Epcos

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eröffnet am: 16.07.01 10:37 von: Hartkore_Dia. Anzahl Beiträge: 2
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16.07.01 10:37

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Aus der FTD vom 16.7.2001  
Das Kapital: Die Nachfrage gibt Epcos den Takt vor

Die Gewinnwarnung von Epcos zeigt, wie sehr die Zulieferer der Mobiltelefonhersteller im Nebel stochern. Die passiven Bauelemente von Epcos finden in einer Vielzahl von Geräten Verwendung.

Den größten Umsatzanteil haben mit rund 30 Prozent aber die Komponenten für Handys. Nokia und Siemens sind die wichtigsten Kunden. Ende Juni teilte Epcos mit, dass die Auftragsstornierungen rückläufig seien. Jetzt ist der Ausblick dagegen wieder düster. Offensichtlich kann sich Epcos nicht mehr auf langfristige Lieferbeziehungen verlassen. Die Handy-Hersteller reduzieren ihre Läger mit aller Gewalt und zwingen die Zulieferer zu kurzfristiger Auftragsbearbeitung. Die stabilen Lieferbeziehungen waren bisher ein Grund, warum bei den Bauelementeherstellern die Umsätze im Abschwung nicht so stark gefallen sind wie bei den Chip-Produzenten. Ein anderer Grund war, dass sich die Produktion für Bauelemente im Aufschwung schneller wieder nach oben fahren lässt. Das hat früher Preisexzesse vermieden.

Epcos hat mit 40 Prozent Marktanteil bei den Oberflächenwellenfiltern aber eine gewisse Marktmacht. Das Unternehmen könnte versuchen, im nächsten Aufschwung die Preise stärker anzuheben, um die entgangenen Gewinne des Abschwungs auszugleichen. Damit würde Epcos volatiler - und bei den Handy-Herstellern käme die Marge unter Druck. Das kann Nokia nicht wollen. Aber die Alternative für die Finnen wäre, kräftig weiter zu bestellen und die veralteten Komponenten wegzuwerfen, wenn die Handy-Nachfrage nicht schnell genug anspringt.



Die Unsicherheit ist groß


Im Juni hatte Nokia noch mit einem weltweiten Handy-Verkauf von 94 Millionen Stück fürs zweite Quartal gerechnet. Motorola will aber in derselben Zeit mit 16,7 verkauften Stück einen Marktanteil von 17 Prozent erreicht haben. Das würde einen Gesamtmarkt von 98 Millionen bedeuten. Hat Motorola recht, dann war Nokias Schätzung zu vorsichtig. Die Finnen könnten dann bei den Quartalszahlen nächste Woche positiv überraschen.


Es gibt aber zwei wahrscheinlichere Möglichkeiten. Erstens, Motorola hat seinen Marktanteil zu niedrig geschätzt. Das hieße, dass Nokia noch mehr Marktanteil verloren hat. Zweitens, Nokia hat die Verkäufe an die Verbraucher errechnet, Motorola die an den Handel. Das würde bedeuten, dass die Händler schon wieder Lagerbestand aufbauen - und die Nachfrage insgesamt lahmt.


Wenn eine der beiden Möglichkeiten zutrifft, hat Epcos noch eine harte Zeit vor sich. Allerdings kostet das Papier weniger als zweimal den abgelaufenen Umsatz. Der erste Silberstreif am Horizont der Handy-Nachfrage dürfte der Aktie auf die Sprünge helfen.



Argentinien-Krise / Europa


Muss man sich an den europäischen Börsen um Argentinien oder die Türkei sorgen? Auch wenn sich die Politiker hinter den Sanierer Domingo Cavallo zu stellen scheinen, ist die Gefahr von Zahlungsausfall und deutlicher Währungsabwertung des mit 130 Mrd. $ verschuldeten Landes nicht gebannt. Die europäischen Märkte haben bislang einschließlich der am stärksten betroffenen spanischen Börse gelassen reagiert. Nicht ohne Grund.


