Thun 12. August 2014
MeyerBurger Technology AG -Ergebnisse 1. Halbjahr 2014
Auftragseingang von CHF 156.8 Mio.; +90% gegenüber H1 2013 Umsatz von CHF 129.0 Mio.; +43% gegenüber H1 2013 Hohe Vorleistungen und Investitionen in Nettoumlaufvermögen von über CHF 40 Mio. EBITDA leicht verbessert auf CHF -55.2 Mio.; CHF -59.9 Mio. im H1 2013 Solide Bilanzstruktur; Eigenkapitalquote von 52.1%
In einem sich langsam und auf tiefer Basis erholenden Equipment-Markt in der Photovoltaik und mit diversen Anwendungen in Specialised Technologies erzielte die Meyer Burger Gruppe (SIX Swiss Exchange: MBTN) im 1. Halbjahr 2014 gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres eine Steigerung beim Auftragseingang (+90%) wie auch beim Umsatz (+43%). Gegenüber dem 1. Halbjahr 2013 hat sich das Auftragsvolumen bei kleineren und mittelgrossen Aufträgen beachtlich erhöht (+57%). In Bezug auf Grossaufträge konnten in einem Gesamtwert von CHF 27 Mio. zwei wichtige Verträge mit führenden asiatischen Wafer- und Modulproduzenten in der PV-Industrie für hochpräzise Diamantdrahtsägesysteme und Modulequipment sowie ein strategischer Vertrag über die Lieferung von industriellen Diamantdraht-Schneidesystemen für Spezialanwendungen ausserhalb der Photovoltaik abgeschlossen werden.
Meyer Burger hat im 1. Halbjahr 2014 hohe Vorleistungen für einzelne Projektaufträge erbracht und bedeutende Investitionen in Vorräte (v.a. Maschinen vor Abnahme) getätigt. Insgesamt wurden über CHF 40 Mio. an flüssigen Mitteln in das Nettoumlaufvermögen investiert. Auf Stufe EBITDA lag das Ergebnis im 1. Halbjahr 2014 bei CHF -55.2 Mio. Die Bilanz ist bei einer Bilanzsumme von CHF 756.2 Mio. und einer Eigenkapitalquote von 52.1% weiterhin solide strukturiert.
Details zum Ergebnis 1. Halbjahr 2014
Auftragseingang und Auftragsbestand
In der ersten Jahreshälfte 2014 erzielte die Meyer Burger Gruppe ein Gesamtvolumen an neu erteilten Aufträgen von CHF 156.8 Mio., was gegenüber der Vorjahresperiode einem Anstieg von 90% gleichkommt (H1 2013: CHF 82.5 Mio.). Die durchschnittliche Run-Rate des "normalen Geschäfts" (ohne Grossaufträge) lag dabei 57% über dem 1. Halbjahr 2013 (sowie 49% über dem 2. Halbjahr 2013). Die Grossaufträge machten im 1. Halbjahr 2014 CHF 27 Mio. aus (H1 2013: 0). Die Book-to-bill Ratio lag bei 1.21 (H1 2013: 0.91). Der Auftragsbestand erreichte per 30. Juni 2014 CHF 211.3 Mio. (31.12.2013: CHF 190.3 Mio.).
Insgesamt ist die breitere Abstützung des Auftragseingangs und auch des Umsatzes mit Equipment für bestehende und neue Photovoltaik-Märkte und für Anwendungen in der optoelektronischen Industrie (z.B. Screens) sowie anderen Spezialmärkten als positiv zu beurteilen. Sie verdeutlicht, dass Meyer Burger ihre Marktstellung in der PV-Industrie behaupten kann und ihre Kernkompetenzen aus der Wertschöpfungskette entlang der PV-Industrie auch erfolgreich in anderen spezialisierten Technologiebereichen einsetzt.
