Folgendes Interview habe ich bei Instock gefunden. Viel Text, aber sehr interessant und aufschlußreich.
... und mit einem Ergebnis von 90 Millionen vor Steuern und Zinsen wieder die Gewinnzone erreichen. Dies sagte Finanzdirektor Michael Diederich im Interview mit Instock. Allein in den USA strebt das Unternehmen einen Marktanteil von 4 bis 5 Prozent an.
Dieses Exklusiv-Interview mit Edel Music-Finanzdirektor Michael Diederich , führte Instock ausschließlich für die Sparkasse Norden. Bitte beachten Sie auch unsere Exklusiv-Analysen.
Portrait:
Die Edel Music AG bezeichnet sich als "Full-Service-Unternehmen" der Musikbranche. Die Hamburger decken den kompletten Werdegang von Musikstücken ab: von der Entdeckung der Stars über Aufnahme, Fertigung und Marketing des Tonträgers bis zu Verkauf und Auslieferung. Die Palette reicht von Klassik bis Rock. Im Geschäftsjahr 1999 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 450,9 (1998: 284,4) Millionen Mark. Der Verlust vor Zinsen und Steuern belief sich auf 5,3 Millionen Mark. In den Jahren davor schrieb Edel-Music immer schwarze Zahlen. Der Kurs der Edel-Aktie befindet sich seit Wochen auf Talfahrt.
n einem Interview mit Instock Ende Juli 1999 konnte sich Ihr Vorstand Jörn Meyer noch sehr gut vorstellen, dass der Kurs der Edel-Aktie weiter steigt. Wie erklären Sie, dass es entgegen dieser Einschätzung mit Ihrer Aktie stetig bergab ging?
Zum damaligen Zeitpunkt war der Neue Markt völlig überhitzt. Da war es einfach zwangsläufig, dass es Korrekturen geben musste, auch bei uns. Dazu kam, dass wir im November eine Gewinn-Warnung rausgeben mussten. Ebenfalls negativ wirkte sich der Trend zu Internetwerten aus. Dadurch gerieten wir aus dem Blickfeld der Anleger. Nun wird der Markt von Übertreibungen nach unten geprägt.
Sie wollen im laufenden Geschäftsjahr nicht nur Ihren Umsatz verdoppeln, sondern auch rund 90 Millionen Mark Gewinn vor Steuern und Zinsen erzielen. Nur ein Wunsch oder tatsächlich erreichbar?
Ganz sicher ist dieses Ziel kein Wunschtraum. Wir hatten bisher, und das ist auch in diesem Jahr so, ein internes Wachstum von 20 Prozent. Dazu kommen die Umsätze und Gewinne aus den bisher noch nicht berücksichtigten Akquisitionen vom Ende des letzten Jahres. Als drittes werden auch die für dieses Jahr geplanten Übernahmen Umsatz und Gewinn positiv beeinflussen.
Welche Akquisitionen sind derzeit in Planung?
Wir wollen uns sowohl auf dem europäischen als auch auf dem US-amerikanischen Markt in unserem Kerngeschäft verstärken. Doch für uns ist ebenso wichtig, unsere Maschinerie mit Inhalt zu füllen. Selbstverständlich hat auch der stärkere Aufbau unser eigenen Künstler hohe Priorität.
Wenn man sich die aktuellen Kurse der Edel-Aktien ansieht, wird deutlich, dass die Anleger nicht so recht an Ihre Story glauben. Wo müssen Sie noch zulegen?
Diese Einschätzung kann ich überhaupt nicht teilen. Wir haben in letzter Zeit entgegen der allgemeinen Entwicklung am Neuen Markt unseren Abwärtstrend stoppen können. Dies ist uns vor dem Hintergrund der großen und vielbeachteten Neuemissionen von Infineon und T-Online gelungen.
Sie hatten schon vor Monaten angekündigt, dass Sie die Möglichkeit anbieten wollen, Musik aus dem Internet herunterzuladen. Wie ist der Stand?
Hier können wir uns nur opportunistisch verhalten und auf die Vorreiterrolle der Major-Player vertrauen. Aus eigener Kraft sind wir nicht in der Lage, Internetstandards für die notwendige Abrechnungssicherung zu setzen. Ohne eine solche Sicherung funktioniert aber das gesamte System nicht. Wir sind jedoch Dank der Zusammenarbeit mit Infineon auf dem besten Wege, dem Handy eine neue Funktion zu geben: die eines Walkmans. Ein kleiner Chip, entwickelt von Infineon und mit Musik von Edel bespielt, wird dies möglich machen.
Warum ist es für Edel so wichtig, weltgrößtes unabhängiges Musikunternehmen zu werden. Wäre es nicht viel lohnender, unternehmerisch am erfolgreichsten zu sein?
Beides schließt einander nicht aus. Wir wollen ja nicht Umsatzweltmeister werden. Andererseits brauchen wir Größe, um attraktiv für wirklich gute Künstler zu sein.
Wie weit sind Sie von diesem ehrgeizigen Ziel entfernt?
Wir wollen in den USA einen Marktanteil erreichen, wie wir ihn in Deutschland mit 4 bis 5 Prozent schon haben. Das würde dann einen Umsatz von insgesamt 3 Milliarden Mark bedeuten.
Sie planen nach eigenen Angaben verstärkte Aktivitäten in Lateinamerika. Wieso gerade dort?
Momentan gibt es im Musikgeschäft keine eindeutigen Trends. Südamerikanische Musik läuft schon seit einiger Zeit sehr gut. Sie ist außerdem in Südeuropa gut zu vermarkten. Um diesen Markt für uns erschließen zu können, werden wir dort ein eigenes Unternehmen gründen oder eine entsprechende Akquisition tätigen. Im Falle einer Übernahme sind wir an einem Unternehmen interessiert, das sowohl über ein gutes Label als auch über gute Vertriebskontakte verfügt.
Gibt es Interesse, in anderen Teilen der Welt ebenfalls aktiv zu werden?
Wir gehen Schritt für Schritt vor. Jetzt konzentrieren wir uns auf Südamerika.
Herr Diederich, vielen Dank für das Gespräch. |