Anleger haben momentan drei Möglichkeiten, auf die schwelende Irak-Krise zu reagieren: Sie halten sich komplett fern von der Börse bis der Konflikt gelöst ist. Sie merken sich alle fundamental interessanten Aktien, für die "Zeit danach" (jetzt kaufen macht in der Phase der Unsicherheit nur bei den wenigsten Papieren Sinn). Oder sie konzentrieren sich auf Werte, die unabhängig von Krieg, Frieden und Verunsicherung steigen und steigen und springen einfach auf den fahrenden Zug.
Das ist eine einfache, aber durchaus akkurate Methode, um Gewinne an der Börse zu erzielen. Ein Blick auf die Gewinner in der Fondsbranche zeigt, dass in den letzten Jahren fast nur mit Trendfolgesystemen Geld verdient werden konnte. Natürlich muss der Anleger auch die Nerven besitzen, zu verkaufen, wenn der Aufwärtstrend bricht. Ein Aussitzen führt in den wenigsten Fällen zum Erfolg.
An Wall Street ist die Zahl der Aktien mit positivem Trend gar nicht mal so gering. Die Auswahl an börsennotierten Unternehmen ist in den Vereinigten Staaten einfach riesig und so gibt es automatisch mehr Ausnahmen von der Regel, dass Aktien wegen des schwelenden Konflikts nicht steigen.
Doch wie findet man die entsprechenden Titel? Nun, am besten beginnt der Investor mit einem quantitativen Screening und recherchiert Aktien, die in jüngster Zeit neue 52-Wochen-Höchstkurse erreicht haben und somit eine steigende Tendenz aufweisen müssen. Dabei sollte auf ein gewisses Volumen in den Papieren geachtet werden, damit die Aussagekraft des Chartverlaufs hoch genug ist. Titel mit täglichen Börsenumsätzen unter 100.000 Stück sind mit Vorsicht zu genießen.
Im nächsten Schritt sollte ein qualitativer Blick auf die Unternehmen gerichtet werden. Was steckt hinter der erfreulichen Kursentwicklung? Sind noch höhere Kurse gerechtfertigt (reine Trendfolger blenden diese Frage aus und richten sich allein nach dem Chart und Indikatoren)?
Die Kaufkandidaten :
Avenue A [Nasdaq: AVEA ] - Die Aktie ist gerade aus einer langanhaltenden Seitwärtsbewegung zwischen 2,5 und 3,5 Dollar nach oben ausgebrochen. Der Kurs sprintete nach dem Ausbruch schon bis an die Marke von 4,00 Dollar, konsolidiert inzwischen aber. Aus charttechnischer Sicht sollte sich der Wert nach Möglichkeit über der Marke von 3,50 Dollar etablieren.
Fundamental ist der Ausbruch gut untermauert. Avenue A - ein Spezialist für Online-Werbung - hat in den letzten Jahren den Umsatz kräftig gesteigert. Der Grund: Die Werbung im Internet ist nach wie vor en Vogue und die Online-Budgets der Werbetreibenden legen kontinuierlich zu.
Auch die Ergebnisentwicklung überzeugt, Avenue A schreibt schwarze Zahlen und hat zudem noch sehr viel Geld in der Kasse. Der Titel ist günstig bewertet und eine Spekulation bietet sich an.
Ein Chart der neugierig macht
Central Garden [Nasdaq: CENT ] - Central Garden&Pet ist ein Hersteller von Futter für Kleintiere und Gartenzubehör. Klingt nicht sonderlich aufregend, der Chart garantiert aber Aufmerksamkeit: Die Aktie marschiert seit Frühjahr 2002 - unterbrochen von kurzen Konsolidierungen - schnurstracks aufwärts und legt dabei ein erstaunliches Tempo vor. Von zehn Dollar kletterte das Papier in den vergangenen 12 Monaten bis auf 24 Dollar.
