Der Reihe nach :) 1. Was meinst du mit "Heißmann"?! 2. Ganz genau, ich meine nicht nicht "Optionsscheine, KOs und ähnlichen Dreck" :) - Hier bist du nie Emittent und im Großen und Ganzen gewinnt immer der Emittent, also die Bank. Als Optionsverkäufer bist du selbst der "Emittent" oder "Bank". Besser finde ich den Vergleich mit Versicherungen: als Optionsverkäufer verkaufst du Versicherungen und streichst dafür Prämien ein; im Versicherungsfall musst du natürlich zahlen bzw. verkaufen, aber die Prämie gehört so oder so dir.
3. Optionen werden nach einem mathematischen Modell berechnet, hier werden keine Preise "ausgedacht" o.ä. - hauptsächlich wird der Optionspreis durch a) den Basiswert ("innerer Wert", also bei Optionen auf WDI bspw. der aktuelle Kurs der WDI Aktie), b) die implizite Volatilität (höhere Vola = höhere Schwankungen = höheres Risiko = höhere Optionspreise), c) der Zeitwert (je weiter der Verfallstag in der Zukunft liegt desto höher der Preis der Option) herangezogen. In Abhängigkeit eines Ausübungspreises ("Strike") wird also so in etwa laufend der Optionswert bestimmt.
3a. Man kann beim Verkauf also stets seine Risikofreudigkeit berücksichtigen und sollte im Voraus eine Strategie haben. 3b. Dadurch, dass Optionen mit der Zeit an Wert verlieren (wenn die anderen Faktoren unverändert bleiben), gewinnt man allein dadurch Bsp.: Verkauf eine Option für 100$ und kauf sie 1 Woche später für 50$ zurück = 50$ Gewinn.
4. Bei Optionen handelst du in der Regel pro Option (= 1 Kontrakt) mit einem Multiplikator von 100. Bei Aktienoptionen ist also 1 Option = 1 Kontrakt = 100 mal die Aktie. Das sollte man bei seinen Positionsgrößen immer berücksichtigen und ggf. genug Geld parat haben die 100 Aktien im Fall des Falles zu kaufen oder 100 Aktien besitzen um sie dann verkaufen zu können. (Stichwort Cash Secured Put und Covered Call).
Das ist auch inzwischen meine bewährte Strategie: 5. Cash Secured Puts verkaufen, d.h. ich verkaufe Puts (und kassiere die Prämie sofort) wenn ich die Aktie zu dem Strikepreis auch tatsächlich kaufen würde: wenn der Basiswert tatsächlich so weit sinkt, lasse ich mir die 100 Aktien einbuchen und muss dafür natürlich auch entsprechend Geld auf dem Konto haben. Wenn die Aktie jedoch steigt oder seitwärts läuft oder nur leicht sinkt, verliert die Option an Wert und bei ca. 30% Restwert kaufe ich die Option zurück, um wieder eine neue Position zu eröffnen. 5a. wurden mir 100 Aktien eingebucht, so fange ich an darauf Calls zu verkaufen, das sind sog. Covered Calls, weil ich die Aktie ja tatsächlich besitze. Den Strike setze ich natürlich höher an, als der Einkaufspreis. Wenn die Aktie steigt und den Strike erreicht lasse ich die Aktien zu dem Preis ausbuchen und habe Kursgewinn + Prämie eingestrichen. Wenn nicht lass ich den Call wertlos verfallen und verkaufe den nächsten.
6. Ein richtiges WKN gibt es dabei nicht, du hast A) als WKN den Basiswert, B) Den Verfallstag und C) den Strikepreis + die Info ob es sich um eine Call oder eine Put Option handelt. Damit kannst du jede Option genau definieren und handeln.
7. Du wolltest ein Beispiel haben, hier eins direkt aus meinem Portfolio (ich bin long in WDI): a) Am 15.05.2019 habe ich einen Call auf WDI mit Verfallstag am 21.06.2019 mit einem 155er Strike verkauft. b) Der Optionswert zum Verkaufszeitpunkt lag bei 1,95€. Da die Kontraktgröße ja 100 Aktien sind, habe ich somit 195€ direkt nach Verkauf auf mein Konto eingebucht bekommen, abzüglich 1,80€ Gebühr durch den Broker. c) Aktuell bzw. gegen 17 Uhr lag der Wert dieser Option bei ca. 1€, d.h. ich hätte da die Option für 1€*100=100€ zurückkaufen können und hätte 95€ (minus 2x 1,80 Gebühr) Gewinn gemacht. d) Habe ich aber nicht, weil ich die Option bis Freitag laufen lasse, so wie es aussieht wird sie am Freitag wertlos verfallen (keine weiteren Gebühren beim Broker, Prämie ist also komplett mir). Falls WDI doch noch am Freitag über 155 steigt, auch gut: Option wird ausgeübt, ich bekomme 100 WDI Aktien für 155€/Stk. ausgebucht (ohne Gebühren) und fertig: Ich habe einen Kursgewinn + Prämie und kann danach wieder Puts verkaufen.
8. Beispiel mit Puts funktioniert analog, damit würde man bei der Strategie auch anfangen.
9. Bei aktuellem Kurs von WDI (ca. 150) musst du für eine Putoption, die du verkaufst also 150€*100 = 15.000€ auf dem Konto haben. Das gilt allerdings für ein Cashkonto, man kann (und sollte) aber ein Margin-Konto haben, damit musst du nur ein Teil des Werts als Sicherheitsleistung hinterlegen. Somit kann man auch mit weniger Geld teure(re) Aktien handeln - aber natürlich vorsichtig sein, weil das auch nach hinten los gehen kann! Besser ist es tatsächlich ausreichend Cash zur Verfügung zu haben. Bei mir hat sich die Nutzung von ca. 50% der Margin bewährt.
10. Leider wird der Handel mit Optionen in Deutschland nur von wenigen Brokern ermöglicht, lieber verkaufen die Banken Scheine etc. weil sie daran natürlich viel mehr verdienen! Bestimmte Scheine sind aber in den USA sogar verboten, weil man sie als Emittent gewissermaßen manipulieren kann - in Deutschland sind die erlaubt... Dennoch gibt es mehrere Broker die den Handel ermöglichen, die meisten sind "Reseller" von Interactive Brokers. Beispiel: Lynx oder Banx - ich selbst bin bei Banx.
11. Mit der Zeit merkt man, dass man mit der obigen Strategie ziemlich entspannt bleiben kann, sich zurücklehnen kann und die Zeit für sich arbeiten lässt. "Still"-Halter eben. Deswegen meine Aussage: kleine Kursschwankungen bringen einen nicht aus der Ruhe :)
Als Einführung habe ich selbst mit folgender Seite (nicht von mir) angefangen und dann durch Youtube Videos und andere Seiten mir das Wissen selbst erarbeitet: http://optionen-broker.de/ (scheint wohl grade down zu sein).
Wenn jemand Korrekturen oder Anmerkungen zu meinen Ausführungen hat bitte gerne schreiben, ich bin auch nicht perfekt ;-) |