Also ich sehe hier kein operatives Geschäft mehr. Die noch tätigen ehemaligen Töchter haben andere geschluckt.
Die plettac AG hat am 10. Januar 2003 beim zuständigen Amtsgericht in Hagen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Als Grund nannte das Unternehmen Überschuldung. Zusätzlich sei Eigenverwaltung beantragt worden, um, wie es weiter heißt, die Sanierung unter eigener Leitung fortführen zu können. Die operativen Tochtergesellschaften der Sparte Gerüste, die plettac assco GmbH & Co. KG und die Stahl- und Maschinenbau - STAMA - GmbH, hatten zeitgleich Insolvenzantrag gestellt. Durch stürmisches Wachstum hatte sich die Gesellschaft in den späten neunziger Jahren in eine Existenz gefährdende Situation manövriert. Die Jahre 2000 und 2001 waren denn auch von großen Anstrengungen des neuen Vorstandsvorsitzenden geprägt gewesen, das Unternehmen tiefgreifend zu restrukturieren und insbesondere die Bilanzstruktur wieder ins Lot zu bringen. In diesem Rahmen wurde neben einem breit angelegten Kostensenkungsprogramm und der Stärkung des Controllings sowie des Finanzmanagements insbesondere die Konzentration der operativen Aktivitäten auf die drei Sparten Sicherheitstechnik, Gerüste und industrielle Gerüstdienstleistungen vorangetrieben. Dies ging mit der Veräußerung des gesamten Bereiches Hallen und Zelte einher. Außerdem wurde im Geschäftsjahr 2001 die Veräußerung von weiteren Beteiligungen aus den Bereichen Sicherheitstechnik und Umformtechnik genehmigt. Im Geschäftsfeld Sicherheitstechnik, die im Jahre 1994 begründet und zwischenzeitlich mit der Übernahme der Sparte Video- und Sicherheitstechnik von Grundig verstärkt wurde, bezeichnete sich plettac als führender Anbieter von Leistungen auf den Gebieten Überwachung und Zutrittskontrolle. Im Berichtsjahr 2001 ging der Umsatz leicht auf 154,5 (i.V. 156,0) Mill. Euro zurück. Demgegenüber musste plettac im traditionellen Geschäftsfeld Gerüste, das mit der Fertigung und dem Vertrieb von System- und Fahrgerüsten, Wetterschutzkonstruktionen, Moduldächern, Hebebühnen, Mastkletterbühnen sowie Gerüstzubehör befasst ist, erneut einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen, und zwar auf 159,6 /179,0) Mill. Euro. Ursächlich für diesen Rückgang sei die negative konjunkturelle Entwicklung der inländischen Bauwirtschaft gewesen, heißt es. In der Sparte Dienstleistungen hat sich plettac auf komplexe Gerüstlösungen wie die Einrüstung anspruchsvoller Großprojekte und die Montage von Sonderkonstruktionen vor allem der Industrie spezialisiert. Im Zuge der Fokussierung wurde die US-Firma THP im Frühjahr 2000 verkauft. In 2001 sank der Bereichsumsatz weiter auf 157,0 (179,0) Mill. Euro. Die Sparte Umformtechnik steuerte 57,2 (55,0) Mill. Euro zum Umsatz bei, der inzwischen verkaufte Bereich Hallen und Zelte 72,1 (92) Mill. Euro. Der Jahresabschluss 2001 der plettac AG war zum einen durch Entkonsolidierungen geprägt, die einen Rückgang der Bilanzsumme um 95 Mill. auf 424,3 Mill. Euro zur Folge hatten. Zum anderen hinterließ der Forderungsverzicht der Geschäftsbanken in Höhe von insgesamt 140,5 Mill. Euro seine positiven Spuren. Das Eigenkapital konnte infolge dessen von minus 24,1 Mill. Euro auf plus 31,0 Mill. Euro aufgefüllt werden; die Eigenkapitalquote stieg auf 7,3%. Außerdem wurden mit dem Forderungsverzicht die hohen Verbindlichkeiten auf 297,5 Mill. Euro reduziert. Der Forderungsverzicht wirkte sich auch auf die Gewinn und Verlustrechung von plettac aus. Das außerordentliche Ergebnis von 80,8 Mill. Euro ließ den Jahresüberschuss nach Anteilen Dritter auf 49,3 (Fehlbetrag 54,3) Mill. Euro drehen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit rutschte hingegen weiter auf minus 17,7 (minus 11,3) Mill. Euro ab. Dies ist auf den Umsatzrückgang um 8,3% auf 590,6 Mill. Euro zurückzuführen, der nicht vollständig kompensiert werden konnte. Der Materialaufwand sank lediglich um 2,8% auf 268,3 Mill. Euro, der Personlaufwand um 9,2% auf 202,3 Mill. Euro. Die Bereinigung von Altlasten sorgte im Jahr 2000 zu einer dramatischen Verschlechterung der Bilanzrelationen. Das Eigenkapital schwand auf minus 24,1 Mill. Euro. Die Liquiditätslage blieb demgegenüber mit 29,4 (36,0) Mill. Euro liquiden Mitteln jedoch auf relativ hohem Niveau. Dazu beigetragen hatten Gespräche mit Geschäftsbanken und Absatzfinanzierern, nach denen dem Unternehmen ausreichende Finanzierungsmittel zur Verfügung gestellt wurden, um die in der Umsetzung befindlichen tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahmen auch bewältigen zu können. Der Fehlbetrag in 1999 von 141,2 Mill. Euro war gekennzeichnet von Restrukturierungsmaßnahmen. Diese betrafen notwendige Korrekturen bei der Bewertung von Beständen, der Einschätzung der Debitoren-Bonität und der Risiken der Mithaftung für Absatzfinanzierungen der plettac-Gerüstkunden sowie Restrukturierungsrückstellungen, Verlustübernahmen und Buchwertabschreibungen auf Beteiligungen. Bereits im Geschäftsjahr 1998 hatte der Konzerns tiefe Einschnitte beim Ergebnis hinnehmen müssen. In der Sparte Gerüste hatte sich das Betriebsergebnis auf minus 19,9 (i.V. plus 43,8) Mill. DM verschlechtert; hier hatten die schwierige Marktsituation hohe Risikovorsorge für Forderungsausfälle notwendig gemacht. Ergebnisrückgänge waren zudem bei Hallen und Zelten sowie in der Umformtechnik zu verzeichnen gewesen. Obgleich das Betriebsergebnis des Segments Dienstleistungen kräftig zulegte, rutschten Betriebsergebnis, Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und Jahresüberschuss insgesamt deutlich nach unten. Mit einem Umsatz von knapp mehr als 150 Mill. Euro war plettac 1992 noch ein eher kleines mittelständisches Unternehmen, das nahezu ausschließlich auf den Gerüstbau konzentriert war. Auf dem soliden Fundament hatte plettac seine Aktivitäten in den Folgejahren drastisch ausgeweitet. Mit der Übernahme der maroden Firma Röder Zeltsysteme in 1998 für 1 DM hatte sich die Gesellschaft auf ein Geschäftsfeld gewagt, das später wesentlich mitverantwortlich für die wirtschaftliche Krise des einst hochprofitablen Unternehmens war. |