Der Chart von GE zeigt bislang eine Art "I" (Steilabsturz). Der geneigte Zocker versucht nun, den Tiefpunkt einer möglichen V-Wendeformation vorauszuahnen. (Das haben einige auch schon bei 13 Dollar versucht; Timing ist an der Börse eben Alles.)
Wichtig für solche Turnaround-Spekulationen ist, dass eine Pleite mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Psychologisch ist das gar nicht so einfach, wenn einem Tag für Tag trendfolgende Chartisten-Dumpfbacken mit angelesenem Bären-Halbwissen weismachen wollen, dass die Pleite nur noch eine Frage der Zeit sei (# 2557/8/9).
Warum nicht "erst mal abwarten"? Ist eine V-Erholung bereits größtenteils vollzogen, fehlt der "Gummibandeffekt", der Aktien ab Kapitulationstiefs wieder auf angemesseneres Niveau hebt. Bei rechtzeitigem Einstieg sind schnelle 50 % innerhalb von Wochen drin, für die man sonst jahrelang warten muss.
Der Vorteil des "Zockens" ist auch der, dass eine technische Erholung bei stark runtergeprügelten (Substanz-)Aktien fast immer möglich ist, selbst wenn die Firma später tatsächlich pleite geht. Bei GE könnte mittelfristige eine Kapitalerhöhung drohen (aber wohl erst bei höheren Kursen), die nach Mitteilung stark auf den Kurs drücken würde. Zudem ist die Gefahr weiterer Bonitätsabstufungen, schlimmstenfalls auf "Junk", nicht von der Hand zu weisen. Schlimmstenfalls kommt bei GE irgendwann eine Chapter-11-Pleite, bei der die Firma "weitermacht wie bisher" (vergleiche General Motors), aber die gigantischen Altschulden auf einen Schlag los wird. Das wäre aus Sicht der Geschäftsführung sicherlich verlockend, sofern sich fundamental im Kraftwerk-Geschäft keine Wende einstellen sollte. Die Altaktionär verlieren bei Chapter 11 praktisch ihren gesamten Einsatz.
All diesen Risiken setzt man sich beim "Zocken" einer V-Erholung nur begrenzt aus. Es ist letztlich eine Frage des Anlagehorizonts. |