Würde man das Grundgesetz gegen die Weimarer Verfassung austauschen, es würde niemand bemerken. Allerdings wurden im 3. Reich viele gesetzliche Regelungen geschaffen, die bis heute Bestand haben.
Das Bundesverfassungsgericht entspricht dem Staatsgerichtshof der Weimarer Republik.
Die wichtigste Neuerung im GG ist das konstruktive Misstrauensvotum. Es verhindert eine parlamentarische Blockade der Regierung. Es kann aber nicht alle Blockaden verhindern.
Hätte das Grundgesetz die "Machtergreifung" 1933 verhindert? Nein, im Gegenteil.
Die Reichstagswahlen Nov. 32 fielen für die NSDAP enttäuschend aus, obwohl sie die stärkste Partei blieb. Reichstpräsident v. Hindenburg wollte Hitler verhindern und beauftragte v. Papen (Deutschnationale) mit der Bildung einer Koalition, was aber scheiterte. v. Papen trat zurück und General v. Schleicher wurde zum Kanzler ernannt. v. Schleicher sollte eine Regierung der Mitte , konkret gegen die NSDAP, bilden. Das scheiterte ebenfalls und daraufhin fasste v. Hindenburg den Plan, den Reichstag aufzulösen ohne Neuwahlen und v. Schleicher kommissarisch ohne parlamentarische Kontrolle regieren zu lassen. Denn die SA beherrschte bereits die Straße und man stand kurz vor einem Bürgerkrieg.
Es war ein "undemokratischer" Plan, aber im Nachhinein wäre es ein sehr guter Plan gewesen. Ob v. Hindenburg oder v. Schleicher von diesem Plan zurücktraten oder beide, kann nicht mehr festgestellt werden.
Nachdem schon mehrere Möglichkeit probiert worden waren, blieb schließlich nur noch, den Mehrheitsführer im Reichstag, das war Hitler, zum Reichskanzler zu ernnenen. Der hatte erklärt, mit dem Zentrum eine Koalition bilden zu wollen. Das scheiterte aber und Hitler reichte die Auflösung des Reichstages beim Reichspräsidenten ein.
Die Märzwahl 1933 fand bestand bereits unter illegalen Umständen statt. Die Drangsalierung von Abgeordneten der SPD und Inhaftierung von Abgeordneten der KPD widersprach explizit der Verfassung. In dieser war die Immunität der Abgeordneten garantiert.
Vergleicht man das Grundgesetz mit der Weimarer Verfassung, bedient sich das GG, wo die Weimarer Verfassung konkret wird, einer sehr blumigen Sprache. Ja, man wollte hoch hinaus, fast wie in einer religiösen Schrift.
Hat dann das Grundgesetz "die Demokratie gebracht" ? Nein, die gab es vor 1933. Warum hat es dann überhaupt funktioniert? Die Frage ist berechtigt, denn die Propaganda im 3. Reich war lückenlos und hatte das Weltbild der Jugend geprägt.
Die Gründe sind
- das dröhnende, alle Erwartungen weit übersteigende Wohlstandsangebot der Amerikaner
- nach der Erfahrung des Krieges eine pazifistische Grundeinstellung. Es hätte der Kriegsgeneration schlaflose Nächte bereitet, ihren Nachwuchs wieder an irgendeiner Front zu wissen.
Die Umstände der NS-Herrschaft (Konzentrationslager, Judenverfolgung, politische Verfolgung) wurden ausgeblendet. Man war ja nicht dabei und wollte daran auch nicht erinnert werden. Wenn schon, dann gedachte man des Bombenkrieges.
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Alea iacta est