Doppelmoral oder nur geschäftstüchtig ?

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eröffnet am: 22.02.03 16:51 von: Nassie Anzahl Beiträge: 1
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16074 Postings, 8193 Tage NassieDoppelmoral oder nur geschäftstüchtig ?

Saddams Schmuggel-Schiffe voll Öl

Der Irak hat angeblich einen neuen Trick entdeckt, um an der Uno vorbei Öl zu verkaufen: Seit Wochen sollen am Golf verstärkt Tanker mit illegaler Fracht auslaufen. Schon früher hat Saddam gegen Sanktionen verstoßen. Ein Großteil des Öls landete in den USA.

New York/Bagdad - Berichte über Seelenverkäufer voller Öl kursieren schon seit längerem. Seit Jahren soll sich immer wieder das eine oder andere, kaum seetaugliche Schiff mit öliger Ladung vom Persischen Golf aus auf seine Odyssee gemacht haben.


Seit Mitte Februar aber habe der irakische Öl-Schmuggel eine andere, neue Dimension angenommen, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Uno-Mitarbeiter. Erstmals sei es dem Irak durch falsche Versprechungen gelungen, auch auf modernere Schiffe von teils renommierten Reedereien aus dem Westen zurückzugreifen, um Öl illegal zu exportieren. Allein in den vergangenen Tagen seien sieben Tanker mit einer Ladekapazität von jeweils bis zu zwei Millionen Barrel im irakischen Ölverladehafen Khor al Amaya am Persischen Golf angekommen.

Wie kam das Öl nach Syrien?

Der Sprecher des amerikanischen Uno-Botschafters John Negroponte habe bestätigt, dass die Uno über die Exporte informiert sei. Der Sprecher bezeichnete sie gegenüber dem "Journal" als "unmoralisch". Mit den Exporten versucht der Irak offenbar erneut, das "Food for Oil"-Programm der Uno zu unterlaufen, das den Verkauf von Erdöl allein für humanitäre Zwecke gestattet. Schon in den vergangenen Jahren soll der Irak die Regeln des Programms durch Exporte über Jordanien, Syrien und die Türkei systematisch gebrochen haben. Die US-Regierung geht davon aus, dass die irakische Regierung teils drei Milliarden Dollar pro Jahr auf diese Weise einnahm.

Das "Öl für Nahrungsmittel"-Programm erlaubt dem Irak offiziell nur, Öl aus dem Hafen Mina al Bakr am Golf und über das türkische Ceyhan zu verschiffen. Ingesamt darf der Irak so pro Tag 2,1 Millionen Barrel verkaufen. In der jüngeren Vergangenheit nutze der Irak diese "humanitäre Quote" nicht mehr voll aus. So hat er nach Uno-Mitteilungen vom Mittwoch in der vergangenen Woche lediglich 1,67 Millionen Fass (je 159 Liter) täglich verschifft. Zugleich aber soll der Irak seine illegalen Exporte über die Grenze nach Syrien intensiviert haben. Fachkreise berichten, dass Syrien inzwischen ungewöhnlich viel Erdöl exportiere.

Geisterhafen am Golf

Der Hafen Khor al Amaya, von dem laut "Journal" die "Schmuggelschiffe" auslaufen sollen, wurde während des vergangenen Krieges im Irak schwer beschädigt und gilt offiziell als kaum benutzbar. Die Tanker, die dort befüllt würden, sind dem Bericht zufolge zunächst in den "legalen" Exporthafen Mina al Bakr bestellt worden, um den Reedern den Anschein zu vermitteln, dass alles korrekt ablaufe. Von dort seien die Schiffe aber in den Nachbarhafen Kohr al Amaya weiter geschickt worden.

Unter den Schiffen soll sich eines der griechischen Tsakos-Gruppe befinden, die zu den größten Tanker-Reedereien der Welt gehört - sie stritt den Vorwurf indes ab. Auch zwei Tanker einer englischen und einer amerikanische Reederei sollen laut "Journal" mit Öl unterwegs sein, das nicht über das Uno-Programm abgerechnet wurde. Der Sprecher des amerikanischen Unternehmens, Odin Marine aus Connecticut, betonte gegenüber dem "Journal", man kooperiere mit der Uno, um festzustellen, ob die Ladung legal sei.

Extra-Gebühren unter der Hand

Nach früheren Recherchen des Blattes soll der Irak bis zum September dieses Jahres systematisch illegale Aufschläge auf das Öl kassiert haben, das im Rahmen des Uno-Programms verschifft wurde. Der Irak habe diese Aufschläge von den Mittelsmännern, die den weiteren Export abwickelten, quasi unter der Hand verlangt. Während der offizielle Kaufpreis über das von der Uno kontrollierten Konto gelaufen sei, seien die Aufschläge direkt an das Regime geflossen. Der Irak soll diese Praxis im Herbst eingestellt haben, um die USA nicht weiter zu provozieren. Gleichzeitig gestattete er die Rückkehr von Uno-Waffeninspektoren in das Land. Die Regierung in Bagdad hat aber stets bestritten, die Öl-Aufschläge kassiert zu haben.

Wohin die angeblichen Schmuggelschiffe derzeit unterwegs seien, ist laut "Journal" noch offen. Dem Bericht zufolge ist möglich, dass sie von der "Maritime Interception Force" abgefangen werden, die im Uno-Auftrag die irakischen Exporte kontrolliert.

Amerika klagt an - und kauft

Es ist nicht auszuschließen, dass das "Journal" die Informationen bewusst von US-nahen Kreisen in der Uno erhielt, die hoffen, durch Verbreitung der Nachrichten die Bereitschaft zum Krieg gegen Saddam Hussein zu steigern. Allerdings übte das Blatt in früheren Artikeln zur Sanktionsthematik auch deutliche Kritik an der Doppelmoral des US-Präsidenten George W. Bush und seines Vorgängers Bill Clinton. Ihren Regierungen sei bekannt gewesen, dass der Irak illegale Aufschläge auf Öl kassiert habe. Trotzdem habe Washington nicht konsequent durchgegriffen und die Praxis gestoppt. Möglicherweise liegt das am Öl-Durst der USA und ihrer Konzerne.

Zeitweise nämlich floss rund die Hälfte des Öls, das über das Uno-Programm vom Irak exportiert wurde, in die Vereinigten Staaten. Allein zwischen 1999 bis 2001 kauften Raffinerien in den USA pro Jahr 225 bis 300 Millionen Barrel irakisches Öl pro Jahr. Größter Abnehmer in den Jahren 1996 bis 2002 war der Konzern ChevronTexaco, der 199 Millionen Barrel abnahm, ExxonMobil kaufte im selben Zeitraum 171 Millionen Barrel, Valero Energy 134 Millionen Barrel.



 

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