Die Gewinne europäischer Firmen könnten auf zwei Wegen direkt durch die Krise gedrückt werden. Sie exportieren weniger dorthin, weil die Märkte wegbrechen und die Produkte dank resultierender Euro-Aufwertung ohnehin teurer werden. Und ihre Direktinvestitionen werfen weniger Gewinn ab. Bleiben die Schwierigkeiten auf Argentinien und die Türkei begrenzt, ist die Gelassenheit in der Tat angebracht. Die Exporte der EU in die Türkei machen nur 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU aus. Der Anteil Argentiniens liegt unter 0,1 Prozent, selbst für Spanien beträgt er unter 0,2 Prozent. Zwischen 1995 und 1999 sind nur rund 3 Prozent der EU-Direktinvestitionen nach Argentinien geflossen, die insgesamt 0,4 Prozent des jährlichen BIPs entsprachen. Die Türkei spielt keine Rolle.


Für Spanien sind indes die entsprechenden Anteile der Direktinvestitionen nach Argentinien neunmal so hoch. Zudem hat Spanien noch ein anderes Problem. Die Banken haben Außenstände in Argentinien, die sich auf über drei Prozent des spanischen BIPs belaufen. Daher sind die Großbanken BBVA und BSCH , die auch kräftig in Lateinamerika investiert haben, am stärksten gefährdet. Da ihre Kredite vor allem in Dollar denominiert sind, würden sie zudem durch eine Abwertung belastet. Telefónica soll über ein Achtel seines Cashs in Argentinien erzielen.


Solange sich die Krise nicht verschärft, müssen sich nur einige spanische Firmen sorgen. Dass ganz Lateinamerika, Osteuropa oder Asien angesteckt wird, ist derzeit unwahrscheinlich. Das kann sich aber ändern, wenn die US-Konjunktur lange schwach bleibt. Dann fällt für viele Schwellenländer der wichtigste Exportmarkt weg, auf dem sie ihre Devisen verdienen. Aber dann hat Europa noch ganz andere Probleme.



© 2001 Financial Times Deutschland  

16.07.01 14:41

333 Postings, 8380 Tage Hartkore_DiabloEpcos reduziert Gewinnerwartung erneut!

Aus der FTD vom 16.7.2001  
Epcos reduziert Gewinnerwartung erneut
Von Sven Clausen, Hamburg

Der Münchner Technologie-konzern Epcos hat am Freitag erneut vor einem schlechteren Geschäftsverlauf gewarnt, als zuvor angenommen.

Der Hersteller so genannter passiver Bauelemente erwarte für das Ende Juni abgelaufene Quartal nun nur noch einen Gewinn von 19,6 Mio. bis 22,9 Mio. Euro nach Steuern, sagte ein Sprecher. Analysten hatten durchschnittlich einen Gewinn von gut 35 Mio. Euro für die vorigen drei Monate vorhergesagt.

Die eingetrübte Prognose zeigt, wie stark Epcos inzwischen von seinen Kunden unter Druck gesetzt wird. Der Konzern mit einem Quartalsumsatz von zuletzt 530 Mio. Euro stellt kleinste Bauteile wie Kondensatoren, keramische Bauelemente, OFW-Komponenten und Ferrite her, die in nahezu allen elektronischen Geräten stecken. Die Münchner gelten weltweit als zweitgrößer Anbieter der Branche hinter dem japanischen Spezialisten für Kondensatoren Murata - und als der größte Anbieter mit einem breiten Produktportfolio.


Die wichtigsten Abnehmer liegen im Bereich der Telekommunikationsbranche: Nokia und Siemens. Einer der größten Gewinnbringer sind für Epcos die SAW-Filter. Sie sorgen dafür, dass beim Mobiltelefon auch tatsächlich nur die Sätze ankommen, die für den Nutzer bestimmt sind.



