REZESSION ODER WACHSTUMSDELLE? Die weitere Entwicklung der Aktienmaerkte haengt stark davon ab, ob es sich bei der aktuel- len Wirtschaftsflaute in den USA eher um eine kleinere Wachs- tumsdelle handelt, wie von US-Notenbankchef Greenspan propa- giert, oder doch um eine laengere Konsolidierungsphase, wie von einigen Wirtschaftsexperten befuerchtet. Unserer Einschaetzung nach handelt es sich weder um eine kurzfristige Wachstumsdelle, noch um eine schwerwiegende Rezession, sondern um eine etwas holprige Landung der US-Wirtschaft. So wird sich die US- Konjunktur unserer Einschaetzung nach im Laufe des zweiten bis dritten Quartals auf niedrigem, dafuer aber inflationsfreiem Niveau stabilisieren, um anschliessend wieder an Dynamik zu gewinnen.
SCHLUESSELFAKTOR PRODUKTIVITAET: Mit einer laengeren Schwaeche- phase der US-Konjunktur rechnen wir nicht, da sich im Zeitalter des technologischen Fortschritts die Produktivitaetsgewinne auch weiterhin fortsetzen werden. Zudem weisen die modernen Wirt- schaftsgueter eine kuerzere Lebenszeit als die bisher dominie- renden traditionellen Gueter auf, was bei einem kuerzeren Lebenszyklus auf eine schnellere Ersetzung schliessen laesst. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Korrektur- zeit im Vergleich zu frueheren Konjunkturzyklen geringer aus- faellt und sich die Lagerbestaende zuegig abbauen sollten. Die Erholung wird unserer Meinung nach jedoch nicht so schnell vonstatten gehen, wie von Greenspan erwartet:
GREENSPAN MIT ZWECKOPTIMISMUS: Das von Greenspan fuer Gesamt- 2001 erwartete BIP-Wachstum von 2-2,5 % halten wir fuer reinen Zweckoptimismus. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die US-Konjunktur stark durch eine positive Entwicklung der Aktien- maerkte gesteuert werden kann. Mittlerweile halten weit mehr als 50 % der Amerikaner Aktien in verschiedener Form im Besitz. Fallen die Aktien stark, wirkt sich dies unweigerlich auf die Konsumfreudigkeit der Endverbraucher sowie auf die Investitions- bereitschaft der Unternehmen aus, bei deren Assets die Aktie ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Steigen die US-Aktien hingegen wieder, erhoehen sich Konsumfreudigkeit und Investi- tionsbereitschaft entsprechend, was sich wiederum in einem dynamischen Wirtschaftswachstum niederschlaegt. Vor diesem Hintergrund waere jede andere Aussage Greenspans in seinem Bestreben, der US-Konjunktur Auftrieb zu verleihen, unsinnig gewesen.
NEUER BELASTUNGSFAKTOR INFLATION: Aufgrund der beschriebenen Zwangslage, in der sich die US-Notenbank derzeit befindet, sollte der strategisch agierende Anleger den Greenspan-Zweck- optimismus stark relativieren. Hinzu kommt, dass Greenspan nicht unbegrenzt Zinssenkungen durchfuehren kann, da in den USA bei steigenden Preisen, wie bspw. fuer Papier, Zigaretten und aehn- liche Gebrauchsgueter mit kurzem Lebenszyklus, auch die Infla- tion beobachtet werden muss. Auch die ueber den Erwartungen ausgefallenen Hausbaubeginne, die am Freitag veroeffentlicht wurden, deuten auf eine zwar schwaechere, jedoch halbwegs robu- ste Konjunktur hin. Vor dem Hintergrund zunehmender Inflations- tendenzen (dies liessen die am Freitag veroeffentlichten infla- tionstraechtigen Erzeugerpreise klar erkennen) sehen wir nur noch ein begrenztes Zinssenkungspotential.
MITTELFRISTIGER AUSBLICK: Dies alles sind Faktoren, die fuer die naechsten Monate eine breite Seitwaertsbewegung oder eine weitere Abwaertsbewegung der Aktienmaerkte erwarten lassen. Antizyklisch agierende Anleger, die nun auf dem aktuell stark ermaessigten Kursniveau einige fundamental aussichtsreiche HighTech-BlueChips einsammeln wollen, koennten daher in einigen Wochen vielleicht noch guenstiger einkaufen. Vor diesem Hinter- grund raten wir weiterhin zur Einnahme einer abwartenden Haltung.
Quelle: Ernst Frenkos Aktienbrief. www.aktienservice.de
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