26. Oktober 2009 00:01
..... Gemessen an den darin enthaltenen Palmenpollen und organischen Verbindungen, müssen damals geradezu subtropische Bedingungen in der Nähe des Nordpols geherrscht haben.
Selbst der kälteste Monat dürfte zu jener Zeit eine Durchschnittstemperatur nicht unter 8 Grad Celsius aufgewiesen haben, schätzen Appy Sluijs von der Universität Utrecht und seine Kollegen im Fachblatt “Nature Geoscience”. Ausgehend von der Empfindlichkeit heutiger Palmen, könnten eventuelle Frosteinbrüche nur wenige Stunden gedauert haben. Und im Meer sei es zeitweise nicht kühler gewesen als in einem beheizten Schwimmbecken.
Der von den Forschern untersuchte Bohrkern stammt vom Meeresgrund am Lomonossow-Rücken. Dieser fast 2.000 Kilometer lange “Gebirgszug” zieht sich quer durch die Tiefsee des Arktischen Ozeans und ist vermutlich ein Stück abgeschilferter kontinentaler Kruste. Im Rahmen einer internationalen Expedition hatte eine Gruppe von drei Eisbrechern dort im Jahr 2004 Bohrungen durchgeführt.
Bei der eingehenden Untersuchung des Bohrkerns fanden die Forscher mehrere Anzeichen für eine wenige zehntausend Jahre währende Wärmephase, die auf eine schlagartige Freisetzung von Treibhausgasen folgte. So verdoppelte sich die Menge des vom nahen Land ins Meer verfrachteten Pollens, darunter solcher von Palmen, Hasel und Eichen. In dem Sediment enthaltene Membranbausteine von Archäen lassen darauf schließen, dass das Wasser an der Meeresoberfläche zeitweise 27 Grad Celsius warm war.
Gleichzeitig scheinen die Niederschlagsmengen gestiegen zu sein: für Meerwasser typische Algen wurden durch solche ersetzt, die auch weniger salzhaltiges Wasser vertragen, während sich in der Tiefsee sauerstoffarme Bedingungen ähnlich denen am Grund des Schwarzen Meers einstellten.
Ähnliche kurzzeitige Veränderungen waren bereits in einem Bohrkern aus dem subtropischen Atlantik gefunden worden. Ganz offenbar habe es sich bei dem “Eozän-Temperaturmaximum 2″ nicht um ein lokales, sondern um ein globales Phänomen gehandelt, folgern Sluijs und Kollegen. Interessant seien die neuen Erkenntnisse auch für die Weiterentwicklung von Klimamodellen, so die Forscher. Für die Arktis zu Beginn des Eozäns lieferten diese nämlich monatliche Durchschnittstemperaturen unter dem Gefrierpunkt – für Palmen keinesfalls tolerierbar.
Forschung: Appy Sluijs und Henk Brinkhuis, Paleoecology, Institute of Environmental Biology, Utrecht University; Stefan Schouten, NIOZ Royal Netherlands Institute for Sea Research, Den Burg; Ursula Röhl, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen; und andere
Veröffentlichung Nature Geoscience, DOI 10.1038/ngeo668 ----------- Wenn Gott gewollt hätte, dass ich mich verbiege .... wäre ich als Draht zur Welt gekommen |