Sicher läuft bei der Subventionierung der Landwirtschaft sehr viel schief. Ich hoffe auch, dass da jetzt langsam ein Umdenken einsetzt - weg von der Massenproduktion in industriellen Ausmaßen hin zu höherwertigeren (allerdings auch teureren) Lebensmitteln durch kleinere Höfe, die bei den derzeitig zu erzielenden Preisen nicht rentabel arbeiten konnten.
Wenn man schon von milliardenschweren Subventionen spricht, sollte man auch mal dran denken, welche horrrenden Summen in den Ausbau der Kernenergie gesteckt wurden, anstatt echte Zukunftstechnologien zu fördern...
Zur Kohle noch ein kleiner Artikel, den ich gerade gefunden habe - ist aber schon etwas älter. Schickt die Kumpel auf Rente
In der Stadt der 1 000 Feuer brennt kein Feuer mehr - Gelsenkirchens Zechen sind dicht. Dortmund, Essen, Bottrop - das Revier ist „ausgekohlt“, die Städte werden zu Dienstleistungszentren. Von über 600.000 Bergleuten (1957) sind heute noch 70.000 übriggeblieben. Von 153 Zechen arbeiten noch 17. Deutsche Kohle ist zu teuer, zu unergiebig, schwer zu fördern.
Kumpel und Kohle, das ist eine sentimentale Geschichte, die keine Zukunft mehr hat. Dennoch trauen sich die Politiker nicht, die Wahrheit zu sagen und endlich auch die letzten Kumpel auf Rente zu schicken. Statt dessen wird fröhlich weiter subventioniert.
Mit unserm sauer verdienten Geld. Bis zum Jahr 2005 sollen zwar weitere Betriebe dicht machen, aber dann bleiben immer noch 36 000 Beschäftigte über. Über 1 00 000 DM kostet der Bergmann pro Jahr den Steuerzahler. Wir lassen Steinkohle fördern, unter schwierigsten Bedingungen, aus bis zu 1 000 Metern Tiefe und unter riesigem finanziellen Einsatz.
Obwohl wir das ganze schon jetzt viel billiger bekommen: In Australien, Kanada und Südamerika liegt Kohle in bis zu 30 Meter starken Flözen, wird teilweise im relativ einfachen Tagebau abgebaut. Trotz des Transportes übers Meer ist diese Kohle allemal billiger als die deutsche Steinkohle.
Aber wir finanzieren die Nostalgie unterm Förderturm, stecken unser Geld in eine Technik ohne Zukunft. Sind wir eigentlich verrückt geworden? Schickt die Kumpel endlich auf Rente!
Der Bergbau hat Zukunft
Über 100.000 DM zahlt der Steuerzahler pro Jahr für jeden Bergmann an Subventionen. Berechnet man aber, daß an der Kohlesubvention tatsächlich rund 200 000 Arbeitsplätze hängen, dann wird jeder Arbeitsplatz nur mit rund 47.000 DM gefördert (ein Arbeitsloser kostet 53 000 DM).
Deutscher Steinkohlenbergbau - das ist High-Tech unter und über Tage, mittlerweile auf allen Kontinenten gefragt. Denn Steinkohle ist weltweit Energieträger Nummer 1. Eine Technik, die dank des subventionierten Steinkohlenbergbaus vor Ort erprobt und weiter entwickelt werden kann. Nicht nur Abbau- und Fördersysteme gehören dazu, auch Aufbereitungsanlagen,Kraftwerke, Umwelttechnologie.
Das beste Beispiel dafür liefert die Deutsche MontanTechnologie (DMT) in Essen, hervorgegangen aus gemeinschaftlichen Forschungs-, Lehr-, und Prüfeinrichtungen des Deutschen Steinkohlenbergbaus. Noch immer verdienen die über 1.000 Wissenschaftler und Ingenieure einen großen Teil ihres Geldes mit Aufträgen aus dem subventionierten deutschen Bergbau, Zum Beispiel mit der Untersuchung von Lagerstätten, dem Prüfen von Förderseilen und Materialien, geologischen und hydrologischen Gutachten, Sicherheitstechnik und Brandschutz.
Und längst haben die Wissenschaftler ihre Erfahrungen für völlig bergbaufremde Branchen nutzbar gemacht und das weltweit. DMT-Mitarbeiter prüfen die Qualität von medizinischen lmplantaten wie etwa künstlichen Nackenwirbeln. Sie bewerten die Materialien, aus denen Teile für die europäische Weltraumrakete Ariane hergestellt werden. Der Untergrund des neuen Regierungsviertels im Berliner Spreebogen ist von der DMT mit Hilfe seismischer, oberflächenschonender Messungen untersucht worden; das Grundwassermanagement der DMT sorgt dafür, daß im benachbarten Tiergarten trotz der Baumaßnahmen die Bäume nicht sterben.
Die Technologie, die sich aus dem Umfeld der Kumpel entwickelt hat, wird weltweit genutzt. Über ein Drittel des Umsatzes macht die DMT außerhalb der Bergbaubranche und dieser Anteil steigt Jahr für Jahr. Würden die Subventionen von heute auf morgen gestrichen, könnte die DMT einpacken. Auf wesentlichen Feldern würde die Zukunft dann ohne die Deutschen stattfinden. Klaus Borde
Gruß Dampf |