(Nahezu) Perfekte Gitarrenmusik!!, 20. November 2002 Rezensentin/Rezensent: Sascha Mönch - alle meine Rezensionen ansehen Auch wenn der Zupfboom der späten 70er und frühen 80er (mit Namen wie Kottke, Lämmerhirt, Weiland, Bögershausen, Schwab, Horton und eben auch Kolbe/Illenberger) längst der (Musik-)Geschichte angehört - einige dieser Künstler verdienen es auch heute noch, gehört zu werden. Das Gitarrenduo Martin Kolbe und Ralf Illenberger gehört ohne Zweifel unbedingt dazu. Zuzuschreiben ist das vor allem der zeitlosen Schönheit ihrer Musik. Wenn man ihre Stücke mit gängigen Werken von Zeitgenossen vergleicht, wird man feststellen, dass die Kompositionen von Kolbe/Illenberger kein bisschen Patina angesetzt haben. Manch einer mag das zeittypische (Picking-)Kolorit vermissen - zum Nachteil gereicht das ihrer Musik freilich nicht. Kolbe/Illenberger präsentieren auf dieser CD (die eigentlich eine Kompilation ihrer ersten beiden Studio-Alben "Waves" und "Colouring The Leaves" ist) in höchstem Maße durchdachte und durchstrukturierte Kompositionen, sie bauen im gegenseitigen Wechselspiel eine beeindruckend filigrane und lichtdurchflutete, ja fast gotisch zu nennende, Klangarchitektur auf, in der jede Note, jedes Detail seinen eigenen unverrückbaren Platz hat. Findet man zum einen Titel, die dem Hörer ob ihrer Komplexität, überschäumenden Energie und Rasanz schier den Atem rauben, gibt es an anderer Stelle Stücke, die vor allem durch ihre unverstellte Schlichtheit und entspannte Ruhe ein überzeugendes Klangerlebnis bieten. Im Gegensatz zu manchem späteren Album steht auf diesen beiden ersten Longplayern noch die Melodiosität an vorderster Stelle - ohne, dass die Werke dabei etwa in den Sumpf von Easy-Listening-Mustern abgleiten würden. Dass bei der Zusammenstellung der CD das letzte Stück der "Waves"-LP ("What About The Nose?") der begrenzten Kapazität der Silberlinge zum Opfer fiel, ist zwar bedauerlich, wird aber ohne weiteres durch das überaus sorgfältige Remastering und die erfreuliche klangliche Auffrischung wettgemacht, die "Waves/Colouring The Leaves" nicht nur zu einem musikalischen, sondern auch zu einem klanglichen Leckerbissen allererster Güte (nicht nur für audiophile Konsumenten) werden lassen. Fazit: Wer immer sich ernsthaft mit akustischer Gitarrenmusik beschäftigt, kommt an Kolbe/Illenberger nicht vorbei; aber auch allen anderen Liebhabern leiser Töne sei diese Scheibe wärmstens anempfohlen! Was bleibt, ist die Hoffnung, in Zukunft vielleicht auch irgendwann einmal die weiteren 4 Gitarren-Alben (das eher experimentelle "Tronic" gibt es bereits in digitaler Form) als CDs beziehen zu können - es wäre schade, wenn uns dieser Hörgenuss auf Dauer vorenthalten bliebe |