Großaufträge zurückgestellt


Insgesamt holt Epcos nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit Handyherstellern. "Die Handyhersteller geben den Margendruck weiter an die Zulieferer", sagt Holger Schmidt, Analyst bei der BHF-Bank. Die Mobiltelefonproduzenten hatten zuletzt ebenfalls vor fallenden Gewinnen gewarnt, weil die erhofften Absätze ausblieben.


Vor allem in den vergangenen zwei Wochen haben Kunden große Aufträge nicht mehr abgerufen, sondern nach hinten verschoben, sagte ein Epcos-Sprecher. Auch andere Hersteller von Bauelementen wie etwa die Halbleiterhersteller Infineon oder STMicroelectronics hatten bereits von einem extrem schlechten Juni berichtet.


Epcos hat damit in diesem Geschäftsjahr, das am 30. September endet, bereits zum vierten Mal vor schlechten Zahlen gewarnt. Zu Beginn hatte der alte Vorstandschef Klaus Ziegler noch ein Umsatzplus von bis zu 35 Prozent in Aussicht gestellt. Gerhard Pegam, Nachfolger Zieglers seit dem 1. April, hatte das in den letzten Wochen bereits stückweise auf 10 bis 15 Prozent zurückgenommen.


Analysten zweifeln nun, ob der Konzern selbst diese Vorgabe noch erfüllen kann. "Mich hat die erneute Warnung überrascht", sagt Karsten Iltgen, Analyst bei der WestLB. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen Anfang Mai hatte sich Pegam bereits so pessimistisch gegeben, dass eine erneute Warnung ausgeschlossen schien. Detailliertere Angaben über die Situation des Unternehmens will Pegam am 26. Juli geben. Analysten halten es für möglich, dass Pegam seine Prognosen dann sogar erneut zurücknimmt.



Weitere Entlassungen wahrscheinlich


Ein Epcos-Sprecher bestätigte am Freitag, dass bei anhaltend schlechter Lage auch weiterer Stellenabbau nicht ausgeschlossen sei. Das Unternehmen hat bislang bereits rund 450 Jobs gestrichen; weltweit arbeiten 13.000 Beschäftigte für Epcos. Um die Kosten in der Produktion zu verringern, treibt Epcos bereits seit Monaten den Ausbau seiner ausländischen Fabriken voran - und streicht Arbeitsplätze in Deutschland.


Dass Epcos nur 14 Tage vor seiner Quartalsmeldung am 26. Juli mit negativen Prognosen an die Öffentlichkeit ging, sorgte in Branchenkreisen für Spekulationen. Wie es hieß, habe der Bauelementehersteller erst die Kapitalerhöhung des Chipunternehmens Infineon abwarten wollen, um nicht schon vorher für schlechte Stimmung in der gebeutelten Technologiebranche zu sorgen.


Hintergrund: Infineon und Epcos sind Geschwister-Konzerne aus dem Siemens-Verbund, die Siemens-Chef Heinrich von Pierer inzwischen beide an die Börse gebracht hat. Die Töchter haben es mittlerweile bis in den Aktienindex Dax geschafft. Siemens hält an Infineon noch 51 Prozent, an Epcos 12,5 Prozent.


Das Epcos-Papier, das zu Spitzenzeiten kurz nach dem Börsengang Mitte Oktober 1999 bei weit über 160 Euro notierte, hat seitdem kontinuierlich verloren. Nach kurzem Anstieg am Donnerstag schloss der Titel am Freitag bei 54,64 Euro, das sind 0,27 Prozent weniger als am Vortag.




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Umsatzerwartungen nach unten korrigiert



Gerhard Pegam stellte ein Umsatzplus von zehn bis 15 Prozent in Aussicht. Sein Vorgänger Ziegler war noch von 35 Prozent ausgegangen.


Platzhirsch

Der Hersteller passiver Bauelemente gilt in der Branche weltweit als Nummer zwei.


Handygeschäft

Epcos holt rund 30 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit Handyherstellern.



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