Nettoumsatz
Der Nettoumsatz belief sich mit CHF 129.0 Mio. rund 43% über dem Vorjahreswert (H1 2013: CHF 90.4 Mio.) und lag damit aufgrund der geplanten Auslieferungen und Abnahmen von Equipment im Rahmen der Unternehmenserwartungen für die erste Jahreshälfte 2014. Die Produktionsleistung des Unternehmens lag im ersten Halbjahr deutlich über dem prozentualen Umsatzanstieg. Eine grössere Anzahl an Maschinen stand per Ende des ersten Halbjahrs vor Abnahme durch die Kunden und wird erst in den Folgemonaten umsatzrelevant. Mit den Projektaktivitäten und Lieferungen, die in den kommenden Monaten vorgesehen sind, wird für das zweite Halbjahr 2014 somit ein deutlich höherer Umsatzanteil erwartet.
Die Umsätze pro Region sahen wie folgt aus: Asien 51% des Nettoumsatzes (H1 2013: 39%); Europa 28% (H1 2013: 35%), Amerika 21% (H1 2013: 19%) und Mittlerer Osten / Afrika 0% (H1 2013: 7%).
Betriebsleistung
Die Betriebsleistung nach Materialaufwand und Vorleistungen erhöhte sich um 24% auf CHF 66.2 Mio. (H1 2013: CHF 53.3 Mio.). Meyer Burger hat in der Berichtsperiode hohe Vorleistungen für einzelne Projektaufträge erbracht (Testlinien, Show Cases, etc.) und bedeutende Investitionen in Vorräte (v.a. Maschinen vor Abnahme) von rund CHF 22 Mio. getätigt. Die Betriebsleistungsmarge belief sich in der Berichtsperiode auf 51.3% (H1 2013: 58.9%). Die Margenveränderung ist hauptsächlich auf einen veränderten Produktemix und gewisse Lagerabverkäufe zurückzuführen.
Betriebskosten
Aufgrund der Auftragseingänge in der zweiten Jahreshälfte 2013 und des 1. Halbjahrs 2014 sowie der erwähnten Vorleistungen wurde der Personalbestand vor allem in den Produktionsbereichen am Standort der Diamond Materials Tech, Inc. in Colorado Springs (USA) und der Meyer Burger AG in Thun (CH) wieder erhöht. Die im Mai 2014 angekündigten und bereits eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen am Standort Hohenstein-Ernstthal (DE) werden in der zweiten Jahreshälfte zu einem Abbau von rund 100 Personalstellen führen. Die positiven Kosteneffekte dieser Massnahmen sind weder im Personalbestand per Stichtag 30. Juni 2014 noch in den operativen Kosten des 1. Halbjahrs 2014 bereits ersichtlich. Insgesamt werden durch diese erneuten Massnahmen die jährlichen Personalkosten am Standort Hohenstein-Ernstthal ab 2015 um rund CHF 5.5 Mio. reduziert.
Per 30. Juni 2014 lag der Personalbestand bei 1'951 Vollzeitstellen und damit ca. 10% über dem Wert per Jahresende 2013 (31.12.2013: 1'781 FTE; 30.06.2013: 1'842 FTE). Zudem beschäftigte die Gruppe per Ende Juni 2014 noch 188 temporäre Mitarbeitende (31.12.2013: 194 temporär Angestellte; 30.06.2013: 36 temporär Angestellte). Der Personalaufwand erhöhte sich im 1. Halbjahr 2014 um CHF 9.3 Mio. auf CHF 95.9 Mio. (H1 2013: CHF 86.6 Mio.).
Der sonstige Betriebsaufwand sank auf CHF 25.5 Mio. (H1 2013: CHF 26.5 Mio.). Die in der Vergangenheit deutlich reduzierte Kostenbasis konnte weitergeführt werden.
