Besonders die Passage daraus, das es im Abschwung - aus den gleichen Gründen (IFRS) - umso stärker nach unten geht mit den Gewinnen, weil dann alles, was jetzt aufgeschoben wurde, abgeschrieben wird (unten, fett und unterstrichen).
Seit dem Jahr 2003 haben sich die Aktienkurse im Deutschen Aktienindex Dax ebenso wie die ausgewiesenen Gewinne verdreifacht. Damit ist das Verhältnis von Kurs zu Gewinn unverändert günstig bei 13 geblieben. Die tatsächliche Ertragslage hat sich jedoch weit weniger gut entwickelt als die ausgewiesene. Die Differenz ist auf geänderte Rechnungslegungsvorschriften - vom Handelsgesetzbuch (HGB) zum internationalen Standard IFRS - zurückzuführen. Diese müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen seit dem Jahr 2005 anwenden.
„Es gab für die Unternehmen die einmalige Chance, ihre Geschichte neu zu schreiben“, sagt Bernhard Pellens, Professor für Internationale Unternehmensrechnung an der Ruhr-Universität Bochum. So hätten die neuen Vorschriften den Unternehmen viele Wahlfreiheiten bei der Bilanzierung gelassen. Dies sei von den Gesellschaften mehrheitlich dazu genutzt worden, ihre Vermögenswerte niedriger anzusetzen.
„Damit muss in der Zukunft weniger Vermögen abgeschrieben werden und die ausgewiesenen Gewinne steigen“, sagt Pellens. Außerdem müssen die Abschreibungen auf den Unternehmenswert (Goodwill) nicht mehr planmäßig vorgenommen werden, sondern es wird von Zeit zu Zeit überprüft, ob eine Abschreibung bei dieser mit hoher Unsicherheit behafteten Größe in der Bilanz nötig ist. „In guten Jahren wird somit kaum mehr abgeschrieben und die Gewinne werden hoch ausgewiesen, und in schlechten Jahren muss dann mitunter kräftig abgeschrieben werden“, sagt Pellens. Die derzeitige Phase sehr positiver Gewinnentwicklungen werde damit ihrer Höhe nach übertrieben und halte zudem länger an, als es in früheren Gewinnzyklen stets der Fall war. Spiegelbildlich sei im Abschwung mit stärker und länger fallenden ausgewiesenen Gewinnen zu rechnen.
Bei der Bewertung von Aktien sollte der Anleger dies stets berücksichtigen. Das KGV als gängige Messzahl zur Bewertung von Aktien beruht nur auf den ausgewiesenen Gewinnen. Ein Unternehmen scheint daher weiterhin günstig bewertet, wenn sich der Aktienkurs und der ausgewiesene Gewinn zugleich verdoppelt haben.
Ob die Gesellschaft die höhere Bewertung am Kapitalmarkt aber tatsächlich wert ist, wird verwässert, wenn der Einfluss durch die Rechnungslegung groß ist. „Wir gehen davon aus, dass die ausgewiesenen Gewinne bei den Dax-Unternehmen um 15 Prozent überzeichnet sind“, sagt Ralf Zimmermann, Aktienstratege bei Sal. Oppenheim. Das KGV liege dann nicht mehr bei günstigen 13, sondern bei 15. Im Bereich der Nebenwerte sei die Überzeichnung der Gewinne noch höher.
„Es ist daher fraglich, ob die derzeitige Bewertung von Aktien anhand des KGV noch zeitgemäß ist“, sagt Dieter Pfundt, Mitinhaber von Sal. Oppenheim. Neben dem KGV lohne vielmehr ein Blick auf den operativen Cashflow. Diese Größe beschreibt, wie viele Mittel einem Unternehmen aus seiner operativen Geschäftstätigkeit tatsächlich zufließen. Der Vergleich in der Entwicklung zeigt, dass sich die ausgewiesenen Gewinne von der tatsächlichen Ertragskraft aus der Geschäftstätigkeit abgekoppelt haben.
Chart: AUf DEN CASH-FLOW KOMMT ES AN. Die durch neue Rechnungslegung aufgeblasenen Gewinne wuchsen viel stärker als der Cash-Flow. Das Kurs/Cash-Flow-Verhältnis des Dax ist bereits wieder auf dem Jahr-2000-Blasen-Niveau (Chart im nächsten Posting)
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