08.09.2007 | 7:41 Uhr | Miriam Kraus (Rohstoff-Daily)
Noch immer habe ich das Gefühl der Markt leidet gegenwärtig unter einer leichten Verwirrung. Einerseits deutet sich momentan eine Entspannung an, die besagt: Das Gröbste ist überstanden.
Auf der anderen Seite sprechen Zentralbanker wie Jean Claude Trichet von der EZB von steigenden Zinsen um einer Inflation vorzubeugen, wohingegen die praktische Realität so aussieht, dass Zentralbanken, wie die britische, australische, kanadische und japanische ihre Leitzinssätze unverändert belassen. Dahinter steckt die Unsicherheit darüber, inwieweit steigende Zinssätze, nach der Kreditmarktkrise das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen könnten.
Alan Greenspan, ehemaliger FED Chef, bezeichnete das gegenwärtige Szenario als vergleichbar mit Faktoren wie sie auch zum 1987er Crash führten. So oder so, in die Zukunft blicken kann niemand, auch ein Alan Greenspan oder Jean Claude Trichet nicht. Vielmehr kommt es wohl eher auf den - ich nenne es einmal - "Konsens des Glaubens" der Marktteilnehmer an. Je nachdem in welche Richtung sich dieser Konsens bewegt, bewegen sich auch die Märkte.
Einzig und allein als Fakt möchte ich an dieser Stelle stehen lassen, dass die Rohstoffmärkte in ihrer jeweiligen differenzierten Ausprägung nicht ohne eine Korrelation bestehen.
Energie
Die Ölpreise zeigten sich wie erwartet in der vergangenen Woche wieder mit starker Preistendenz. So notiert WTI Crude zur Lieferung im Oktober gegenwärtig bei 76,67 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX. Brent Crude zur Lieferung im Oktober notiert gegenwärtig bei 74,95 US-Dollar pro Barrel an der ICE Futures Exchange.
Grund für den Preisanstieg war zunächst die weltpolitische Unsicherheit. Am Donnerstag hatte die syrische Luftabwehr, offiziellen Angaben zur Folge, israelische Kampfflugzeuge beschossen, die unerlaubt in den syrischen Luftraum eingedrungen waren. Erschwerend hinzu kamen noch Warnungen aus den USA hinsichtlich des steigenden Risikos militanter Angriffe auf nigerianische Ölförderanlagen.
Gegen Ende der Woche erklärte dann ein Bericht des US Energieministeriums, dass die US-Erdöllagerbestände um 3,97 Millionen Barrel gefallen sind. Das entspricht der doppelten Menge der ursprünglichen Prognosen. Zudem äußerten sich fünf der OPEC Mitglieder hinsichtlich des OPEC Treffens in der kommenden Woche dahingehend, dass man beschließen werde die Förderquoten unverändert zu belassen. OPEC Präsident Mohamed Al-Hamli sagte dazu, der Markt sei angemessen versorgt.
Edelmetalle
Wie erwartet setzte Gold seine starke Preistendenz auch in dieser Woche weiter fort und überwand zum ersten Mal seit Mai 2006 wieder die 700 US-Dollar Marke. Gold zur Lieferung im Oktober notiert gegenwärtig bei 708 US-Dollar pro Unze an der NYMEX. Grund dafür war einerseits die allseits bekannte negative Korrelation zum US-Dollar. Der US-Dollar war in der vergangenen Woche gegenüber 9 der 10 wichtigsten Weltwährungen gefallen.
Eine bedeutendere Rolle spielte in der vergangenen Woche allerdings wohl auch die Besorgnis der Marktteilnehmer in Bezug auf eine Abschwächung der Weltwirtschaft. Nach der Aktienmarktkorrektur hatten die Marktteilnehmer einige Mengen an Cash generiert, die jetzt in die Edelmetalle, vor allem in Gold als Anlage zurückgeflossen sind. Gold gilt traditionell als Absicherungsmaßnahme gegen eine wirtschaftliche Abschwächung.
Zudem zeichnete sich - auch saisonal bedingt - wieder eine steigende Nachfrage aus der Schmuckindustrie ab.
Auch Silber profitierte von dieser Entwicklung, ebenfalls in Korrelation zu Gold und legte im Wochenvergleich 4,9% zu bei gegenwärtig 12,73 US-Dollar pro Unze zur Lieferung im Oktober an der NYMEX.
Basismetalle § An der NYMEX litten die Kupferpreise unter den Zeichen für eine mögliche Abschwächung der Nachfrage aus den USA und China. Kupfer zur Lieferung im Oktober notiert gegenwärtig bei 3,31 US-Dollar pro Pfund an der NYMEX. Auf der einen Seite zeichnen sich hier insbesondere die Sorgen in Bezug auf eine mögliche US-Rezession, angeführt durch die Hypothekenkrise ab. Auf der anderen Seite wurden ebenfalls Zeichen aus China das rasante Wirtschaftswachstum etwas zu verlangsamen als negativ für die Nachfrage nach Industriemetallen umgedeutet.
Der chinesische Zentralbanker Zhou Xiaochuan erklärte am Donnerstag es befinde sich zu viel Geld im Finanzsystem. Chinesische Banken sind jetzt angehalten mehr Einlagen zurückzulegen um das Kreditgeschäft etwas abzukühlen. Geeignete Schritte zur Verhinderung einer Blasenbildung.
Tatsächlich befinden sich die Lagerbestände an der LME unverändert bei 137.775 Tonnen. An der Shanghaier Futures Exchange dagegen fielen die Lagerbestände um 4,8% auf 63.589 Tonnen. Am Freitag legten schließlich auch die Futures an der Shanghaier Börse wieder zu. Der aktivste Kontrakt kletterte um 1% auf 65.100 Yuan pro Tonne.
Ausblick
Die nun beginnende Heizölsaison in den USA könnte den Erdölpreisen, gepaart mit den bestehenden fundamentalen Faktoren weiterhin Auftrieb verleihen, denn die US Heizöllagerbestände befinden sich gegenwärtig auf einem recht niedrigen Level. Sollten den Markt allerdings Bedenken bezüglich einer Abschwächung der Weltwirtschaft stärker bewegen, dürfte dies eher Druck auf die Erdölpreise bewirken.
Gold könnte in der nächsten Woche zunächst einmal zur Ruhe kommen und leicht konsolidieren. Allerdings dürfte das Edelmetall als Absicherungselement hernach weitere Preisgewinne verbuchen.
Die nach wie vor steigende Nachfrage nach Kupfer aus China, könnte möglicherweise noch einmal für leichte Preisgewinne sorgen. Dennoch dürften die Kupferfutures an der NYMEX gegenwärtig nur moderate Preisveränderungen bewegen.
© Miriam Kraus Quelle: Auszug aus dem Newsletters Rohstoff-Daily |