In den letzten Wochen scheint mir kaum ein Tag zu vergehen, an dem nicht irgendeiner der BVB-Aktionäre darauf hinweist, dass man den Spielerkader des BVB mit dem Maschinenpark eines Güter herstellenden Unternehmens vergleichen könne. Bei diesem Vergleich schneide dann der BVB deutlich besser ab als jedes Unternehmen aus anderen Branchen, denn während diese sich immer wieder längerfristig Maschinen teuer anschaffen und diese dann über ihre Lebensdauer abschreiben würden, schaffe es der BVB immer wieder, "gebrauchte" Maschinen teurer weiterzuverkaufen als sie im Einkauf waren und damit seine Ertragskraft zu stärken.
Soweit so gut. Da scheint es der BVB ja sehr gut getroffen zu haben.
Für eine objektiv-nüchterne Betrachtung der Situation sollte man den Vergleich aber auch mal zu Ende denken. Tut man das, dann sieht man recht schnell, dass es mit den angeblichen Vorteilen des BVB in Wirklichkeit nicht weit her ist:
ANDERE UNTERNEHMEN kaufen Maschinen, die nach eventuellen Anlaufproblemen in der Regel viele Jahre lang problemlos ihren Dienst verrichten und während dieser Betriebszeit im Vergleich zur Anschaffung so gut wie kein Geld mehr kosten.
DER BVB erwirbt bei jeder Maschine die er anschafft, lediglich ein Nutzungsrecht, dass sich über einige, im Höchstfall 5 Jahre erstreckt. Je besser sich eine Maschine bewährt, um so teurer wird sie im Unterhalt. Spätestens bei einer Verlängerung der Nutzungszeit ist in der Regel ein satter Aufschlag beim Unterhalt fällig und bei den besten Maschinen kann es schnell passieren, dass sie im Unterhalt deutlich teurer sind, als sie es in der Anschaffung waren. Und es kann auch passieren, dass es nicht gelingt, bei einer wertvollen Maschine die Nutzungszeit zu verlängern, so dass diese dann lange vor Ende ihrer Leistungsfähigkeit ersetzt werden muss.
ANDERE UNTERNEHMEN ersetzen diejenigen Maschinen, die „ihren Dienst getan“ haben, durch neue.
DEM BVB kann es nicht nur passieren, dass er weit vor der Zeit eine perfekte Maschine wie Lewandowski ersetzen muss. Er war vielmehr und scheint immer noch darauf angewiesen zu sein, immer wieder besonders gut laufende Maschinen zu verkaufen. Was bei dem Vergleich mit anderen Branchen so gerne als ein extremer VORTEIL des BVB dargestellt wird, ist in Wahrheit eher ein NACHTEIL, was einem spätestens beim Blick auf die erfolgreichsten Unternehmen aus der Branche deutlich wird, in der sich der BVB selbst bewegt: die Real Madrids, FC Barcelonas, Chelseas und FC Bayerns dieser Welt sind keine sogenannten VERKÄUFERVEREINE. Sie holen sich die besten Maschinen, die es gibt und behalten sie so lange, wie sie es möchten. Der BVB hingegen ist auf Einnahmen durch die Verkäufe vieler seiner besten Maschinen angewiesen und zwar aus zwei Gründen:
1) Die besten Maschinen werden vom Unterhalt her für den BVB zu teuer bzw. der BVB will und kann sich die extremen Ausgaben für eine Verlängerung des Nutzungsrechts nicht leisten, so dass er die Maschinen lieber vor völligem Ablauf seines Nutzungsrechts weiterverkauft.
2) Um seine Profitabilität sicherzustellen, so dass er sich weder verschulden noch Mittel über Kapitalerhöhungen eintreiben muss, war und ist m.M.n. der BVB darauf angewiesen, insgesamt nicht viel mehr für die Anschaffung neuer Maschinen auszugeben, als er für den Verkauf der alten einnimmt. DAS IST DER GROßE UNTERSCHIED zu Unternehmen aus anderen Branchen ANDERSHERUM betrachtet und man sollte vor diesem Blick auf jeden Fall nicht die Augen verschließen.
Das das zumindest in den letzten Jahren so war, sieht man finde ich sehr schön beim Blick auf die Entwicklung der Netto-Investitionen in Spieler mit einem Parallelblick auf die letzten Kapitalerhöhungen → siehe Bild unten.
Ich bin gespannt, wie das aktualisierte Bild aussehen wird, das ich nach der Bilanz-PK im August erstellen werde. Meinem Gefühl nach gibt der BVB im Falle Aubameyang weniger einem Drängen des Spielers nach einem Wechsel nach, sondern ist a) nicht dazu bereit, sein Gehalt in einen zweistelligen Mio.-Bereich hinein zu erhöhen und kann b) das Geld aus einem Großtransfer sehr, sehr gut gebrauchen, um nicht zu sagen: ist auf die Großeinnahme aus so einem Transfer angewiesen.
Hinweis: Ich bin übrigens in kein Wertpapier im Zusammenhang mit dem BVB investiert (weder long noch short) und habe im Moment auch nicht vor, daran etwas zu ändern. |
Angehängte Grafik:
bvb_entwicklung_operativer_cashflow_und_netto....jpg (verkleinert auf 63%)