EBITDA, EBIT
Das Betriebsergebnis EBITDA lag bei CHF -55.2 Mio. (H1 2013: CHF -59.9 Mio.). Die nur leichte Verlustreduktion um rund 8% reflektiert die im Verhältnis zum Umsatz erbrachten hohen Vorleistungen und die Kapazitätsanpassungen auf Seiten der Produktion.
Die Abschreibungen beliefen sich auf insgesamt CHF 33.0 Mio. (H1 2013: CHF 36.6 Mio.). Davon entfielen CHF 9.6 Mio. auf Abschreibungen auf Sachanlagen und CHF 23.3 Mio. auf planmässige Amortisationen von immateriellen Werten, die im Wesentlichen aus den M&A Aktivitäten der vergangenen Jahre stammen. Auf Stufe EBIT belief sich das Ergebnis auf CHF -88.1 Mio. (H1 2013: CHF -96.5 Mio.).
Finanzergebnis, Steuern
Das Finanzergebnis netto betrug im 1. Halbjahr 2014 CHF -6.5 Mio. (H1 2013: CHF -0.4 Mio.). Der Unterschied im Finanzergebnis ist mehrheitlich auf die Bewertung von Inter-Company Darlehen an ausländische Tochtergesellschaften zurückzuführen, die im 1. Halbjahr 2014 zu nicht realisierten Wechselkursverlusten von CHF 0.9 Mio. geführt hatten, gegenüber nicht realisierten Wechselkursgewinnen von CHF 4.8 Mio. in der Vergleichsperiode 2013.
Für das 1. Halbjahr 2014 fiel ein Steuerertrag von CHF 6.6 Mio. an (H1 2013: CHF 16.7 Mio.). Das Steuerergebnis im 1. Halbjahr 2014 ist mehrheitlich auf die Reduktion von temporären Differenzen und der damit zusammenhängenden latenten Steuern zurückzuführen. Auf eine weitere Aktivierung von Verlustvorträgen wurde im 1. Halbjahr 2014 verzichtet, weil sich die Ergebnisse (EBITDA) noch nicht wesentlich verbessert haben.
Konzernergebnis
Das Ergebnis für das 1. Halbjahr 2014 beträgt CHF -88.0 Mio. (H1 2013: CHF -80.6 Mio.). Davon sind den Aktionären der Meyer Burger Technology AG CHF -86.5 Mio. zuzurechnen (restliche CHF -1.5 Mio. sind den Minderheitsaktionären der Roth & Rau AG zuzurechnen). Dieser Wert entspricht einem Verlust von CHF 0.99 pro Aktie (H1 2013: Verlust von CHF 1.36 pro Aktie).
Bilanz
Die Bilanzsumme per 30. Juni 2014 erreichte CHF 756.2 Mio. (31.12.2013: CHF 784.0 Mio.). Insgesamt wurden im 1. Halbjahr 2014 über CHF 40 Mio. an flüssigen Mitteln in das Nettoumlaufvermögen investiert. Die flüssigen Mittel per Bilanzstichtag betrugen CHF 139.4 Mio., die Warenvorräte CHF 169.7 Mio. Das Anlagevermögen bestand mehrheitlich aus Sachanlagen CHF 137.6 Mio., immateriellen Anlagen CHF 154.2 Mio. und latenten Ertragssteuerguthaben CHF 90.5 Mio.
Auf der Passivseite der Bilanz belief sich das Fremdkapital auf insgesamt CHF 362.0 Mio. Aufgrund der Fristigkeit des Hypothekarkredits von CHF 30 Mio. für das Firmengebäude in Thun (Kreditfälligkeit 18. April 2015) ist dieser Betrag von den langfristigen Finanzverbindlichkeiten in die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten übergegangen. Die Verbindlichkeiten auf Lieferungen und Leistungen betrugen CHF 59.1 Mio., Kundenanzahlungen CHF 57.3 Mio., Rückstellungen CHF 32.7 Mio. und Finanzverbindlichkeiten gesamthaft CHF 162.3 Mio. Das Eigenkapital belief sich auf CHF 394.2 Mio., was einer soliden Eigenkapitalquote von 52.1% gleichkommt (31.12.2013: Eigenkapital CHF 408.6 Mio. und 52.1% Eigenkapitalquote).
