Elsa: Grafik- und Netzwerkspezialist steht vor der Insolvenz Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Der deutsche Grafikkarten- und Netzwerkspezialist Elsa ist zahlungsunfähig. Die Erklärungen des Unternehmens sind vielfältig.
Sieben von acht Banken haben dem Aachener Unternehmen die Kreditlinie gekündigt. Elsa hatte zuletzt gehofft, die Kündigung durch den geplanten Einstieg eines taiwanesischen Investors abwenden zu können. Nach eigenen Angaben hätte das Unternehmen 40 Mio. Euro für dieses Jahr benötigt. "Wir stehen bereits in Gesprächen mit möglichen Investoren", sagte Elsa-Vorstand Theo Beisch. Verfrühte Hoffnungen wolle er indes nicht wecken, ein Insolvenzantrag sei durchaus möglich.
Im dritten Quartal hatte Elsa einen Umsatz von 57, 1 Mio. Euro gemeldet - 22 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahresquartal. Mit der am Neuen Markt notierten Aktie geht es seit dem Börsenstart 1998 kontinuierlich abwärts. "Wir sind nach dem Börsengang zu schnell gewachsen", sagte Beisch. Zu häufig sei das laufende Geschäft über Kredite finanziert worden. Vor allem die Expansion in Europa habe Millionen verschlungen, ohne sich wie erhofft zu rentieren. Als sich Anfang 2001 die finanzielle Schieflage abzeichnete, steuerte Elsa mit einem Sanierungsprogramm gegen. Unter anderem wurden rund die die Hälfte der 700 Stellen abgebaut. Der Spareffekt wurde jedoch durch das ohnehin für die gesamte IT-Branche schwache vergangene Jahr wieder aufgefressen, sagte Beisch.
Produkte mit kleinen Haken
Obwohl die Auftragsbücher bei Elsa gefüllt seien, hätten die Forderungen der Lieferanten zum Schluss nicht mehr beglichen werden können. Zum Weihnachtsgeschäft sei Elsa daher beispielsweise mit seiner Grafikkarten-Serie "Gladiac" fast vollständig aus den Angebotslisten der Händer verschwunden. Entsprechend schlecht dürfte das Ergebnis zum vierten Quartal ausfallen.
Elsa sieht sich jedoch mit seinem Angebot gut aufgestellt. So pflegen die Aachener eine enge Bindung zum marktführenden Grafikchiphersteller Nvidia. Für den europäischen Markt gelten die neusten Grafikkarten mit Nvidia-Chip indes als überteuert, an den günstigen Versionen verdient Elsa nach eigenen Angaben kaum etwas. In Europa tragen Grafikarten 30 Prozent des Umsatzes bei. Das Geschäft mit DSL-Breitbandmodem läuft nach Elsa-Angaben nicht so gut wie erwartet. Zur Zeit drückt die Deutsche Telekom ihre eigenen DSL-Geräte in die Haushalte, sagt Beisch. Elsa könnte mit den eigenen Breitband-Produkte frühestens Ende des Jahres Gewinne erzielen.
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