www.cash.ch/news/front/...rsuntergrenze_dringend_erhoehen-1148684-449 20.03.2012 06:52 Drei Tage vor seiner Rede an einer SNB-Tagung rät der deutsche Wirtschaftsweise Prof. Peter Bofinger im cash-Interview der SNB zu weniger Ängstlichkeit und zu einer Kursuntergrenze von «mindestens» 1,35 Franken pro Euro. (Anm.: Na wenn der das sagt, dann kommt das auch so ) Zur Schweiz: Hat die Glaubwürdigkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wegen der Wirren der letzten drei Monate Schaden genommen? Das glaube ich nicht. Eine derart ehrwürdige Institution wie die SNB ist solide verankert im Bewusstsein der Bürger. (Anm.: Auch wenn sie sich geriert wie der Mr. Dausend ) Die Kursuntergrenze zum Euro konnte die SNB bislang erfolgreich behaupten. Dennoch klebt der Kurs seit Wochen nahe an der Grenze zu 1,20 Franken, trotz der Entschärfung der Eurozonen-Problematik. Warum? Zunächst einmal sehe ich mich durch die SNB-Strategie bestätigt. Ich habe bereits Mitte 2011 am Schweizer Radio gesagt: Mit den Finanzmärkten ist es wie mit einer Schafherde. Da muss ein Hirt auch mal stehen bleiben und der Herde vorgeben, wo sie zu stehen hat. Ich sehe höchstens das Problem, dass die SNB nicht beherzter war. Anstatt 1,20 hätte man auch 1,30 oder 1,40 durchsetzen können. (Anm.: Nur weil man Prof. ist, braucht man doch nicht zu erwarten, dass man die Veränderungen der Devisenreserven der SNB durchrechnet um festzustellen, dass der Schafshirte keine Kleider hat) Soll die SNB das nachholen? Ja, ich würde der SNB dringend raten, dass man das Kursziel hochsetzt. Ich würde auf mindestens 1,35 gehen. Man darf sich nichts vormachen: 1,20 Franken pro Euro ist kein Niveau, mit dem die Schweizer Wirtschaft glücklich wird. So wie die Schafherde die 1,20 akzeptiert hat, wird sie auch 1,35 oder 1,40 akzeptieren. Es ist dringend geboten, hier noch den nächsten Schritt zu gehen. Es wäre wirklich schade auch für den Schweizer Tourismus, wenn eine derart traditionsreiche Hotellerie, wie die Schweiz sie hat, in die Knie gehen müsste. Bloss weil man währungspolitisch zu ängstlich ist. (Anm.: Erst wenn der SFR unter 1,16 steht, denn dann hat - wie meistens - die Minderheit auf Kosten der Mehrheit gewonnen) Wenn man die Jahreszahlen der Schweizer Unternehmen betrachtet, dann sieht man zwar den Einfluss des starken Frankens. Die Horrorszenarien sind aber nicht eingetroffen. Da sind natürlich erhebliche Zeitverzögerungen im Spiel. Wie gesagt, mit 1,20 wird die Schweizer Wirtschaft nicht glücklich. Letztendlich ist es eine Risikoabwägung. Bei der jetzigen Lösung riskiert die SNB eine deflationäre Entwicklung. Und wenn die SNB in Richtung 1,35 oder 1,40 geht, dann riskiert sie zwar, dass die Märkte einer Verteidigung der Grenze keinen Glauben schenken. Somit müsste die Nationalbank im grösseren Stil Devisen kaufen. Dann würde die SNB zwar betriebswirtschaftliche Verluste einfahren. Aber diese Verluste sind im Vergleich zu den volkswirtschaftlichen Risiken, die bei einer Kursuntergrenze von 1,20 entstehen, vernachlässigbar. Nehmen sie China: Das Land verfolgt eine konsequente Interventionsstrategie. Es wurden auf diese Weise hohe Währungsbestände aufgebaut. Aber letzlich sind die Chinesen damit nicht schlecht gefahren. Einspruch: China hat eine Planwirtschaft. Und Sie dürfen in der Schweiz den innenpolitischen Druck nicht vergessen, wenn die SNB hohe Verluste schreibt. Ja, klar. Aber ich fände es schade, wenn ein derart erfolgreiches Land wie die Schweiz in die Knie gehen müsste, bloss weil die Notenbank nicht den Mut hat, noch aktiver gehen die Finanzmärkte vorzugehen. |