früher war einmal da konnte man gegen die zentralbanken noch kämpfen +++ aber heute hat der asiatische raum fast soviel gold wie die welt zentralbanken ++++ggg++++ Nadh dem Goldrausch Jetzt muß Amerika handeln / Von Diether Stolze
Eine "Weltmacht wurde in die Knie gezwungen. So große Mühe sich die Notenbankpräsidenten auch geben, die Entscheidung von Washington als Festigung des geltenden Währungssystems zu rühmen — sie bedeutet die Kapitulation der Vereinigten Staaten vor der internationalen Goldspekulation. George Pulay in der Londoner "Times: „Dies ist das Ende einer Ära — von nun an wird nichts wieder so sein, wie es vorher war."
Anzeige Anfang März war Fredrick L. Deming, Unterstaatssekretär im US-Schatzamt, wieder nach Europa geeilt, um die Regierungen und die Notenbanken der EWG-Länder auf weitere Hilfe für den Dollar einzuschwören. Am Ende seiner Reise hatte Deming nur noch Sarkasmus für die „verrückten Leute", die auf eine Erhöhung' des Goldpreises spekulierten. Deming in Brüssel: „Diese Hoffnung ist natürlich absurd — in Washington besteht nicht die leiseste Absicht, an dem gegenwärtigen System etwas zu ändern." Am gleichen Tag — es war der 10. März — versicherte William McChesney Martin, Präsident des amerikanischen Zentralbankensystems, nach der monatlichen Tafelrunde der Notenbankdiefs in Basel, sein Land werde die Unterstützung des „Goldpools" entschlossen fortsetzen. In einem Kommentar hieß es: „Die internationale Spekulation, diese seltsame Allianz von südafrikanischen Minenbesitzern und arabischen Ölscheichs, französischen Bauern und südamerikanischen Kaffeemillionären, kann nie Erfolg haben — jeder Angriff der Goldlobby wird an der Solidarität der Notenbanken zerbrechen."
Eine Woche später waren alle Schwüre vergessen. Die Goldlobby hatte durchgesetzt, was Deming als „absurd" bezeichnet hatte: Die Er- Iiöhung des Goldpreises, freilich nur auf dem freien Markt. Der „Goldpool" der Notenbanken wurde aufgelöst; seit dem 18. März gibt es einen „gespaltenen Goldmarkt" (siehe Seite 31: „Gold hinter Gittern"). Die Notenbanken rechnen Gold untereinander nach wie vor zum bisherigen Festpreis von 35 Dollar je Feinunze ab. Wer das Gold als Schmuck, für industrielle Zwecke oder den Sparstrumpf erwerben will, muß jedoch einen Preis bezahlen, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet.
Durch die Auflösung des Goldpools haben die USA den Dollar zunächst einmal dem Zugriff der Spekulation entzogen. Das kunstvoll errichtete Gebäude der internationalen Währungsordnung schwankt, aber es steht noch. Damit das „System von Washington" funktionieren kann, müssen freilich die beiden Goldmärkte —• der offizielle der Notenbanken und der freie für Private — hermetisch voneinander abgeschlossen werden. Die große Gefahr besteht darin, daß eine Notenbank in Washington Dollars zum Umtausch in Gold präsentiert, dieses Gold dann zum höheren Preis am freien Markt verkauft und so auf Kosten der Amerikaner glänzende Geschäfte macht. In Washington wurde festgelegt, wie „Schmarotzer" ferngehalten werden sollen: Die „guten Sieben" verpflichteten sich, Gold nur noch an andere Notenbanken abzugeben, die versprechen, es nicht auf dem freien Markt weiterzuverkaufen. Bundesbankpräsident Blessing: „Wenn jemand schwarz verkauft, wissen wir das innerhalb von zwölf Stunden."
Kann es zwei Märkte geben ?
Bei allem berechtigten Respekt vor der bewährten Zusammenarbeit der Zentralbanken: die Vorstellung, man könne auf die Dauer durch eine Art Weltwährungspolizei die beiden Goldmärkte hermetisch voneinander abriegeln, mutet utopisch an. Vor wenigen Monaten hat die Bank von Frankreich Algerien 100 Millionen Dollar überlassen, die dann von der algerischen Nationalbank in Washington zum Umtausch in Gold präsentiert wurden. Wie will man verhindern, daß künftig solche Dreiecksgeschäfte gemacht werden ? Die Bank des Landes A tauscht Dollars in Gold und gibt dieses Gold an das Land B weiter, das es auf dem freien Markt verkauft — das Land A kann dieses Spiel beliebig fortsetzen, denn es hält sich an die Regeln und verkauft selbst kein Gold am freien Markt. Manchem südamerikanischen oder arabischen Land würden solche mühelosen Gewinne gewiß verlockend erscheinen.
Doch dies sind keine Gefahren für heute und morgen. Zunächst wird den Amerikanern zugutekommen, daß die Spekulation „bis über beide Ohren" im Gold sitzt: Tausende von Barren, die in den letzten Wochen auf Kredit gekauft wurden, werden auf den Markt geworfen und drükken den Preis. Solange der freie Goldpreis nicht wesentlich über den offiziellen Preis hinausklettert, ist es für die Gentlemen nicht allzu verlockend, Amerika durch die Hintertür zur Kasse zu bitten.
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