könnte schwören gestern etwas aktuelles gefunden zu haben ....
Meine Suchmaschine ist etwas träge ;)
Nachrichtenlage für Telefonica ist dünn.
Hier ein Artikel zu Spanien allgemein:
vom 2.4.2011
In Spanien rächen sich langjährige Versäumnisse In der Zeit des Immobilienbooms wurde die Chance verpasst, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen Jahrelang hat eine ganze Nation in einem Boom gelebt, der schwere strukturelle Schwächen überdeckte. Nach dem Platzen der Immobilienblase werden nun hektisch und unter Druck überfällige Reformen nachgeholt. Cornelia Derichsweiler, Madrid
EU und EU-Länder im WettbewerbsTest
Mehr als ein Jahrzehnt lang galt Spanien als Musterschüler unter den EU-Staaten. Zwischen Mitte der neunziger Jahre und 2007 präsentierte das iberische Land regelmässig traumhafte Wachstumsraten von durchschnittlich 3,5% pro Jahr. Der Aufschwung war vor allem einem ungezügelten und spekulativ aufgeheizten Immobilienboom geschuldet, der – zusammen mit einem starken Binnenkonsum – die Grundpfeiler des sogenannten «spanischen Wirtschaftswunders» bildete.
Verdeckte Mängel Bis zu 800 000 Wohneinheiten wurden zu Boomzeiten jährlich hochgezogen, mehr als in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien zusammen. Unzählige Familien erfüllten sich den Traum vom Eigenheim. Nahezu eine ganze Nation lebte so jahrelang auf Pump; die Leitzinsen waren günstig, und die Banken vergaben bedenkenlos Kredite, auch an Kunden ohne geregeltes Einkommen. Mit dem Platzen der Blase aber wurde diesem Boom vor mehr als drei Jahren ein jähes Ende gesetzt. 2008 schrumpfte das Wachstum erstmals um 0,9%, 2009 schliesslich fiel das Bruttoinlandprodukt (BIP) um 3,7%. Im Jahr 2010 verharrte Spanien als einzige grosse EU-Volkswirtschaft mit einem Minus von 0,1% weiterhin in der Rezession. Erst in diesem Jahr dürfte sich das Land mit einem voraussichtlichen Plus von knapp 1% auf einen wohl langen und beschwerlichen Weg der Erholung begeben.
Anzeige: Der vom Immobilienboom geschaffene Schein-Reichtum hatte schwerwiegende strukturelle Defizite der spanischen Wirtschaft überdeckt. Die ohnehin eher mässige Wettbewerbsfähigkeit des Landes wurde im Zuge des zügellosen Baufiebers zusätzlich geschmälert. Der Boom nämlich hatte in erster Linie die Binnennachfrage angekurbelt. Gleichzeitig stieg die Verschuldung der privaten Haushalte zwischen 2000 und 2008 von 50% auf fast 90%. Im gleichen Zeitraum kletterten die Immobilienpreise um 145%, während das Leistungsbilanzdefizit – 1999 noch bei 3% des BIP – bis 2007 auf 10% des BIP anschwoll. Wesentlich dafür verantwortlich war auch der Zerfall der preislichen Wettbewerbsfähigkeit: Die Lohnstückkosten stiegen zwischen 2000 und 2008 um 25%, während sie etwa in Deutschland um 10% sanken. Diese Entwicklung drückte nicht zuletzt auch auf den Export, der sich in Spanien weit weniger expansiv entwickelte als in anderen Staaten der EU.
Trauriger Arbeitslosen-Rekord Im Jahr 2007 repräsentierte die Leistung der Bauindustrie schliesslich 11% des BIP, mehr als in jedem anderen europäischen Land. Der anschliessende Einbruch der Branche entzog dem Land nicht nur die Grundlage eines wenig nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolgsmodells, sondern riss gleichzeitig Hunderttausende von Arbeitsplätzen mit sich. Mehr als 2 Millionen Jobs gingen in der Krise verloren, die Hälfte davon in der Bauindustrie. Das Land, das in den Jahren des Booms die meisten Stellen der EU geschaffen hatte, ist inzwischen zum grössten Arbeitsplatzvernichter Europas geworden. Es zeigte sich zudem, dass die Basis des vorher verzeichneten Beschäftigungszuwachses in erster Linie Billiglohn-Jobs waren, die in der Regel wenig produktiv sind. Mit einer Erwerbslosenrate von 20% hält Spanien bereits seit geraumer Zeit einen traurigen Rekord in der EU-Arbeitslosenstatistik. Bei den unter 25-Jährigen ist die Erwerbslosigkeit sogar auf horrende 43% hochgeschnellt.
