Ja, das ist die große Frage. Geht es abwärts oder explodiert es? In so einem Falle wäre es konträr von einem Seitwärtsmarkt auszugehen ;-) Aber die Bedingungen für einen Run nach oben sind sicher nicht schlecht: Jetzt vor Weihnachten, wenn die Leute im Warmen drinnen hocken und sich Gedanken machen, wie man bei all den Negativzinsen sinnvoll sein Weihnachtsgeld anlegen kann, lassen sich bestimmt noch einmal viele Leute in den Markt locken, erst recht wenn die Gazetten die Werbetrommel rühren und von der Altersvorsorge mit ETFs schwärmen. Dazu ist das Szenario dem 1999 nicht so unähnlich: Europa befindet sich im Grunde schon in der Rezession, man darf Bedenken zur Entwicklung des Euros haben, gleichzeitig ist die US-Wirtschaft bislang noch überraschend robust. Das könnte zur Flucht in den Dollar und in US-Anlagen führen. Dazu locken Larry Fink und Konsorten mit einem angekündigten Meltup (von dem natürlich alle profitieren wollen, in dem sie rechtzeitig aussteigen), das könnte zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, mit Euphorie über die Klippe. 2008 war die Konstellation umgekehrt: Die USA hat durch die Subprime-Krise den Rest der Welt mit heruntergerissen, einen Anreiz in den Dollar zu flüchten gab es im Vorfeld nicht wirklich. Was gegen einen Meltup spricht ist für mich, dass es im Grunde in ganz verschiedenen Regionen der Welt bereits eine sehr ausgeprägte Blase gibt: Immobilien.
Aber(!): Vielleicht stimmt das hier alles aber auch nicht und es gibt gar keine Blasen, sondern die eigentlichen Blasen sind die Währungen. Alle wollen Bonds, dafür werden sogar Negativzinsen in Kauf genommen. Wenn man Bonds hält ist man jedoch effektiv long in der Nominalwährung des Bonds. Da es sich dabei auch viel um Staatsanleihen handelt, gehen die Länder im Grunde short in ihrer eigenen Währung. Entweder sie schaffen es, das geliehene Geld zu investieren und es zurück zu erwirtschaften, um es zurückzahlen zu können (gutes Szenario für den Gläubiger, da die Währung nicht verwässert wird), oder sie investieren es sinnlos und verkonsumieren es und dann kommt zur Not die Notenbank und druckt neues Geld, um die Rückzahlung zu ermöglichen (schlechtes Szenario für den Gläubiger, da die Währung verwässert wird). Wenn also irgendwann der Punkt kommt, an dem in den verschuldeten Ländern die Einkünfte einbrechen (z.B. in einer gravierenden Krise), würde ich nicht gerne Gläubiger sein, weil klar ist, wie die Schulden zurückgezahlt werden. Dann könnte ich womöglich froh sein, das Geld nicht verliehen zu haben sondern überteuert eine Immobilie gekauft zu haben.
Fazit: Nichts genaues weiß man nicht, alle Szenarien scheinen denkbar. |