Super RTL verdankt den Erfolg seiner langjährigen Programmchefin Susanne Schosser - jetzt wechselt sie zu EM.TV
Ihr Herz schlägt für die kleinen Bobs: Für „Bob der Baumeister“ und seine Freunde Wendy, Buddel, Baggi, Knolle und Co. Und für „SpongeBob“, den treuherzigen Schwammkopf aus der Cartoon-Lagune Bikini Bottom. Beide Serien zählen zu den Erfolgsformaten beim Kölner Kindersender Super RTL, ebenso wie „Angela Anaconda“, das Cartoon-Mädchen mit dem ungewöhnlichen schwarz-weißen Fotomontagekopf, die niedlichen „Koala Brüder“ für Vorschulkinder oder Eigenproduktionen wie Toggo United - die Fußballshow“, die bei Jungs inzwischen beliebter ist als die ARD-„Sportschau“.
Susanne Schosser hat dafür gesorgt, dass sie alle bei Super RTL zu sehen sind. Seit dem Sendestart verantwortet die 42-Jährige das Programm des Kindersenders, den sie mit aufgebaut hat. Doch dieser Tage mischt sich in den Stolz auch ein wenig Wehmut bei der Frau, die maßgeblich zum Erfolg des Marktführers beigetragen hat. „Ich glaube, wir sind tatsächlich auf Augenhöhe mit den Kindern“, sagt Schosser. Vom Wörtchen „wir“ kann sie noch nicht lassen, dabei sind ihre Tage bei Super RTL bereits vorbei. Susanne Schosser hat nach fast elf Jahren ihren Job zum Jahreswechsel gekündigt und geht im April zu EM.TV nach München. Ihren Job bei Super RTL übernimmt zunächst Geschäftsführer Claude Schmit. „Es ist der passende Zeitpunkt zu gehen, denn ich habe bei Super RTL alles gemacht, was ich machen wollte“, begründet sie ihren Abschied.
Über einem Milchkaffee in einem Kölner Café erzählt sie, was sie an ihrem neuen Job reizt: „Mich um Produktionen und Koproduktionen noch tiefgehender kümmern, denn das macht mir am meisten Spaß.“ Das Medienunternehmen EM.TV, das in den beiden vergangenen Jahren mehr durch einen Börsenskandal als durch seine TV-Formate von sich reden machte, hat Schosser überraschend abgeworben, um seine brachliegende Kinderfernsehsparte wieder zu beleben. Seit dem Verkauf der Jim-Henson-Group („Muppet Show“) an den Disney-Konzern hat EM.TV derzeit nur noch Kirchs alte Kinderserien wie die „Biene Maja“ und „Pippi Langstrumpf“ unter dem Dachnamen Junior und einen gleichnamigen Kinderkanal beim Abosender Premiere im Angebot.
Susanne Schosser mit ihren langjährigen Kontakten in die Produzentenszene soll das ändern. An die Gründung eines neuen Kindersenders sei dabei allerdings nicht gedacht. Dass der US-Konzern Viacom einen seiner beiden im Sommer erworbenen Viva-Musikkanäle in einen Kindersender verwandeln wird, hält Schosser hingegen für wahrscheinlich, denn Viacom besitzt die weltweit erfolgreiche Kinder-TV-Kette Nickelodeon.
Kinderfernsehen ist teuer
Auf dem deutschen Markt ist dieser Sender allerdings schon einmal gescheitert, „und das war zu Zeiten, als Super RTL zehn Prozent Marktanteil hatte“, gibt sie zu bedenken. „Auf dem werbefinanzierten Markt dürfte das inzwischen noch schwieriger werden, denn der ist einfach zu klein für zwei kommerzielle Kinderkanäle.“
Gutes Kinderfernsehen ist teuer. Deshalb werden Koproduktionen immer wichtiger für nationale Kindersender, deren Zuschauer zudem in immer jüngerem Alter lieber
Soaps und „Big Brother“ gucken. Eine halbe Stunde Zeichentrick kostet zwischen 250 000 und 400 000 Euro. Das sind Preise, die für kleine Kanäle nur gemeinsam refinanzierbar sind, was Schosser gerade reizvoll findet. „Bei einer Koproduktion hat man tagtäglich miteinander zu tun und muss sich mit kulturellen Grenzen auseinander setzen.“
Das Menschliche des Metiers, die Zusammenarbeit mit Leuten, „die in ihrem Inneren noch Kind geblieben sind“, ist ein Grund, warum sie so gerne beim Kinderfernsehen arbeitet, obwohl sie selbst keine Kinder hat. Außerdem ist die Kinder-TV-Expertin, die in den frühen 90er Jahren bei der Kirch-Produktionsfirma Taurusfilm Serien für Erwachsene betreute, selbst ein Serienfan und bis heute ein bekennender Trekkie“ - eine glühende Anhängerin der Serie „Raumschiff Enterprise“.
Wenn Geld keine Rolle spielte, würde Schosser sich bei EM.TV gerne mehr um die Zielgruppe Mädchen kümmern. Doch ihr Lieblingsprojekt, „ein Mädchenmagazin mit Pferden, Kosmetik und Klamotten“, wird aus Kostengründen wohl vorerst eine Illusion bleiben.
(KStA) |