14 Jun 2001, 11:36 FOKUS 2 - EM.TV sieht zweistelliges Umsatzplus ab 2002 ' - Neu: Äußerungen von EM.TV-Chef Haffa - - Von Sabine Bub - München, 14. Jun (Reuters) - Das Münchener Medienunternehmen EM.TV & Merchandising AG hat in den ersten beiden Quartalen 2001 noch mit Problemen im operativen Geschäft zu kämpfen, erwartet nach der Konzentration auf das Kerngeschäft aber ein jährlich zweistelliges Umsatzwachstum. Vorstandschef Thomas Haffa sagte am Donnerstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, nach den Turbulenzen der vergangenen Monate wolle EM.TV nun endlich wieder Geschäfte machen. Das noch laufende Kartellverfahren zu dem beschlossenen Einstieg der Kirch-Gruppe[KRCH.UL] bei EM.TV hindere das Unternehmen nicht daran. Mit dem Kerngeschäft, dem Rechtehandel von Kinder- und Jugendprogrammen und Merchandising, wolle EM.TV im operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) schon 2001 Gewinne machen. Haffa äußerte sich zuversichtlich, dass sich bei dem kartellrechtlich erforderlichen Verkauf des EM.TV-Anteils an der Tele München Gruppe (TMG) eine Lösung ergibt. In der "Financial Times Deutschland" hatte es geheißen, der Kirch-Einstieg könne an einem Veto des Bundeskartellamtes scheitern, weil sich TMG-Chef Herbert Kloiber weigere, die von EM.TV vorgeschlagenen Kauf-Interessenten zu akzeptieren. Haffa bestätigte, dass es sich bei den bisher genannten potenziellen Käufern um den Wiesbadener "Coupé"-Verleger Klaus Helbert sowie um die US-Investmenthäuser Hicks, Muse, Tate & Furst und Kohlberg Kravis Roberts handelt. "Wir werden in Kürze noch drei weitere Interessenten vorlegen", sagte Haffa. Wenn Kloiber diese wieder ablehne, müsse sich auch das Kartellamt Gedanken über die Haltung Kloibers machen. Von Kloiber oder dem Kartellamt war keine Stellungnahme zu erreichen. "TMG ist zwar ein Platz, den wir bestellen müssen, aber das hält uns nicht von unserem operativen Geschäft ab", sagte Haffa. Er räumte aber ein, dass sich EM.TV wegen der Turbulenzen um den Kirch-Einstieg und einem Fehlbetrag von 2,6 Milliarden DM m vergangenen Jahr in den ersten Monaten 2001 nicht wirklich um den Handel mit TV-Rechten und die Vermarktung hat kümmern können. "Das war wie ein Taifun und jetzt sind wir dabei, die Trümmer aufzusammeln", beschreibt Haffa die Situation des Unternehmens. Mit kostspieligen Übernahmen war der einstige Star am Neuen Markt im vergangen Jahr in finanzielle Schwierigkeiten geraten, die nur mit dem Einstieg und einer Finanzspritze der Kirch-Gruppe[KRCH.UL] gelöst werden konnten. "Wir hatten im ersten und im zweiten Quartal noch Probleme im operativen Geschäft", sagte Haffa. Vor allem im Bereich Merchandising sei das erste Quartal schlecht gewesen. Quartalszahlen hat das Unternehmen noch nicht vorgelegt, ist mit der Börse aber im Gespräch über eine Fristverlängerung. Langsam laufe das Geschäft wieder an, betonte Haffa. Die Kunden kämen zurück, weil EM.TV attraktive Rechte halte und schon lange im Markt tätig sei. Die unter dem Namen "Junior" zusammengefasste Bibliothek an Kinder- und Jugendprogrammen enthält zum Beispiel Serien wie "Biene Maja", "Pipi Langstrumpf" und "Tabaluga". "Wir kaufen weiter ein und wir produzieren auch weiter", stellte Haffa klar. So habe das Unternehmen kürzlich die Rechte an der japanischen Zeichentrickserie "Doraemon" mit mehr als 600 Episoden erworben. Zudem habe sich EM.TV entschieden, weitere 52 Folgen der Erfolgsserie "Tabaluga" zu produzieren. Insgesamt plane das Unternehmen jährlich die Produktion von drei bis fünf Serien mit je 26 Episoden. Bei der Bereinigung des Portfolios sei EM.TV ein gutes Stück weitergekommen, sagte Haffa. Für das US-Studio Jim Henson Company, das die "Sesamstraße" und die "Muppetshow" produziert, gebe es eine Reihe internationaler Interessenten. Er rechne damit, dass für die geplante Trennung von Jim Henson bis zum Jahresende eine Lösung gefunden werde. Über Preisvorstellungen wollte Haffa keine Angaben machen. Analysten gehen aber davon aus, dass EM.TV sowohl seinen Anteil an TMG als auch Jim Henson weit unter dem Kaufpreis losschlagen muss. Vn einer Reihe kleinerer Beteiligungen werde sich EM.TV ebenfalls trennen, sagte Haffa. Dort seien die Verhandlungen zum Teil schon abgeschlossen. Als Kandidat gilt bei Branchenexperten zum Beispiel die Internet-Tochter Junior Web GmbH, die für 2000 einen Fehlbetrag von knapp 27 Millionen DM auswies. Haffa bestätigte die in eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger gemachten Erwartungen, dass EM.TV beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen erst 2004 wieder schwarze Zahlen schreiben werde. "Die Studie zeigt aber, dass das Unternehmen tragfähig ist und auch Zukunft hat", sagte der Vorstandschef. Im Kerngeschäft rechne EM.TV ab 2002 mit einem prozentual zweistelligem Umsatzzuwachs. Der Konzernumsatz, der 2000 bei 1,3 Milliarden DM gelegen hatte, werde im laufenden Jahr wegen der geplanten Desinvestitionen rückläufig sein. Im vergangenen Jahr hatten Jim Henson, TMG und die Beteiligung an der Formel-1 insgesamt 993 Millionen DM zum Konzernumsatz beigetragen. Am Neuen Markt fielen die EM.TV-Aktien am Donnerstag zeitweise auf ein neues Rekordtief von 2,81 Euro. bub/frs ' Quelle: RT |