Aus der FTD vom 16.7.2001 Epcos reduziert Gewinnerwartung erneut Von Sven Clausen, Hamburg
Der Münchner Technologie-konzern Epcos hat am Freitag erneut vor einem schlechteren Geschäftsverlauf gewarnt, als zuvor angenommen.
Der Hersteller so genannter passiver Bauelemente erwarte für das Ende Juni abgelaufene Quartal nun nur noch einen Gewinn von 19,6 Mio. bis 22,9 Mio. Euro nach Steuern, sagte ein Sprecher. Analysten hatten durchschnittlich einen Gewinn von gut 35 Mio. Euro für die vorigen drei Monate vorhergesagt.
Die eingetrübte Prognose zeigt, wie stark Epcos inzwischen von seinen Kunden unter Druck gesetzt wird. Der Konzern mit einem Quartalsumsatz von zuletzt 530 Mio. Euro stellt kleinste Bauteile wie Kondensatoren, keramische Bauelemente, OFW-Komponenten und Ferrite her, die in nahezu allen elektronischen Geräten stecken. Die Münchner gelten weltweit als zweitgrößer Anbieter der Branche hinter dem japanischen Spezialisten für Kondensatoren Murata - und als der größte Anbieter mit einem breiten Produktportfolio.
Die wichtigsten Abnehmer liegen im Bereich der Telekommunikationsbranche: Nokia und Siemens. Einer der größten Gewinnbringer sind für Epcos die SAW-Filter. Sie sorgen dafür, dass beim Mobiltelefon auch tatsächlich nur die Sätze ankommen, die für den Nutzer bestimmt sind.
Großaufträge zurückgestellt
Insgesamt holt Epcos nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit Handyherstellern. "Die Handyhersteller geben den Margendruck weiter an die Zulieferer", sagt Holger Schmidt, Analyst bei der BHF-Bank. Die Mobiltelefonproduzenten hatten zuletzt ebenfalls vor fallenden Gewinnen gewarnt, weil die erhofften Absätze ausblieben.
Vor allem in den vergangenen zwei Wochen haben Kunden große Aufträge nicht mehr abgerufen, sondern nach hinten verschoben, sagte ein Epcos-Sprecher. Auch andere Hersteller von Bauelementen wie etwa die Halbleiterhersteller Infineon oder STMicroelectronics hatten bereits von einem extrem schlechten Juni berichtet.
Epcos hat damit in diesem Geschäftsjahr, das am 30. September endet, bereits zum vierten Mal vor schlechten Zahlen gewarnt. Zu Beginn hatte der alte Vorstandschef Klaus Ziegler noch ein Umsatzplus von bis zu 35 Prozent in Aussicht gestellt. Gerhard Pegam, Nachfolger Zieglers seit dem 1. April, hatte das in den letzten Wochen bereits stückweise auf 10 bis 15 Prozent zurückgenommen.
Analysten zweifeln nun, ob der Konzern selbst diese Vorgabe noch erfüllen kann. "Mich hat die erneute Warnung überrascht", sagt Karsten Iltgen, Analyst bei der WestLB. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen Anfang Mai hatte sich Pegam bereits so pessimistisch gegeben, dass eine erneute Warnung ausgeschlossen schien. Detailliertere Angaben über die Situation des Unternehmens will Pegam am 26. Juli geben. Analysten halten es für möglich, dass Pegam seine Prognosen dann sogar erneut zurücknimmt.
Weitere Entlassungen wahrscheinlich
Ein Epcos-Sprecher bestätigte am Freitag, dass bei anhaltend schlechter Lage auch weiterer Stellenabbau nicht ausgeschlossen sei. Das Unternehmen hat bislang bereits rund 450 Jobs gestrichen; weltweit arbeiten 13.000 Beschäftigte für Epcos. Um die Kosten in der Produktion zu verringern, treibt Epcos bereits seit Monaten den Ausbau seiner ausländischen Fabriken voran - und streicht Arbeitsplätze in Deutschland.
Dass Epcos nur 14 Tage vor seiner Quartalsmeldung am 26. Juli mit negativen Prognosen an die Öffentlichkeit ging, sorgte in Branchenkreisen für Spekulationen. Wie es hieß, habe der Bauelementehersteller erst die Kapitalerhöhung des Chipunternehmens Infineon abwarten wollen, um nicht schon vorher für schlechte Stimmung in der gebeutelten Technologiebranche zu sorgen.
Hintergrund: Infineon und Epcos sind Geschwister-Konzerne aus dem Siemens-Verbund, die Siemens-Chef Heinrich von Pierer inzwischen beide an die Börse gebracht hat. Die Töchter haben es mittlerweile bis in den Aktienindex Dax geschafft. Siemens hält an Infineon noch 51 Prozent, an Epcos 12,5 Prozent.
Das Epcos-Papier, das zu Spitzenzeiten kurz nach dem Börsengang Mitte Oktober 1999 bei weit über 160 Euro notierte, hat seitdem kontinuierlich verloren. Nach kurzem Anstieg am Donnerstag schloss der Titel am Freitag bei 54,64 Euro, das sind 0,27 Prozent weniger als am Vortag.
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Umsatzerwartungen nach unten korrigiert
Gerhard Pegam stellte ein Umsatzplus von zehn bis 15 Prozent in Aussicht. Sein Vorgänger Ziegler war noch von 35 Prozent ausgegangen.
Platzhirsch
Der Hersteller passiver Bauelemente gilt in der Branche weltweit als Nummer zwei.
Handygeschäft
Epcos holt rund 30 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit Handyherstellern.
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