Börse NASDAQ Aktuell 4,20 USD Zeit 28.12.04 16:02 Diff. Vortag +5,26 % Tages-Vol. 13,98 Mio. Geh. Stück 3,8 Mio. Geld 4,20 Brief 4,21 Zeit 28.12.04 16:01 Spread 0,24% Geld Stk. 3.900 Brief Stk. 2.000
10,90 Mio. 2.500.531 28. Dez 15:58 Frankfurt CY9 EUR 2,80 3,06 + 0,260 + 9,29 % 76.296 24.375 28. Dez 15:50 Xetra CY9 EUR 2,40 3,25 + 0,850 + 35,42 % 0 3.000 28. Dez 13:56 Berlin CY9 EUR 2,77 3,13 + 0,360 + 13,00 % 5.069 1.600 28. Dez 14:14 München CY9 EUR 2,84 3,02 + 0,180 + 6,34 % 4.107 1.350 28. Dez 15:38 Stuttgart CY9 EUR 2,71 3,01 + 0,300 + 11,07 % 1.268 400 28. Dez 15:40 Düsseldorf CY9 EUR 2,55 3,01 + 0,460 + 18,04 % 0 0 28. Dez 09:07 Hamburg CY9 EUR 2,55 3,02 + 0,470 + 18,43 % 0 0 28. Dez 09:04
Stammzellforschung, Hollywood und der US-Wahlkampf Kalifornier entscheiden auch über Forschungsförderung Von Grit Kienzlen
Kalifornien entscheidet über Stammzellforschung. (Foto: AP)
Forschungspolitik. - Wenn die Kalifornier morgen/heute an die Wahlurnen gehen, dann stimmen sie nicht nur darüber ab, wer ihr zukünftiger Präsident sein wird. Sie werden auch entscheiden, ob sich ihr Bundesstaat mit drei Milliarden Dollar verschuldet, um ein einziges Forschungsgebiet zu fördern: Die Stammzellenforschung. Per Volksentscheid werden sie ihre Meinung abgeben zu diesem Antrag, der so genannten " Proposition 71" .
Zynisch ausgedrückt ist der Supermann-Darsteller Christopher Reeve genau zum richtigen Zeitpunkt gestorben. Drei Wochen vor den Präsidentschaftswahlen trug auch er dazu bei, dass das Thema Stammzellenforschung ein heißes Wahlkampfthema wurde. Vor allem die Republikaner sind in diesem Punkt gespalten. Religiös motivierte Gegner stehen vor allem wirtschaftlich argumentierenden Forschungsförderern in ihrer Partei gegenüber. Bei einer der Präsidentschafts-Debatten in St. Louis ging George Bush auf dieses Dilemma ein, indem er einerseits betonte, dass für die Schaffung von Stammzelllinien Leben zerstört werden müsse. Auf der anderen Seite stellte er sich als den ersten Präsidenten dar, der die Förderung dieser Forschungsrichtung ermöglicht habe:
Stammzellforschung erfordert die Zerstörung von Leben um Stammzellen zu erhalten. Ich bin der erste Präsident überhaupt, der Stammzellforschung mit föderalen Mitteln fördert.
Das stimmt zwar, aber Bush hat der Förderung eine Stichtagsregelung ähnlich der deutschen auferlegt, wonach föderale Mittel nur fließen, wenn mit alten Zelllinien gearbeitet wird. Damit durchkreuzte er die von seinem Vorgänger Bill Clinton stammenden Pläne, die Stammzellenforschung ohne große Einschränkungen zu unterstützen. Das veranlasste John Kerry vor gut einer Woche bei einer Wahlkampfrede im Wackel-Staat Ohio, sich als Freund der Forschung zu positionieren. Wenn Bush zu einer anderen Zeit Präsident gewesen wäre, hätte er mit der Kerzen-Lobby gegen Elektrizität gekämpft und mit Schreibmaschinen-Herstellern gegen Computer, polemisierte Kerry:
Es ist falsch, Wissenschaftlern zu sagen, dass sie die Grenzen zu neuem Wissen nicht überschreiten dürfen. Es ist moralisch und wirtschaftlich falsch. Wenn ich Präsident werde, werde ich diese Politik ändern und wir werden die Welt in der Stammzellenforschung anführen.
Einführen ließ sich Kerry vor dieser Rede von Dana Reeve, der Witwe von Christopher Reeve, die Kerry's Wahlkampf damit offen unterstützt. Einen Tag später segnete sie die Ausstrahlung eines Werbespots ab, den ihr Mann kurz vor seinem Ableben aufgezeichnet hatte und in dem er die Kalifornier nun sozusagen aus dem Grab heraus ermuntert, für eine milliardenschwere Förderung der Stammzellenforschung zu stimmen:
Meine Stiftung unterstützt Spitzenforschung und wir sind stolze Unterstützer der Proposition 71. Stammzellen haben bereits tausende Versuchstiere geheilt. Stammzellen sind die medizinische Zukunft. Unterstützen Sie Proposition 71 und setzen Sie sich für die ein, die es selbst nicht können.
Die Proposition 71 ist ein Antrag, über den die Kalifornier am Wahltag mit abstimmen sollen. Er sieht vor, dass sich der fast bankrotte Bundesstaat drei Milliarden Dollar leiht, die in den kommenden zehn Jahren in die Forschung mit embryonalen Stammzellen fließen sollen. Das ist fast doppelt so viel, wie die Universität von Kalifornien in den vergangenen 25 Jahren in ihre gesamte Forschung an zehn Standorten gesteckt hat. Als Belohnung dafür verspricht die Koalition der Befürworter von Proposition 71, bestehend vor allem aus Forschern, medizinischen Einrichtungen und Risikokapitalgebern neue hochbezahlte Jobs, reduzierte Gesundheitskosten und neue Steuereinnahmen für den Staat. Dass sich selbst der republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger für den Antrag stark macht, erklärt die politische Analystin Sherry Bebitsch Jeffe von der Universität von Süd-Kalifornien in Los Angeles so:
Er unterstützt neue Geschäftszweige, die die Wirtschaft verbessern werden und Risiko-Kapital anziehen. Risiko-Kapitalgeber zählen ja zu den größten Unterstützern von Proposition 71. Und auf dem Gouverneur lastet auch der Druck aus Hollywood. Er ist noch immer ein Teil von Hollywood und die Filmschaffenden dort sind sehr laute Untersützter.
Neben Reeve haben sich auch Michael J. Fox mit seiner Stiftung und der Schauspieler Brad Pitt in Werbespots für die Stammzellenforschung stark gemacht und dabei vor allem die Emotionen der Zuschauer angesprochen. Die Gegner der Propositon 71 verfügen nicht annähernd über dieselben Werbemittel wie die Befürworter. Selten argumentieren sie moralisch, sondern stellen lieber die wirtschaftlichen Versprechen in Frage. So etwa Deborah Greenfield, Juristin im Bioethik-Komitee des Cedar Sinai Medical Centers in Los Angeles:
Was sie uns versprechen, dass wir von dem vielen Geld, das wir da investieren, einen großen Nutzen und Rückfluss haben werden. Das ist doch reine Phantasie!
Umfragen zufolge wird die Mehrzahl der Wähler aber für den Antrag stimmen, was für Kalifornien eine enorme zusätzliche Verschuldung bedeutet und für den Rest der Welt, dass die Stammzellenforschung ihm, ob mit therapeutisch nutzbarem Resultat oder nicht, davon ziehen wird. |