Hallo in die Runde! Um noch etwas in die Diskussion einzubringen:
Ich habe im Rahmen einer Diskussion in der Facebook Gruppe "Dividendenstrategie" den Geschäftsbericht und die Zahlen von Starbucks mal auseinandergenommen:
Hier zunächst der Link zur Analyse und der folgenden Diskussion auf Facebook: https://www.facebook.com/groups/dividendenstrategie/1237861749652070/
Wer es nicht sehen kann / kein FB hat etc, für den habe ich es nochmal hier kopiert:
(Ganz unten findet ihr den Link zur Zahlenanalyse von Starbucks, wer also zu faul zum lesen ist..)
+ Starbucks Analyse + - Geschäftsmodell - Kennzahlenauswertung - Wachstumsperspektiven - Fazit - Anmerkung zum Management Angeregt durch Koljas Podcast und den Kursverfall in den vergangenen Wochen habe ich mir mal die Starbucks Geschäftsberichte vorgenommen und das Zahlenwerk unter die Lupe genommen. Hier ist das Ergebnis :-) Beachtet insbesondere die letzte 'Detail'-Seite, dort habe ich nochmal einige Zahlen ganz genau untersucht. Nehmt die Ergebnisse gerne als Grundlage für eine fruchtbare Diskussion! Über Rückmeldungen zur Qualität der Analyse freue ich mich natürlich auch. Mein Bericht: Geschäftsmodell: Starbucks ist Röster, Vermarkter und Händler von Kaffee. Das Unternehmen kauft und röstet hochwertigen Kaffee, der in den eigenen Geschäften und über den Internet-Shop verkauft wird. Die Filialen werden durch das Unternehmen selbst oder durch Lizenznehmer betrieben. Außerdem befinden sich Tee, kalte Getränke und Snacks im Angebot. Dem Kunden wird durch das besondere Konzept der Filialen („Second Home“) eine besondere Atmosphäre geboten. Die Produkte liegen im höherpreisigen Segment und die Marke wird verbunden mit gutem Geschmack, einem guten Gefühl von Entspannung und Gemeinschaft. Kennzahlen: Starbucks wird derzeit mit einem KGV von 26 bewertet. Damit liegt die Bewertung relativ zum Gewinn ziemlich genau im 5-Jahres-Durchschnitt. Gleiches ist bei der Dividende zu behaupten, welche aktuell eine DivRendite von 1,5 % bringt. Insgesamt wurden 2016 Dividenden in Höhe von ~ 1,2 Milliarden Dollar ausgeschüttet. Zusätzlich (!) hat das Unternehmen Aktien im Wert von ~ 2 Milliarden zurückgekauft. Die Ausschüttungsquote liegt derzeit bei ~ 45 %; sie wurde über die letzten Jahre nach oben geschraubt liegt nun in einem Bereich, der eine attraktive Gewinnbeteiligung für die Aktionäre und ein weiteres Finanzieren des Wachstums ermöglicht. Noch viel weiter sollte man die Ausschüttungsquote jedoch vorerst nicht anheben, da man insbesondere für das Wachstum in China noch einige Finanzmittel benötigen wird und eine zu hohe Ausschüttung das Unternehmen dazu bringen könnte, mehr Fremdkapital als angemessen zu nutzen. Die Eigenkapitalrendite ist mit 48 % als extrem hoch zu bezeichnen (laut dem Buch, welches meiner Kalkulation zugrunde liegt, ist eine EKR ab 25 % 'sehr hoch' und tatsächlich findet man nicht viele Unternehmen mit einer derartigen EKR). Gesamtkapitalrendite und EBIT-Marge liegen bei attraktiven ~ 20 %. Hohe Eigenkapitalrenditen und Margen sind insbesondere bei Unternehmen mit starken Marken und starker Preissetzungsmacht (wie zB Starbucks, Apple, ...) zu finden. Die Eigenkapitalquote liegt bei ~ 40 % (zum Vergleich: 