Experten halten Elmos für interessanten Übernahmekandidaten DORTMUND (dpa-AFX) - Der Halbleiterhersteller Elmos Semiconductor wird nach dem jüngsten Aktienverkauf weiter als interessanter Übernahmekandidat gehandelt. Experten halten eine baldige Akquisition zwar für unwahrscheinlich, mittel- und langfristig jedoch ist das Thema für viele noch nicht vom Tisch. Das auf Chips für die Autoindustrie spezialisierte Unternehmen gilt als solide geführt, bedient einen relativ stabilen Markt, hat zuletzt gute Bilanzen vorgelegt und wäre wegen des niedrigen Aktienkurses obendrein günstig zu haben. Alles Zutaten, die die Gerüchte am Köcheln halten. Als Interessenten für das derzeit mit rund einer viertel Milliarde Euro bewerteten Unternehmen gelten in Branchenkreisen unter anderem Infineon, Continental und SCM Microsystems. Spekulationen über eine mögliche Übernahme von Elmos waren nach dem Tod des Vorstandschefs Knut Hinrichs im März dieses Jahres aufgekeimt und hatten den Aktienkurs beflügelt. Bis dahin hatten sich 42,3 Prozent der Aktien in Streubesitz befunden. Die übrigen 57,7 Prozent lagen bei der Elmos Finanzholding EFH, in der unter anderem der neue Vorstandschef Klaus Weyer und die Familie Hinrichs ihre Aktien gebündelt haben. Mit dem Verkauf von 4,5 Prozent der Aktien in der vergangenen Woche wollen die Hinrichs-Erben ihre Erbschaftssteuer begleichen. Der EFH-Anteil sank dadurch auf 53,2 Prozent, der Streubesitz erhöhte sich auf 46,8 Prozent.
WEITERE AKTIENVERKÄUFE Doch der Anteil soll weiter sinken, laut Elmos mittelfristig auf weniger als 50 Prozent, aber mehr als 40 Prozent. Zum einen muss ein Altgesellschafter ausbezahlt werden, zum anderen werden für Optionsprogramme neue Aktien emittiert. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, der Altgesellschafter habe gegenüber der Holding wegen alter Verbindlichkeiten ein Anrecht auf den Gegenwert von 7,7 Prozent der Aktien. Kreisen zufolge handelt es sich dabei um den Münchner Autobauer BMW. Die Münchner waren beim Börsengang 1999 ausgeschieden.
BMW ist der größte Kunde des Dortmunder Unternehmens. Im vergangenen Jahr steuerte der Konzern indirekt über seine Zulieferer rund 27 Prozent zum Umsatz von Elmos bei. Die mögliche Auszahlung von BMW wird innerhalb von zwei Jahren durch den Verkauf eines entsprechenden Aktien-Pakets finanziert. Abgesehen von diesem weiteren Verkauf könnte der Anteil der EFH an Elmos durch den Verwässungseffekt eines für dieses Jahr erstmals geplanten Aktienoptionsprogramms um einen weiteren Prozentpunkt sinken. Vorgesehen ist die Ausgabe von maximal 280.000 neuen Aktien, womit das Grundkapital von 19,3 auf 19,58 Millionen Euro stiege. Der Anteil der EFH könnte sich so in diesem Jahr maximal um weitere 8,7 Prozentpunkte auf dann 44,5 Prozent verringern.
ELMOS INTERESSANT "Solange der Anteil der EFH bei mehr als 40 Prozent bleibt, ist eine Übernahme unwahrscheinlich", sagte Thomas Hoffmann von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Im Moment sei überdies ein Absinken unter die angekündigte Marke von mehr als 40 Prozent nicht absehbar. Dies ändere aber nichts an der grundsätzlichen Tatsache, dass Elmos ein interessanter Übernahmekandidat sei. "Es macht durchaus Sinn. Elmos ist ein kleines, gesundes Unternehmen in einem interessanten Markt und wäre für den einen oder anderen sicher eine positive Ergänzung", sagte Hoffmann. Außerdem stimme der Aktienkurs. Als Interessenten kämen beispielsweise Infineon oder SCM Microsystems in Frage. Elmos produziert vor allem maßgeschneiderte Chips für die Automobilindustrie. Die Chips kommen unter anderem in ABS-Systemen, Airbags, bei Gurtstraffern oder in der Klimaanlagenregelung zum Einsatz. Diese Marktnische gilt im Gegensatz zur übrigen, stark volatilen Halbleiterbranche als relativ stabil.
KÖRNCHEN WAHRHEIT "An diesen Spekulationen ist sicherlich auch ein Körnchen Wahrheit dran", sagte Helmut Bartsch von der BW-Bank. "Ich denke, das wird nicht in den nächsten Monaten passieren, aber der Prozess ist angestoßen. An dessen Ende könnte ein Komplettverkauf stehen." Nicht nur die Mehrheitsverhältnisse seien in Bewegung geraten, sondern auch das Management. Mit dem Tod Hinrichs habe sich das "ideale Tandem" des "kreativen Hans-Dampf" Hinrichs und des ruhig abwägenden Weyer aufgelöst. Die Rückkehr Weyers in die operative Verantwortung werde wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein. Was danach folge, sei offen. "Fest steht, mit Hinrichs ist ein wertvoller Stein aus der Unternehmensstruktur heraus gebrochen." Elmos selbst jedenfalls beteuert, die Gesellschafter wollten das Unternehmen langfristig selbstständig erhalten. Auch mögliche Käufer wiegeln ab: "Spekulationen über ein Interesse an einer Übernahme von Elmos entbehren jeder Grundlage", sagte ein Conti-Sprecher auf Anfrage. Bei Infineon gab man sich noch wortkarger und lehnte jeden Kommentar ab. Dessen Vorstandschef Wolfgang Ziebart jedenfalls kennt Elmos gut. In seiner Zeit bei BMW arbeitete er eng mit den Dortmundern zusammen und war zeitweise Mitglied des Aufsichtsrates. Gruß Moya |