Egbert Prior: Edel - Die Musik spielt bei den Büchern
Einen harten Sanierungskurs verordnete der Gründer und Alleinvorstand Michael Haentjes seinem Musikunternehmen (WKN 564950). Alle ausländischen Töchter haben die Hamburger jetzt verkauft oder liquidiert. „Wir sparen so gut eine siebenstellige Summe ein“, erläutert Haentjes der Prior Börse. Der Großaktionär (64%) konzentriert sich fortan auf das profitable inländische Musikgeschäft und auf die neu geschaffene Buchsparte. „Wir planen im nächsten Jahr im Verlagsgeschäft 13 bis 18 Millionen Euro Umsatz zu machen.“
Anfang 2007 hatte Haentjes die Bücheraktivitäten mit der Übernahme von Moewig der Bauer Verlagsgruppe aus der Taufe gehoben. Haentjes: „Weitere Zukäufe sind im Buchgeschäft geplant. Es ist noch nicht aller Tage Abend.“ Es geht ihm darum, die schwindsüchtige Tonträgersparte auszugleichen. „Der Buchbereich ist eine Wachstumsstory. Was wir hier in zwei Jahren geschaffen haben, dazu brauchen andere 100 Jahre“, schwärmt Haentjes. Warum ist der CD-Absatz rückläufig? „Das gesamtwirtschaftliche Umfeld und der geringe Schutz gegen Piraterie sind die wesentlichen Gründe.“
Dennoch hat Edel ein akzeptables Zahlenwerk des fortgeführten Geschäfts vorgelegt: Der Umsatz sank im Turnus 2008/09 (endete am 30.9.) nur leicht um 5% auf 123 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg sogar um 6% auf 6,2 Millionen Euro. Der operative Kapitalzufluß sprudelte mit elf Millionen ordentlich. In der Kasse vier Millionen. Unterm Strich blieb ein Überschuß von drei Millionen Euro.
Das Resultat kann sich sehen lassen. Wenn Sie jedoch die eingestellten Aktivitäten berücksichtigen, summiert sich der Konzernverlust auf 5,4 Millionen Euro. Allerdings handelt es sich um einmalige Aufwendungen, die Sie nicht überbewerten sollten. Die Börse honoriert die Sanierungsmaßnahmen. Seit dem Tief im März vervierfachte sich der Kurs von 50 Cent auf 1,91 Euro. Mit 41 Millionen ist der Börsenwert niedrig. Steigt der Überschuß im laufenden Turnus nur leicht auf 4,2 Millionen Euro, rangiert das KGV unterhalb von zehn.
Da Haentjes spart, wo er kann, ist eine positive Überraschung möglich. Vom Prime Standard wechselt er jetzt in den Entry Standard. Dadurch nehmen die Publikationspflichten ab. Auf diese Weise soll ein sechsstelliger Betrag einspart werden. Aktien will der Großaktionär keine verkaufen. Auch plant er keine Kapitalerhöhung. Die niedrige Eigenkapitalquote (rund 25%) will er mit kontinuierlichen Überschüssen aufmöbeln. |