2012 lag sie noch bei ~ 60 %). Gleichwohl ist Starbucks finanziell als 'hervorragend aufgestellt' zu bezeichnen, insbesondere bei Betrachtung der Kennzahl NET DEBT / EBIT ( = 0,3 ). Diese Zahl drückt aus, wie oft der operative Gewinn (EBIT) vollständig aufgewendet werden muss, um die Nettoverschuldung (NET DEBT) zu begleichen. Hier ist lediglich etwa ein drittel des jährlichen operativen Gewinns aufzuwenden. In Zahlen: Starbucks hat in Summe 3,6 Milliarden verzinslicher Schulden zu begleichen. Davon zieht man 2,1 Milliarden liquider Mittel ab (da man diese theoretisch sofort zur Tilgung nutzen könnte), woraus eine Nettoverschuldung von 1,5 Milliarden resultiert. Das EBIT liegt jedoch bei 4,3 Milliarden, also um fast das dreifache darüber. Zum Thema Wachstum und Margen: Starbucks konnte die EBIT-Marge über die letzten Jahre steigern (2012 = 15,7 %, 2016 = 20,1 %). Die Umsätze wachsen jedes Jahr mit 10 - 15 %. Die Gewinne hingegen wachsen ebenso, jedoch etwas unstetig: Seit 2012 konnte der Gewinn mehr als verdoppelt werden. Im Jahr 2013 jedoch musste Starbucks mehrere Milliarden aufwenden, um nach dem Urteil eines Schiedsgerichts die Firma Kraft Foods zu entschädigen. Dies hat den gesamten Gewinn aufgefressen, wodurch der Gewinn pro Aktie von 0,89 $ im Jahr 2012 auf 0,01 $ in 2013 gefallen ist. Entsprechend hoch fiel in diesem Jahr das KGV und die Ausschüttungsquote aus. Im Jahr darauf konnte der Gewinn jedoch neue Höhen erreichen und wuchs auf 1,35 $ an, in 2015 bereits auf 1,82 $. Bis zum Ende des Jahres 2016 wuchs er lediglich um 2,2 % auf 1,90 $ an. Warum nur so ein geringes Gewinnwachstum? Die Gründe finden sich auf Seite 26 der PDF Version des Annual Reports 2016: Das um Sondereffekte ('fair value adjustment') bereinigte EPS 2015 lag bei 1,56 $, während das bereinigte (Sondereffekt war eine 53. Woche im Jahr) EPS 2016 bei 1,84 $ liegt. Daraus ergibt sich eine tatsächliche Gewinnsteigerung von ca. 18 %. Also alles super! Auf der 'Details' - Seite meiner Analyse findet ihr weitere Erkenntnisse, die sich auf die Verteilung der einzelnen Regionen und Stores beziehen sowie die Risiken des Geschäftsmodells beleuchten. Wachstumsperspektiven: Da der US Markt sowie der europäische Markt weitestgehend gesättigt sind, wird der Schwerpunkt meiner Beobachtungen in den nächsten Jahren China sein. Dort will Starbucks seine Store-Anzahl in den nächsten Jahren massivst ausbauen, um von dem steigenden Bedarf nach Kaffeegenuss (als Folge einer enorm zunehmenden chinesischen Mittelschicht) zu profitieren. Hier kann man zwischen verschiedenen Varianten wählen: 1. Expansion mit eigenen Stores In diesem Fall würde Starbucks hauptsächlich mit unternehmenseigenen Stores in China wachsen, was zunächst zwar Unmengen an Kapital benötigen würde, letztlich jedoch zu enormen Umsätzen führen würde, da die Nachfrage 1:1 in Umsätze übergeht. 2. Expansion mit lizensierten Stores In diesem Fall würde Starbucks hauptsächlich über Lizenznehmer wachsen. Diese würden die Kosten für Aufbau und Betrieb der Läden übernehmen und somit das Risiko tragen. Hierbei verdient Starbucks jedoch nur einen Anteil am Umsatz, würde also unterproportional an der Nachfrage teilhaben. 