Ein Blick auf den Langfristchart zeigt, dass Central Garden&Pet eine Turnaroundstory ist. Das Unternehmen notierte Ende der 90er Jahre schon bei 40 Dollar, doch dann liefen die Geschäfte nicht mehr wie gewohnt. Das Management hat die Probleme in den Griff bekommen und verdient bestens an seinen Produkten. Im Geschäftsjahr 2003 werden 1,7 bis 1,8 Dollar Gewinn angepeilt, im Jahr darauf um die zwei Dollar.
Das KGV liegt damit trotz des Kursanstiegs nur um die 15 und der Wert hat noch Luft nach oben. Im bisherigen Tempo wird es aber mit Sicherheit nicht weitergehen. Es ist durchaus möglich, dass der Anstieg demnächst von einer Seitwärtsphase unterbrochen wird. Deshalb sollten Anleger genau auf den Trend achten.
Achtung, sehr spekulativ!
Endologix [Nasdaq: ELGX ] - Die Aktie des Medizintechnikunternehmens hat eine lange Bodenbildung mit anschließendem Ausbruch nach oben hinter sich. Die Chartformation deutet klar auf steigende Kurse, das Kursniveau stimmt allerdings bedenklich: Endologix notiert gerade einmal bei 1,75 Dollar, ist also nicht weit vom Pennystock- Niveau entfernt. In diesen Kursregionen ist auf die Charttechnik nicht so viel Verlass.
Fundamental muss natürlich etwas schiefgelaufen sein, sonst wäre die Aktie niemals von 15 Dollar im Jahr 2000 auf in der Spitze 1,50 Dollar gefallen. Ursache für den Kursrutsch war ein Missverhältnis von Umsatz und Ertrag. Die Verluste überstiegen lange Zeit die Erlöse und das Geld ging langsam aber sicher aus. Endologix ist auf dem Gebiet der minimal-invasiven Therapien bei Gefäßkrankheiten tätig und hat mit seinem Produkt PowerLink zwar einige Erfolge erzielt, den kommerziellen Durchbruch aber nicht geschafft.
Im Februar hat das Management die Investmentbanker von Adams, Harkness & Hill beauftragt, Strategien zur Steigerung des Börsenwertes und Beschleunigung des Geschäftserfolges zu evaluieren. Der Kursausbruch erfolgte aber erst, als Endologix Anfang März über positive Testergebnisse aus einer klinischen Studie mit PowerLink berichtet. Das könnte der Durchbruch für Unternehmen und Aktie sein, es gilt jedoch die Nachhaltigkeit des Kursanstiegs sorgsam zu beobachten. Endologix ist nur für spekulative Anleger geeignet.
Große Brocken mit hohen Kursen
Wer nicht den Mut besitzt, in kleine, fast unbekannte Small Caps zu investieren, hat auch einige Alternativen bei Mid- und Large-Caps. Marvel Enterprises [NYSE: MVL ] ist charttechnisch hochinteressant und überzeugt auch fundamental auf ganzer Linie. Das Unternehmen verdient an den "hauseigenen" Superhelden (unter anderem Die Spinne) ausgezeichnet. Zahlen und Ausblick stimmen [1] .
Dauerbrenner in der Kategorie neuer Höchstkurs ist und bleibt eBay [Nasdaq: EBAY ] , die mittlerweile bei 78 Dollar steht. Schon seit Jahren wird der Titel als zu teuer klassifiziert. Die Marktkapitalisierung von 24 Milliarden Dollar ist in der Tat furchteinflößend, bedenkt man, dass die Allianz beispielsweise nur 18 Milliarden Dollar auf die Börsen-Waage bringt. Dafür veröffentlicht eBay aber auch mehr oder weniger ununterbrochen Erfolgsmeldungen und hat alles, was einen Spitzenwert ausmacht: Einmalige Marktstellung, revolutionäres Geschäftsmodell, konstant hohe Wachstumsraten, ausgezeichnetes Management, hohe Profitmargen,....
Wer es einen Tick günstiger mag, kann sein Glück bei Amazon [Nasdaq: AMZN ] versuchen, die mit gut acht Milliarden Dollar bewertet ist und ebenfalls steigt und steigt und steigt.
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