Kränkelndes Bildungswesen Viele junge Leute hatten in den vergangenen Jahren die Schule vorzeitig abgebrochen. In einer Wirtschaft, die sich vorwiegend auf das Baugewerbe und den Tourismus stützte, fanden sie auch als unqualifizierte Arbeitskräfte schnell eine Stelle. 32% aller Spanier kehren der Schule schon mit 16 Jahren – dem Alter, mit dem die Schulpflicht endet – den Rücken, ohne einen Abschluss in der Tasche zu haben. Diese Abbruchs-Quote ist doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt. In der Krise nun finden sich diejenigen, die das geringste Bildungsniveau haben, am ehesten auf der Strasse wieder. Da wären massive Ausbildungs- und Umschulungsmassnahmen nötig. Die berufsbezogene Ausbildung aber wird traditionell im Land sträflich vernachlässigt. Auch die Unternehmen pflegen leidlich wenig in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Dies hat vor allem damit zu tun, dass 25% aller Arbeitsplätze in Spanien Temporärstellen sind, während der EU-Durchschnitt bei 15% liegt.
Zu den grössten strukturellen Problemen des spanischen Arbeitsmarktes gehörte daher bis vor kurzem auch seine starke Segmentierung. So war er in schwer kündbare Festanstellungen und schwach gesicherte, zeitlich befristete Beschäftigungsverhältnisse geteilt. Die hohen Abfindungen, die Festangestellte im Kündigungsfall bezogen, hatten die Unternehmer davor zurückschrecken lassen, feste Verträge einzugehen. Eine Flexibilisierung des verkrusteten Arbeitsmarkts war schon seit Jahren von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IMF) gefordert worden, um Spanien wettbewerbsfähiger zu machen.
Im vergangenen Jahr brachte die sozialistische Regierung Zapatero schliesslich eine Reform des Arbeitsmarktes auf den Weg. Diese sieht unter anderem vor, die hohen Abfindungen von 45 Tagen pro Arbeitsjahr grundsätzlich auf 33 Tage zu reduzieren. Firmen, die nachweislich in finanziellen Schwierigkeiten stecken, müssen nur 20 Tage pro Dienstjahr als Abfindung berechnen. Damit sollen Unternehmer zu mehr Festanstellungen ermuntert werden. Die seit September 2010 geltende Norm ermöglicht es den Firmen zudem, eine grössere innerbetriebliche Flexibilität durchzusetzen. Zu den Schwachpunkten der spanischen Wirtschaft zählt nämlich auch, dass wenig Bereitschaft seitens der Arbeitnehmer besteht, von einem Aufgabenbereich in einen anderen, geschweige denn von einer Region in eine andere zu wechseln.
Zwar ist die von der Regierung beschlossene Massnahme ein hilfreiches Instrument, um den Arbeitsmarkt dynamischer zu gestalten – Stellen schaffen aber kann sie nicht. Es dürften Jahre vergehen, bis sich die Früchte dieser Reform zeigen. Zudem fehlen ihr noch immer wichtige Nachbesserungen, um den spanischen Arbeitsmarkt tatsächlich wettbewerbsfähig zu machen.
Dazu gehört etwa auch die Tatsache, dass die Löhne in Spanien traditionell an die Inflation angepasst werden und nicht an die Produktivität gekoppelt sind. Entsprechend waren die Löhne bzw. die Lohnstückkosten in Spanien im vergangenen Jahrzehnt viel stärker als in vielen anderen EU-Ländern gestiegen. Die von der Regierung inzwischen eingeleiteten Konsolidierungsmassnahmen haben dazu geführt, dass die Lohnstückkosten im vergangenen Jahr bereits wieder fielen.
Beschleunigte Reformpläne Die Regierung Zapatero hat im vergangenen Jahr, wenn auch nur auf Druck der EU-Partner und der Märkte, ihre Reformvorhaben beschleunigt. Die Arbeitsmarktreform ist nur eine der Massnahmen, mit denen man hofft, die angeschlagene Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen. So wurde inzwischen auch das Pensionsalter von bisher 65 Jahren auf 67 Jahre erhöht und die Berechnungsgrundlage der Renten geändert. Die Krise hat die Einnahmen des Staates schrumpfen lassen und den öffentlichen Haushalten beträchtliche Mehrausgaben aufgezwungen – etwa Aufwendungen für die Arbeitslosengelder. So war 2009 das Defizit auf 11,2% angeschwollen. Dabei kam Spanien immerhin zugute, dass der Staat bis zum Ausbruch der Krise eher umsichtig gehaushaltet hatte. In den Jahren der Hausse waren Budgetüberschüsse erwirtschaftet worden, die als Polster für schlechtere Zeiten dienen sollten. Die Staatsverschuldung lag 2010 bei 60%, damit zwar deutlich höher als 2009, aber im europäischen Vergleich bei einem immer noch vertretbaren Wert.
