Rohstoff-ETFs Ein Markt mit Tücken
Eine breite Produktpalette eröffnet Anlegern die Möglichkeit zum Einstieg in Kaffee, Kupfer oder Edelmetalle. Doch diese Märkte sind schwierig und es lauten eine Reihe von Tücken.
Die Rohstoffmärkte verzeichneten in den vergangenen Monaten eine rasante Preisrallye. Weltweit wächst die Konjunktur wieder. Die Furcht vor einem erneuten Wirtschaftseinbruch schwindet. Das treibt den Bedarf an Grundstoffen und letztlich auch deren Preis. Viele Rohstoffe sind knapp. Die Aussicht auf hohe Gewinne lockt immer mehr Anleger.
Der Zugang an die Rohstoffbörsen ist mittlerweile denkbar einfach. Einst waren die Terminbörsen in London und Chicago allein den Profis vorbehalten. Doch börsengehandelte Indexfonds (ETFs) eröffnen sogar Privatanlegern die Rohstoffwelt. Sie zeichnen die Wertentwicklung von Rohstoffbarometern wie dem CRB-Index, dem S&P GSCI oder dem DJ UBS Commodity Index oder auch von Subindizes etwa auf Edel- und Industriemetalle oder Agrargüter nach.
Obendrein legten die Finanzhäuser Indexprodukte auf einzelne Rohstoffe auf. Wegen rechtlicher Beschränkungen sind dies jedoch keine ETFs, deren Sondervermögen im Fall einer Pleite des Emittenten geschützt ist. Die Konstrukte ähneln eher Zertifikaten. Die Hinterlegung von Wertpapieren als Sicherheit und die Ausgliederung in Emissionsvehikel soll diese sogenannten börsengehandelten Rohstoffe (ETCs) den ETFs aber gleichstellen. Der Aufbau unterscheidet sich je nach Emittent.
Einige Emittenten hinterlegen für ETCs sogar einen physischen Rohstoff als Sicherheit. Bekanntestes Beispiel ist das Xetra-Gold der Deutschen Börse. Anbieter wie die Deutsche-Bank- Tochter DB X-Trackers bieten diese Produkte auch für andere Edelmetalle wie Silber, Platin oder Palladium. ETF Securities geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Briten brachten Ende vergangenen Jahres ETCs heraus, die jeweils mit einem der Industriemetalle Kupfer, Nickel oder Zinn hinterlegt sind. Tonnen an Kupfer lagern in Warenhäusern in Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg.
Diese Produkte rufen aber auch Kritik hervor. „Wenn ohnehin nur begrenzt verfügbare Rohstoffe durch eine künstliche Nachfrage zusätzlich verknappt werden, so ist dies aus ökonomischer Sicht bedenklich“, sagt Torsten Dennin, Fondsmanager der Altira-Group. Neben den Briten hat auch JP Morgan einen physisch besicherten Kupfer-ETC angekündigt, der russische Alukonzern Rusal plant ein Pendant für Aluminium.
Doch auch die Rohstoffprodukte ohne physische Besicherung bergen für Anleger Fallstricke. Längst nicht immer klettern die Kurse aller Rohstoffe im Einklang. Je nach Verhältnis von Angebot und Nachfrage kann die Preisentwicklung bei einzelnen Basisgütern völlig anders verlaufen.
Besonders bei Agrargütern wechselt der Trend rasch. Ein unkalkulierbarer Faktor ist das Wetter. Dürre und Unwetter vernichten ganze Ernten und lassen die Preise Kapriolen schlagen. Beispiel Kupfer: Der Preis stieg dank der Konjunkturprogramme im vergangenen Jahr deutlich. Der Ölpreis dagegen dümpelte bis ins neue Jahr hinein vor sich hin und erfuhr erst mit den Unruhen in Nordafrika und der Golfregion einen Schub. Edelmetalle wie Gold wiederum erleben seit der Finanzkrise einen Höhenflug, da Anleger „sichere Häfen“ für ihr Vermögen suchten. Besonders der kleine Bruder des Goldes, das Silber, verbuchte einen enormen Anstieg. Der Kurs verdoppelte sich binnen kurzer Zeit auf über 30 Dollar je Feinunze. „Silber ist wie der Sprinter Ben Johnson – mit Steroiden vollgepumpt“, kommentiert David Donora, Rohstofffondsmanager bei Threadneedle. Der Markt ist relativ klein. Schon der Einstieg weniger Spekulanten bewegt den Preis heftig. Ziehen sich die Anleger zurück, bricht der Kurs ein. „Ein strukturelles Defizit beim Angebot sehen wir dagegen etwa bei Kupfer“, sagt Rohstoffexperte Dennin.
Neben diesen Besonderheiten lauern aber noch weitere Fallstricke. Bei den Barometern, die den gesamten Markt abdecken, treten Preisumschwünge einzelner Rohstoffe unterschiedlich stark zutage. Denn in jedem Index sind die verschiedenen Grundgütergruppen anders gewichtet. So nimmt der Energiesektor beim S&P GSCI fast 70 Prozent ein, beim DJ UBS Commodity Index nur 33. Der CRBIndex wiederum hat mit 40 Prozent einen vergleichsweise hohen Anteil an Agrarrohstoffen. Einige ETF-Anbieter wie der Commerzbank-Ableger Comstage oder DB X-Trackers haben daher eigene Indizes entwickelt, die einen ausgewogenen Mix bieten.
Schließlich hält der Grundgütermarkt noch eine weitere Tücke bereit. ETFs und andere Finanzprodukte auf Rohstoffe investieren über Terminkontrakte in die Rohstoffe. Da die meisten Anleger nicht einige Tausend Liter Öl ausgeliefert haben wollen, müssen sie die Kontrakte vor der Fälligkeit verkaufen und in den nächsten Future wechseln. Dieser Vorgang heißt Rollen. Je nach Lage an den Terminmärkten kann der neue Kontrakt aber teurer sein als der alte. Es entstehen sogenannte Rollverluste. In der umgekehrten Situation fließen Anlegern dagegen Rollgewinne zu.
Einige Anbieter haben dieses Dilemma erkannt und entwickelten rolloptimierte Produkte. Mit einigen Tricks versuchen sie, die Rollverluste zu verringern. So wechseln sie nicht jeden Monat den Kontrakt, sondern wählen längere Laufzeiten. „Mit einer geschickten Positionierung entlang der Terminkurve lassen sich durchaus zusätzliche Renditen erwirtschaften“, sagt Dennin. Doch dies erfordert ein ausgeklügeltes System oder einen aktiven Fonds mit einem sehr erfahrenen Manager. Ganz vermeiden lässt sich das Rollproblem aber nicht.
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