Prominente Deutsch-Türken appellieren an Musliminnen in DeutschlandLegt das Kopftuch ab!Von R. EICHINGER, B. KELLNER, M.S. LAMBECK, A. BRACK, D. SAUER, I. THOMAS und J. WEHMEYER„Muslime in Deutschland sollen sich als deutsche Muslime fühlen können“ (Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, CDU) Berlin – Wie können sich Muslime als deutsche Muslime fühlen? Wie kann ihre Integration in Deutschland besser gelingen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Deutsche Islamkonferenz unter Schäubles Vorsitz. Prominente Deutsch-Türken schlagen jetzt einen einfachen, aber ungewöhnlichen Weg zum besseren Miteinander vor. In BILD am SONNTAG appellieren sie an die Musliminnen in Deutschland: Legt Euer Kopftuch ab! Mehmet Daimagüler, Ehrenvorsitzender der Liberalen Türkisch-Deutschen Vereinigung: „Wir Muslime müssen uns ohne Wenn und Aber zu Deutschland, unserer Heimat, bekennen. Dieses Bekenntnis muss mehr sein als ein Ja zum Grundgesetz.“ Es gehe „auch um das Anerkennen hiesiger Traditionen und Sitten“, so Daimagüler. Jede Frau solle sich überlegen, ob sie sich davon „bewusst abgrenzen möchte, wenn sie sich verschleiert oder Kopftuch trägt“. Für Daimagüler „geht es nicht um ein Stück Stoff – es geht um die Frage der Zugehörigkeit oder der bewussten Abkehr von der Gesellschaft“. Diese Frage müsse jede Frau für sich selbst entscheiden, das dürfe ihr kein Gesetzgeber abnehmen, betont Daimagüler, früher im FDP-Bundesvorstand. „Jenen muslimischen Männern, die auf die Verhüllung der Frau bestehen, kann ich nur raten: Tragt doch selbst mal eine Woche lang Kopftuch oder Schleier und erfahrt, wie es sich damit lebt.“ Den muslimischen Frauen wolle er zurufen: „Habt den Mut, Gesicht zu zeigen in Deutschland, unserer Heimat.“ Unterstützung erhält Daimagüler von prominenten Frauen türkischer Herkunft. Ekin Deligöz, Bundestagsabgeordnete der Grünen: „Das Kopftuch ist ein Symbol der Frauenunterdrückung. Wer von Frauen verlangt, dass sie Kopftuch tragen, macht sie zu einem Sexualobjekt, das sich verhüllen muss.“ Deligöz’ Aufruf: „Ich appelliere an die muslimischen Frauen: Kommt im Heute an, kommt in Deutschland an. Ihr lebt hier, also legt das Kopftuch ab! Zeigt, dass Ihr die gleichen Bürger- und Menschenrechte habt wie die Männer!“ Kritik am Kopftuch kommt auch von der SPD-Bundestagsabgeordneten Lale Akgün. „Das Kopftuch ist keine Vorschrift, sagen moderne islamische Theologen. Es ist keine Sünde, ohne Kopftuch auf die Straße zu gehen“, so Akgün zu BamS. Die Politikerin fordert Gleichberechtigung: „Männer und Frauen haben die gleichen Rechte. Es geht nicht an, dass der türkische Mann im modischen Anzug auf die Straße geht – und seine Frau neben ihm muss einen unscheinbaren, bodenlangen Mantel und ein Kopftuch tragen.“ Ihr Fazit: „Das Signal unserer Gesellschaft an muslimische Frauen muss sein: Wir unterstützen Euch! Lasst Euch zu nichts zwingen!“ Ähnlich die deutsch-türkische Frauenrechtlerin Seyran Ates, Teilnehmerin der Islam-Konferenz der Bundesregierung: „Das Tragen von Kopftüchern verhindert das Aufeinanderzugehen und wird als politisches Instrument missbraucht. Aber ein Kopftuch darf kein Mittel sein, um eine politische Auseinandersetzung zu führen. Darum appelliere ich an die Musliminnen in Deutschland: Legt dieses kleine Stück Stoff doch einfach ab, wenn es sich tatsächlich nur um ein kleines Stück Stoff handelt, wie viele behaupten!“
Ohne Kopftuch? NIEMALS!„Ausdruck meiner Religion“ Hamade (12), Schülerin aus Berlin: „Forderungen, kein Kopftuch mehr zu tragen, finde ich blöd. Mein Kopftuch ist Ausdruck meiner Religion. Es abzunehmen kommt für mich nicht infrage.“ „Ich richte mich nach Allah“ Kaya (28), Mutter und Hausfrau aus Hamburg: „Ich trage Kopftuch, weil es mir für meine Religion wichtig ist. Ich richte mich dabei nach Allah und nicht nach Forderungen von Politikern, die meinen, sie fördern die Integration.“ „Auf die Sprache kommt es an“ Intisar (43), IT-Beraterin aus Berlin, und Tochter Dunia (14): „Kommunikation hat nichts mit dem äußeren Erscheinungsbild zu tun. Integration bedeutet, die Sprache des Landes, in dem man lebt, sprechen zu können. Wir tragen unsere Kopftücher aus Überzeugung.“ „Es ist mein Leben“ Fatma (43), Pflegerin an der Uni-Klinik Köln: „Integration hat doch nichts mit einem Stück Stoff zu tun. Wenn man in Deutschland lebt, muss man die deutsche Sprache sprechen. Es ist meine Entscheidung, ein Kopftuch zu tragen – es ist mein Leben.“ „Es geht nicht um Äußerlichkeiten“ Jasmin (23), Medizin-Studentin aus Hamburg: „Integriert fühle ich mich auch mit Kopftuch. Ich trage es, weil damit mein Wesen in den Vordergrund gestellt und nicht durch Äußerlichkeiten überschattet wird.“
Prominente Deutsch-Türken appellieren: Legt das Kopftuch ab„Das Kopftuch ist ein Symbol der Frauenunterdrückung“, sagt die Grünen-Politikerin Ekin Deligöz (35) „Kopftücher werden als politisches Instrument missbraucht“, sagt Frauenrechtlerin Seyran Ates (43) „Wir Muslime müssen uns zu Deutschland bekennen“, fordert der FDP-Politiker Mehmet Daimagüler (38 |