wie seinerzeit das Adsorbergeschäft verlief auch das Engagement im Dialysebereich nicht sonderlich erfolgreich. Nach einer Subventionsrückforderung an das Tochterunternehmen Renaselect aus der Zeit der Vorbesitzer zog der Konzern die Reißleine und stellte die finanziellen Zuwendungen ein, was zur Insolvenz der Tochter und bei Plasmaselect zu einem Buchverlust von 20,7 Millionen Euro im am 30. November 2006 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr führte.
Auch sonst war das Geschäftsjahr 2006 nicht unbedingt sehr erfolgreich. Das Unternehmen erzielte einen Umsatz von 69,4 Millionen Euro, der damit nicht nur praktisch auf dem Niveau des Vorjahres lag, sondern auch unter den avisierten 70 Millionen Euro lag. Vor allem ging der Umsatz mit Infusions- und Spüllösungen um 4,4 Prozent auf 32,9 Millionen Euro zurück
Das Betriebsergebnis (Ebit) aus fortgeführtem Geschäft belief sich auf 3,67 Millionen Euro, leicht unter der des Vorjahres. Die Ebit-Marge im Konzern lag damit bei 5,3 Prozent. Beide Kenngrößen sanken damit gegenüber dem Vorjahr, in dem die Marge ebenfalls leicht nachgegeben hatte.
Schwacher Start ins neue Geschäftsjahr
Unter Einbeziehung des Verlustes durch die Trennung von Renaselect ergab sich ein Betriebsverlust von 16,9 Millionen Euro. Das hinterließ auch deutliche Spuren in der Bilanz. Die Eigenkapitalquote fiel auf 51,6 Prozent, ist damit aber immer noch recht hoch, da das Unternehmen über eine Kapitalrücklage von 113,77 Millionen Euro verfügt.
Für das laufende Geschäftsjahres sagte Plasmaselect bessere Ergebnisse voraus. Im Segment Infusions- und Spüllösungen soll ein umfangreiches Kostenreduktions- und Optimierungsprogramm im Jahresverlauf den Ebit-Beitrag erhöhen. Dennoch sei das Marktumfeld weiter schwierig.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sanken die Umsätze in diesem Bereich um weitere 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 7,4 Millionen Euro. Jedoch waren auch dien anderen Geschäftsbereiche von teilweise deutlichen Umsatzrückgängen betroffen. Im Generikasegment sanken die Erlöse um 3,6 prozent auf 6,5 Millionen Euro und im bereich Sonstige um 15,8 Prozent auf 1,7 Millionen Euro, so dass unter dem Strich der Gesamtumsatz um 3,8 Prozent auf 15,6 Millionen Euro fiel.
Hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis
Auch die Ertragsentwicklung konnte nicht begeistern. Verschärfter Wettbewerb im Generikageschäft drückte die Margen, das italienische Dialysegeschäft verlief schwach und der Bereich Lösungen verzeichnete ein negatives Betriebsergebnis. Insgesamt fiel dieses darum um rund die Hälfte auf 516.000 Euro. Unter dem Strich rutschte das Unternehmen gegenüber der Vorjahresperiode mit einem Verlust von 72.000 Euro in die roten Zahlen.
Im Verlauf des Geschäftsjahres will man die aus Verzögerungen im italienischen Projektgeschäft entstandene Verluste kompensieren. Zudem hofft man in Deutschland auf Neueinführungen im Bereich Generika, die bislang noch nicht zum Tragen gekommen seien. Im Export gebe es verzögerte Zulassungserteilungen, die das Ergebnis gleichfalls belastet hätten.
Analystenprognosen sind für den Wert keine verfügbar. Bezogen auf das Ergebnis je Aktie im fortgeführten Geschäft des vergangene Geschäftsjahres ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 45 recht hoch bewertet. Angesichts des schwierigen Geschäfts ist mit einer Gewinnexplosion an für sich nicht zu rechnen. Selbst bei einem fünfzigprozentigen Zuwachs betrüge das KGV aber immer noch 30.
Kurs im deutlichen Abwärtstrend
Mit einer Marktkapitalisierung von 30,6 Millionen Euro liegt diese allerdings bei weniger als der Hälfte des Umsatzes. Hier zeigt sich, dass die Ertragskraft des Unternehmens deutliches Verbesserungspotential hat.
Seit Freitag der vergangenen Woche hat die Aktiennotierung einen deutlichen Aufwärtstrend entfaltet. Allein am Dienstag legt der Kurs um 9,5 Prozent auf 1,85 Euro zu. Am Montag hatte das Unternehmen mit einer englischsprachigen Ad-hoc-Meldung die Ergebnisse für das erste Quartal berichtet. Indes waren all diese Dinge schon seit Ende April bekannt, so dass sie als Ursache ausscheiden.
Zudem ändert der starke Kursanstieg auch nichts am deutlichen Abwärtstrend der Notierung, die Anfang September 2005 bei 8,08 Euro ihr Fünf-Jahres-Hoch erreicht hatte. Seitdem ist sie um über 75 Prozent gefallen und erreichte vor wenigen Tagen bei 1,67 Euro ein Vier-Jahres-Tief.
Derzeit gibt es also eher wenig Gründe für ein Engagement bei Plasmaselect. Erst wenn es dem Unternehmen gelingt, die Ertragskraft wieder nachhaltig zu stärken, ist eine Bodenbildung zu erwarten. Das könnte im lauf des Jahres der Fall sein, wenn sich die Ergebnisse so verbessern, wie es das Management in Aussicht stellt.
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Text: @mho Bildmaterial: FAZ.NET, picture-alliance / dpa |