länger über einen euro zukommen,vielleicht sogar höher.
24.05.2007
Einer der kleinsten Nylon-Hersteller Europas macht sich fit für die Folienproduktion
Gubener Unylon hält Wachstumskurs
Das dritte Jahr in Folge will der Gubener Kunststoff-Hersteller Unylon Polymers GmbH den Umsatz steigern und damit in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen erreichen. Basis für die positiven Wachstumsprognosen sind die Flexibilität des Unternehmens und die weltweit wachsende Nachfrage nach dem Kunststoff Nylon, der für die Herstellung von Handyschalen und Autoteilen ebenso gebraucht wird, wie für Teppichgarne und luftdichte Lebensmittelverpackungen. Die 50 Beschäftigten legen sich dafür mit viel Elan und Erfahrung ins Zeug.
Der Hamburger Unylon-Vorstand Marcus Ernst und der Gubener Unylon-Polymers-Geschäftsführer Gerd Trommer sind sich einig: Je zähflüssiger, desto besser. Damit meinen sie nicht etwa das Laufen der Geschäfte – die sollen eher flüssiger laufen, noch mehr Umsatz und vor allem Gewinn bringen, sondern die Qualität des Nylon-Granulates aus Gubener Produktion. Das muss je nach Einsatzzweck beim Aufschmelzen mehr oder weniger zähflüssig sein. «Als Faustregel gilt, je höherwertiger die Anwendung, desto höher muss die Viskosität sein» , sagt Trommer. Die Viskosität ist das Maß für die Zähflüssigkeit eines Fluids. In der Folienherstellung muss das deutlich höher sein, als beispielsweise bei der Garnproduktion. Ernst hat dafür einen einfachen Vergleich: «Wenn sie ein Glas Wasser auf dem Tisch umstoßen, wird das Wasser nie eine geschlossene Fläche bilden. Honig könnte schon eher einen geschlossenen dünnen Film erzeugen.»
Konzentration auf Spezialitäten Die Gubener stellen seit 1969 Nylongranulat aus Caprolactam her. Zu DDR-Zeiten wurde daraus Dederon – sinngemäß für DDR-(Nyl)on – für Einkaufsbeutel und Kittelschürzen. Heute wird das Gubener Nylongranulat für weitaus vielfältigere Anwendungen genutzt, unter anderem in Kunststoffmischungen (Com-p ounds) für den Spritzguss, aber auch für die Herstellung von Seilen, Netzen und Teppichfasern. Die langjährigen Erfahrungen der Gubner und die Investitionen in neue hochleistungsfähige Anlagen im Jahr 2004 kommen Unylon nun zugute bei der Eroberung neuer Marktsegmente. «In den Standardbereichen drückt immer mehr Billigkonkurrenz aus Osteuropa in den Markt» , schildert Trommer. Wer sich hier erfolgreich abheben wolle, der müsse mit Spezialitäten aufwarten. Nylon mit hoher Viskosität sei eine Spezialität, eine, die auch in China begehrt ist und im arabischen Raum. «Dort konnten wir im vergangenen Jahr erstmals erfolgreich unser Nylon-Granulat vermarkten» , berichtet Ernst, «und das ist ausbaufähig.» Freilich erschwere der starke Euro tendenziell das Überseegeschäft. Die Unylon-Gruppe hofft, mit zuverlässiger Qualität und Flexibilität dennoch, die Exporte weiter steigern zu können. Mit einer Steigerung um 60 Prozent auf 18,3 Millionen Euro hat das Auslandsgeschäft 2006 deutlich zur Umsatzsteigerung um 14 Prozent auf 75,8 Millionen Euro beigetragen, wie Ernst sagt. Rund ein Viertel der Gubener Produktion geht inzwischen in den Export. In diesem Jahr wollen sich die Unylon-Spezialisten weiter steigern. Auf 80 bis 85 Millionen Euro Jahresumsatz wollen sie kommen. «Wir bewegen uns in einem wachsenden Markt» , erklärt Ernst. «Und wir sind im Gegensatz zu den großen Anbietern sehr flexibel» , fügt Trommer hinzu, «wir können schnell auf derzeit elf verschiedene Produktqualitäten umstellen und auch kleinere Mengen liefern.» Bei verschiedenen Folienherstellern laufen inzwischen Erprobungsphasen, die die Gubener hoffen lassen, wie Trommer sagt. Geprüft werde hier sehr akribisch, weil die Folienhersteller sämtliche Maschinen und Anlagen auf die Qualität des Materials eingestellen müssen. «Sobald sich die Eigenschaften des Kunststoffs ändern, wird der Ablauf gestört und Ausschuss produziert. Das heißt, der Abnehmer muss sich 100-prozentig auf seinen Zulieferer verlassen können.» Die Gubener sind sensibilisiert für Qualitäts- und Kostenaspekte. Sie bemühen sich ständig um die Prozessoptimierung und stabile Bedingungen für den Ablauf der chemischen Reaktionen, wie Trommer betont. Denn am Ende muss nicht nur die Produktqualität stimmen, sondern auch das Ergebnis.