Im vergangenen Jahr wurde ein Konsolidierungsplan für den Haushalt indessen unumgänglich. Inzwischen ist die Regierung dank einem strikten Sparkurs auf einem guten Weg, bis 213 die Defizitvorgabe von maximal 3% zu erreichen. Entsprechend schmerzhafte Einschnitte wurden bereits eingeleitet: So bekommen die Beamten seit Mitte 2010 im Durchschnitt 5% weniger Lohn. Für sie wie für die Rentner steht in diesem Jahr eine Nullrunde an. Auch in nahezu allen Bereichen der Verwaltung und bei den Investitionen wird kräftig gespart. Gleichzeitig wurde die Mehrwertsteuer schon im vergangenen Jahr von 16% auf 18% erhöht.
Die Krise und die Sparpolitik der Regierung haben freilich auf den Konsum gedrückt. Der Rückgang der Binnennachfrage bewirkte zudem, dass die Importe sehr viel stärker einbrachen als die Exporte. So hat sich das einst horrend hohe Leistungsbilanzdefizit, das 2007 noch bei 10% des BIP lag, inzwischen halbiert. Entsprechend sind die Exporte im vergangenen Jahr um 17% gestiegen, die Importe nur um 14%.
Der technologische Wert spanischer Exporte hingegen lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Nach jüngsten Angaben des Industrieministeriums machen Investitionsgüter (20%) mit knappem Vorsprung den grössten Teil der Exporte aus, dahinter folgen Produkte aus der Automobilindustrie (16%), chemische Erzeugnisse (15%) und schliesslich Lebensmittel, die aus technologischer Sicht wenig ins Gewicht fallen. Auch in Sachen Innovation bewegt sich Spanien bestenfalls im Mittelfeld. Nur knapp 29% der Bevölkerung sind in wissensintensiven Dienstleistungsbereichen beschäftigt. In Deutschland etwa liegt diese Quote bei rund 38%. Und lediglich 1,38% des BIP werden in Forschung und Entwicklung (F&E) gesteckt (2009), während der F&E-Aufwand im EU-Durchschnitt 1,9% des BIP ausmacht. Den überwiegenden Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung trägt der Staat, der allerdings im Zuge der Sparpolitik auch in diesem Bereich zurücksteckte. Der Privatsektor beteiligt sich, mit Ausnahme der Grossunternehmen, nur sehr in sehr geringem Mass an solchen Investitionen.
Kredithahn zugedreht Dabei hat Spanien eine ganze Reihe von Konzernen vorzuweisen, die sich zu Global Players aufgeschwungen haben. Zu ihnen zählen etwa der Telekommunikationsriese Telefónica, die Grossbanken Santander und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria sowie mehrere Bau- und Infrastruktur-Firmen. Viele dieser Unternehmen haben ihre Expansion inzwischen auf den lateinamerikanischen Markt ausgeweitet. Auch in der Bekleidungsindustrie kann das Land mit international erfolgreichen Marken wie Zara und Mango aufwarten.
In Spanien dominieren jedoch nach wie vor Klein- und Kleinstunternehmen. Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern stellen mehr als 90% der Betriebe, deren Kapazitäten im Bereich von Forschung und Entwicklung sowie bei der Lancierung exportfähiger Produkte entsprechend gering sind. Hinzu kommt, dass die Inflationsrate in Spanien im Vergleich mit andern Ländern der Euro-Zone vergleichsweise hoch liegt, was den Export von Produkten und Dienstleistungen verteuert und einen weiteren Wettbewerbsnachteil schafft.
Ausserdem leiden viele Firmen darunter, dass die von der Immobilienkrise besonders gebeutelten Finanzinstitute inzwischen den Kredithahn zugedreht haben. Vor allem die regional operierenden Sparkassen hatten zu Boomzeiten einen Grossteil ihrer Operationen im Hypothekengeschäft abgewickelt, jetzt haben sie an den enormen Ausfällen schwer zu tragen. Spaniens Regierung und die Notenbank legten für den Sektor einen Rettungsfonds auf und verpflichteten die angeschlagenen Institute, sich durch Fusionen und Kooperationen zu schlagkräftigeren Banken zusammenzuschliessen.
Im Wettlauf gegen die Zeit Die Regierung hat, zwar reichlich verspätet, dafür jedoch umso energischer, ihren Reformwillen bewiesen, um Spaniens Wirtschaft wieder aufzurichten. Ein neues Wachstumsmodell, das den einstigen Bauboom ablösen könnte, ist jedoch noch nicht in Sicht. Die Bemühungen zur Haushaltskonsolidierung dürften die konjunkturelle Entwicklung im Land zudem weiterhin belasten. Auch das gravierende Problem der Arbeitslosigkeit wird sich laut Schätzungen diverser Institutionen nur langsam entschärfen lassen. Bis die gerade begonnene Aufholjagd in Sachen Wettbewerbsfähigkeit abgeschlossen werden kann, werden Jahre vergehen. Die Förderung eines effizienten Bildungssystems und einer dynamischen wie auch innovativen Unternehmensstruktur mit qualifiziertem Personal erfordert viel Zeit. Was in den Jahren des Überflusses versäumt wurde, ist nun, angesichts leerer Staatskassen, umso schwieriger zu schultern.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/...e_1.10110376.html ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber... |