...ist zugegeben schwierig, da sie ja auf Prognose basiert. Wenn wir dessen ungeachtet mal einen Blick auf die DAX-Prognosen der versammelten Experten in # 2731 werfen, stellen wir fest, dass die meisten für das Jahresende 2007 einen Dax-Stand von höchstens 7000 vermuten. Da der DAX gestern schon bei 6750 stand, blieben demnach nur noch 250 Punkte Luft nach oben - für das ganze Jahr. Bezogen auf 6750 ist das ein Zuwachs von 3,7 %. Legt man das Geld jetzt auf ein Tagesgeldkonto mit 3,5 %, hätte man am Jahresende praktisch dasselbe - und dies ohne den Stress, angesichts schwindelerregender Höchststände ständig einen prüfenden Blick auf das Depot werfen zu müssen!
Noch fragwürdiger wird ein Aktien-Investment (long), wenn man sich das Abwärts-Risiko vergegenwärtigt. Nach einem Anstieg des DAX ab 2200 (im Jahr 2003) um über 300 % kann es jederzeit zu einem starken Rücksetzer kommen. Dazu müssen nicht mal die Wirtschaftsdaten schlecht sein. Es geht einfach darum, dass es kaum noch Folgekäufer für Aktien gibt, weil jeder, der rein wollte, bereits drin ist.
Was dann passieren kann, sah man vorgestern bei Apple. Die Aktie hatte sich verzehnfacht in den letzten Jahren. Es wurde Super-Zahlen erwartet. ALLE hatten bereits im Vorfeld in Erwartung der stellaren Ergebnisse Apple-Aktien gekauft. Viele kauften auch Calls mit Basis 100 Dollar (vor den Zahlen stand Apple bei ca. 95 Dollar). Dann kamen in der Tat hervorragende Zahlen, aber die Aktie stieg nicht (bis auf einen kleinen Kniereflex-Hüpfer auf 99 Dollar). Sie fiel dann sogar, weil sich unter den Investierten Enttäuschung breit machte, dass sie nicht weiterstieg und sie deshalb verkauften. So schloss Apple die Woche bei 88,50 Dollar. Ähnliche Enttäuschungsreaktion gab es - trotz passabler Zahlen - bei IBM, Intel, GE und Cisco.
Das Gleiche könnten wir in den nächsten Wochen beim DAX sehen. Ja, es stimmt: Der deutschen Wirtschaft geht es gut, und die Gewinne werden gut ausfallen. Dennoch könnte es "Sell-the-good-news"-Reaktionen wie bei Apple, IBM, Intel, GE und Cisco geben, weil die Zahlen eben "nur" gut sind - aber nicht überragend, wie der euphorische Markt auf Grund der Index-Höchststände erwartet.
Daher könnten die US-Indizes und in deren Schlepptau der DAX in den nächsten Wochen und Monaten die lang erwartete Reise gen Süden antreten. Eine Korrektur von 10 % würden selbst Super-Bullen geradezu begrüßen, weil sie die extrem überkaufte Lage beseitigte und neuen Käufern einen interessanteren Einstieg böte. Eine Korrektur von 20 % wäre nach vormaligen Verdreifachung ab 2003 auch kein Beinbruch, falls das Abwärtsmomentum dies hergibt. All dies sind immer noch Bullen-Markt-Szenarien (kein nachhaltiger Bruch des langjährigen Aufwärtstrends). Sollte sich hingegen die US-Wirtschaft eintrüben (Housing) und den Dax mit runterziehen, könnten auch leicht 30 % Korrektur drin sein. Von Terror und einem Krieg in Iran möchte ich gar nicht reden.
Rechnen wir mal mit dem Mittelwert einer 20 %-Korrektur, so ergäbe sich - auf dem Weg zum Jahres-Endziel von 7000, das dadurch nicht gefährdet würde - ein zwischenzeitlicher Dax-Tiefstand von 5400 (= jetziger Stand -20 %) irgendwann im Frühjahr oder Sommer.
Erstellen wir auf Basis dieser Zahlen eine Chance/Risiko-Analyse, erhalten wir das folgende Ergebnis: Es gibt beim Dax eine Aufwärts-Chance von 250 Punkten, der ein Abwärtsrisiko von 1350 (= 6750 - 5400) entgegen steht!
Das Chance/Risiko-Verhältnis liegt daher bei 250/1350 = 18,5 %. Nach unten ist daher vier Mal soviel Luft wie nach oben!
Daher mein Tipp: Festgeld lacht (alle Longs später aus). Aggressivere Naturen können auch short gehen.
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