3. Gemischtes Modell In diesem Fall würde Starbucks sein bewährtes Modell auch in China umsetzen: Jeweils 50 % eigene und 50 % lizensierte Stores. Tatsächlich hat man die Zahl der 'company-operated stores' in China in den letzten Jahres enorm erhöht! Während in 2012 lediglich 16 % aller Stores in der Region China / Asia Pacific durch Starbucks selbst betrieben wurden, liegt der Anteil heute schon bei 44 % ! Gleichzeitig hat sich die absolute Anzahl Stores in der Region von 3140 auf 6443 mehr als verdoppelt (Vergleich: in der Region Americas hat man trotzdem noch über 15.000 Stores). Da in China vielfach mehr Menschen leben als in der Region Americas, kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen eine enorme Steigerung der Anzahl von Stores auf den Umsatz haben kann/wird. Insgesamt wird China langfristig zum größten Umsatzbringer des Unternehmens werden. Hierfür spricht auch das enorme Wachstum des Umsatzes in China. Hier sehe ich für Starbucks die größten Gewinnpotenziale und werde meinen Fokus daher bei der zukünftigen Bewertung der Aktie in diese Richtung legen. Mein Fazit: Starbucks ist ein sehr profitables Unternehmen, welches zudem finanziell sehr stark aufgestellt ist. Die aktuelle Bewertung ist zwar - gemessen am KGV - hoch, aber angemessen, vorausgesetzt eine konstante Wachstumsrate. Die Dividende dürfte langfristig weiter steigen. Weiteres Wachstumspotential sehe ich für Starbucks insbesondere in China. Damit ich mich nun nicht wiederhole, hier mein persönliches Schlussstatement: Starbucks ist für mich ein klarer Kauf ! (keine Empfehlung, derzeit nicht investiert -> aber bald! ) Anmerkung zum Management: Gründer Howard Schultz ist im Jahr 2008 von seinem Aufsichtsratsposten zurück in die Vorstandsspitze gewechselt. Er hat den Posten des Vorsitzenden im Jahr 2017 an Kevin Johnson (bisher Chief Operating Officer) abgegeben. Schultz verbleibt als sog. Executive Chairman. Was das ist erfahrt ihr hier: http://www.josephchris.com/executive-chairman-vs-ceo Er hält (Dez 2016) etwa 29 mio Aktien, also etwa noch 2 % des Gesamtwertes. Seine Geschichte ist übrigens ein echter 'American-Dream': "Schultz ist der Sohn eines jüdischen Hilfsarbeiters und wuchs in einer Sozialwohnung in Brooklyn auf. Auf der High School war er Quarterback der Football-Mannschaft und erhielt ein Football-Stipendium an der Northern Michigan University. Da er jedoch nicht gut genug für die College-Mannschaft spielte, musste er einen Studentenkredit aufnehmen. Er belegte Kurse in Marketing, Rhetorik und Kommunikation und konnte 1975 seinen Abschluss als Bachelor machen. Damit wurde er auch der erste Akademiker seiner Familie." (Wikipedia) Mehr über den Gründer erfahrt ihr auch hier: https://news.starbucks.com/contact/leadership/howard-schultz
Hier der Link zur Analyse der Zahlen:
https://dl.dropbox.com/s/eu370uzx9o71mxk/...cks%202016%20-%202012.pdf
PS: Nach der Analyse habe ich mit einem Einstieg noch etwas gewartet, da die Aktie ständig im Bereich 44-46 € gelaufen ist (wollte erstmal abwarten ob sich die Aktie in dem Bereich halten kann - Bauchgefühl..). Habe dann nach einiger Zeit ein Limit bei 45 € platziert und den Einstieg gefunden.
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