Nachfrage nach Nylon steigt Die für 2006 anvisierte schwarze Null konnte noch nicht erreicht werden. Das habe vor allem daran gelegen, dass Anlagen nicht immer voll ausgelastet werden konnten, erklärt Ernst. Gründe seien saisonale Schwankungen bei Abnehmern in der Teppichfaserindustrie, aber auch auf der verzögerter Markteintritt bei Folienherstellern. «Freilich ist der Markteinstieg sehr schwierig, der Marktaustritt dafür aber auch» , sagt Ernst. «Wenn sie einmal drin sind und zuverlässig Qualität liefern, hat der Folienhersteller wenig Anreiz den Lieferanten schnell wieder zu wechseln, weil das aufwendig ist.» Ziel sei, mit Unylon in diesem Jahr schwarze Zahlen zu schreiben, sagt Ernst. «Das wird angesichts der deutlichen Energiekostensteigerung nicht leicht werden» , fügt er hinzu. Wenn sich hier keine Verbesserungen abzeichnen, «werden wir notfalls eine eigene Energieerzeugng installierten» , kündigt Ernst an. Die 463 000 Euro Verlust aus dem vergangenen Jahr seien noch zu verkraften gewesen. «Wichtiger ist, dass die Marktaussichten positiv sind, und dass wir den Prozess zur Herstellung hochwertiger Nylonqualitäten beherrschen.» Und am Standort Guben sei noch viel Platz für neue Maschinen. Hintergrund Produktion und Beschäftigung gestiegen Der Polyamid-6-Hersteller Unylon Polymers GmbH Guben (Spree-Neiße) blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1969 als Dederon-Produzent des VEB Chemiefaserwerkes «Herbert Warnke» gestartet, wurde der Bereich nach der Wende dem Teppichgarnproduzenten Lausitzer Teppichfaser AG zugeordnet. 1999 wurde die Polyamid-Herstellung ausgegliedert und von der Berliner Beteiligungsgesellschaft Pongs & Zahn übernommen. 2002 ging der Bereich schrittweise in die Hamburger Kunststoff-Beteiligungs-Holding Unylon AG über, an der Pongs & Zahn knapp 40 Prozent hält. Mit rund 46 000 Tonnen Jahreskapazität ist Unylon einer der kleineren Nylon-Hersteller in Europa und das einzige nicht in einen Chemie-Konzern integrierte Unternehmen. Marktführer ist die BASF AG. Daneben gehören zu den großen Anbietern der von Bayer abgespaltene Chemiekonzern Lanxess, die niederländische DSM-Gruppe, der belgische Damo-Konzern und die spanische UBE-Gruppe. Die Zahl der Beschäftigten in Guben ist unter Regie der Unylon AG von 39 auf 50 gestiegen. Dem gingen Erweiterungsinvestitionen in Höhe von rund 16 Millionen Euro voraus.
quelle:lausitzer rundschau |