Cashflow
Im 1. Halbjahr 2014 betrug der operative Cashflow CHF -98.7 Mio. (H1 2013: CHF -82.3 Mio.). Beim operativen Cashflow sind die Auswirkungen der getätigten Vorleistungen und die Investitionen in das Nettoumlaufvermögen besonders ausgeprägt. Unter Ausklammerung dieser Vorabinvestitionen von über CHF 40 Mio. belief sich der "reale Cash Burn" für die ersten sechs Monate 2014 auf CHF -58.3 Mio. Im Vergleich dazu lag dieser Wert im 1. Halbjahr 2013 noch bei CHF -74.6 Mio. (ohne Investitionen in NUV von rund CHF 8 Mio.).
Der Cashflow aus Investitionstätigkeit betrug CHF -6.0 Mio. (H1 2013: CHF -3.7 Mio.) und umfasste grösstenteils Investitionen in Sachanlagen, welche sich in der Berichtsperiode auf netto CHF -5.5 Mio. beliefen und übliche Investitionen in CAPEX umfassen (H1 2013: CHF -3.5 Mio.).
Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit erreichte CHF +71.0 Mio. (H1 2013: CHF +175.0 Mio.). Durch die Kapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital flossen im März 2014 netto CHF 75.6 Mio. an flüssigen Mitteln zu. Für den Erwerb weiterer Aktien der Roth & Rau AG wurden CHF 3.8 Mio. investiert. Damit beläuft sich die Beteiligung von Meyer Burger an der Roth & Rau AG per 30. Juni 2014 auf 95.11%. Von einer sofortigen Umsetzung des Squeeze-Out Verfahrens bei Roth & Rau sieht Meyer Burger unter Berücksichtigung der sich nur allmählich erholenden Marktlage in der PV-Industrie und der längerfristigen Finanzplanungen der Meyer Burger Gruppe derzeit jedoch ab.
Ausblick
Der Markt für PV-Einzelequipment ist derzeit noch verhalten, aber eine gewisse Belebung ist spürbar. Zell- und Modulhersteller stehen vor der Notwendigkeit von Technologie-Upgrades, einige auch vor Kapazitätserweiterungen. In diesem Zusammenhang ist es von ausserordentlicher Bedeutung, dass Meyer Burger bei allen innovativen strategischen Produkten (Heterojunction, Diamantdraht mit zugehörigen Sägen, SmartWire Verbindungstechnik und zugehöriger Messtechnik) Aufträge verbuchen konnte.
Generell ist zu berücksichtigen, dass sich der Gesamtmarkt in der PV-Industrie in einem strukturellen Wandel befindet. Die Nachfrage und das Interesse nach vollständigen Produktionslinien in den neuen Märkten und Ländern ziehen spürbar an. Dabei handelt es sich in der Regel um Grossprojekte, die aufgrund politischer und finanzieller Rahmenbedingungen ihre eigene Dynamik aufweisen. Daher gestalten sich auch Prognosen über das genaue Timing von Auftragseingängen und Kundenanzahlungen in solchen Grossprojekten als relativ schwierig. Aufgrund des breiten Portfolios an innovativen Produkten ist die Meyer Burger Gruppe in diversen Projekten engagiert und als Projektpartner optimal positioniert.
Meyer Burger erwartet für das Gesamtjahr 2014 sowohl beim Auftragseingang wie auch beim Umsatz eine klare Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Aus den im laufenden Geschäftsjahr bereits eingeleiteten Massnahmen zur weiteren Fokussierung der Gesellschaft wird zudem ab 2015 mit einer Reduktion der Strukturkosten in Höhe von rund CHF 10 Mio. (auf annualisierter Basis) gerechnet. |